Die Psalmen Davids sind vielen Menschen bekannt. Daneben gibt es Psalmen von Asaph, von Ethan und von den Söhnen Korahs, einen von Mose und zumindest einen von Salomo. Was vielleicht weniger bekannt ist, dass es auch einen Schweizer Psalm gibt. Nicht in der Heiligen Schrift und auch nicht vom Heiligen Geist voll inspiriert, aber doch sehr wertvoll. Das ist die Schweizer Nationalhymne oder wie sie genannt wird: der Schweizer Psalm. Dieser Psalm wurde einst aus innerer Sorge um ein zerrissenes Land geschrieben. Er sollte verbindend und einheitsfördernd sein. In der Urversion der Schweizer Nationalhymne gibt uns dessen Verfasser, Leonhard Widmer (1808–1868), den besten Ratschlag dazu: «Betet, Schweizer, betet! Nahe, nahe ist Euch Gott.»
Der zu einem Lied angepasste Text lautet wie folgt:
«Trittst im Morgenrot daher,
Seh’ ich dich im Strahlenmeer,
Dich, du Hocherhabener, Herrlicher!
Wenn der Alpenfirn sich rötet,
Betet, freie Schweizer, betet!
Eure fromme Seele ahnt
Eure fromme Seele ahnt
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.»
Die erste Strophe erwähnt das Morgenrot: wir sollen Gott am Tagesanfang suchen. Die zweite Strophe spricht das Abendglühn an: wir sollen Ihn am Tagesende suchen. In der dritten Strophe wird das Nebelmeer beschrieben, das trotz Licht alles verhüllt. Auch in Zeiten der Unklarheit sollen wir Gott suchen. Und schliesslich wird in der vierten und letzten Strophe der Sturm, das Gewitter, ja sogar das Grauen angesprochen: wir sollen Gott in aller Not suchen.
Tag für Tag, in allen Lebenslagen, sind wir aufgerufen, Gott zu suchen. Mit Ihm sollen wir rechnen. Und das Schönste ist, dass Gott versprochen hat, sich tatsächlich von denen finden zu lassen, die Ihn suchen! Im Alten Testament verheisst Er: «ihr werdet mich suchen und finden, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir verlangen werdet» (Jer 29,13).
Jesus ermutigt in der Bergpredigt: «Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan!» (Mt 7,7). Die griechische Zeitform bezeichnet ein beständiges, wiederholtes Bitten, Suchen und Anklopfen. Schliesslich bekräftigt der Herr Sein Versprechen: «Denn jeder, der bittet, empfängt; und wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird aufgetan» (Mt 7,8).
Am 1. August feiern die Schweizer ihren Nationalfeiertag. Vermutlich spielt dabei Jesus bei vielen, auch Christen, die wohl leider unbedeutendste Rolle. – Betrachten wir die Schweizerfahne, die an diesem Tag überall hängt. Nur wenige wissen, was sie symbolisiert. Die rote Farbe entstammt dem sogenannten Blutbanner. Die Homepage geschichte-schweiz.ch berichtet, dass im 13. Jahrhundert der deutsche Kaiser nebst anderen Fahnen «auch eine blutrote Fahne als Zeichen seiner Macht über Leben und Tod» mit sich führte.
«Das Recht, solche Fahnen zu führen, wurde gelegentlich als besondere Auszeichnung an einzelne Städte oder Talschaften verliehen. […] So führten die Schwyzer, deren Namen auch auf die Schweizerische Eidgenossenschaft als Ganzes übergegangen ist, 1240 reichsfrei geworden, seit der Mitte des 13. Jahrhunderts eine rote Fahne mit sich (noch ohne das weisse Kreuz). 1289 unterstützten sie König Rudolf von Habsburg auf einem Kriegszug gegen Burgund und erhielten als Anerkennung das Recht, im roten Feld die Kreuzigung Christi und die Folterwerkzeuge darzustellen. Ursprünglich malte man dieses auch ‹heilig Rych› genannte Symbol auf Pergament und heftete es ans Banner. Erst später wurde das Kreuzsymbol direkt auf den Stoff gemalt.»
Auch wenn Farben und Symbole in der Geschichte und in vielen Auseinandersetzungen missbräuchlich angewandt wurden, versinnbildlicht die rote Farbe Blut und Tod als Folge von Sünde. Die weisse Farbe des Kreuzes weist auf das Kreuz, an dem Jesus den vollen Preis für alle unsere Übertretungen bezahlt hat. Dort werden wir von unseren Sünden rein und weiss. Das ist der kaum beachtete Hintergrund der Schweizerfahne.
Kein Wunder, dass zum Beispiel die damalige Swissair (heute Swiss) in muslimischen Ländern wie Saudi-Arabien mit dem Kreuz auf der Heckflosse Schwierigkeiten hatte. Ein ehemaliger Swissair-Topmanager erzählte mir, dass der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi seinerzeit von der Swissair explizit forderte, das Kreuz von ihren Flugzeugen zu entfernen. Vom Management wurde auch tatsächlich erwogen, die Maschine, die Tripolis anflog, anders zu bemalen. Glücklicherweise ist das aber nie realisiert worden.
Der Schweizer Psalm sagt uns: «Betet, freie Schweizer, betet!» Und das ist richtig so, denn Gebet ist das von Gott verordnete Mittel, all das zu bewegen, was wir aus eigener Kraft nicht schaffen. Und ob wir Schweizer sind oder nicht, die Schweizerfahne symbolisiert, auf welche Wurzeln wir uns besinnen sollen: Unsere Wurzeln basieren auf dem Kreuz. Erst daraus resultieren die Tugenden, die die Schweiz zu dem gemacht haben, wofür sie weltweit bekannt ist: Fleiss, Zuverlässigkeit und Standhaftigkeit.