In den 1960er-Jahren begann in unserer Gesellschaft der Einbruch der christlichen Werte. Millionen von Menschen, die ein mehr oder weniger christliches Bekenntnis vertraten (und war es auch nur der Form halber), brachen mit der religiösen Vergangenheit des Westens. Dieser Prozess ist bis heute noch nicht abgeschlossen. Der moralische Konsens wurde über Bord geworfen und die Folgen waren Verrohung, Niedergang der Sexualethik, die Entwertung von Ehe und Familie und Abtreibung. Seit 1973 wurden weltweit eine Milliarde Kinder im Mutterleib getötet.
Hinzu kommt die zunehmende Verführung auf religiösem Gebiet. Viele Gläubige beurteilen Botschaften nicht danach, ob sie dem Wort Gottes entsprechen, sondern ob sie dadurch ein gutes Gefühl bekommen haben. In Sao Paulo treibt beispielsweise eine selbsternannte Bischöfin namens Ingrid Duque ihr Unwesen. Hunderte von Menschen besuchen ihre Versammlung. Und am Ende kann jeder zu ihr kommen, um ihre Füsse zu küssen und einen Segen zu erhalten. Natürlich ist das nicht gratis, sondern kostet 100 reales, ca. 30 Euro.
Die Verwirrung nimmt zu. Was sollen wir von Gemeinden halten, deren Prediger behaupten, Gott rede auf direktem Weg zu ihnen? Gemeinden, in denen Menschen massenweise nach hinten fallen, weil der Heilige Geist sie getroffen haben soll, wo öffentlich in Zungen geredet wird, ohne dass irgendjemand da wäre, der die Laute auslegen könnte? Gemeinden, wo hinter jeder Erkrankung ein Dämon gesehen wird? Gemeinden, wo das Übersinnliche und Spiritistische so sehr die Oberhand gewinnt, dass Gottes Wort keine Bedeutung mehr beigemessen wird?
Wie sollen wir darauf reagieren und im Glauben feststehen? Der Apostel Johannes gibt Antwort: «Lasst euch also nicht von der Botschaft abbringen, die ihr von Anfang an gehört habt» (1.Joh 2,24). Die Apostel ermahnen uns, nüchtern und wachsam zu sein, uns nicht von vielfältigen und fremden Lehren umhertreiben und verführen zu lassen (1.Petr 5,8; Hebr 13,9; 1.Joh 3,7).
Sprüche 1,2–5 zeigt das Heilmittel gegen geistliche Verführung und weist auf das rechte Urteilsvermögen hin: «Wenn du seine Worte beachtest, wirst du Weisheit erlangen und zu einem verständigen Menschen heranreifen. Die Sprüche helfen dir, dein Leben sinnvoll zu gestalten, und machen dich fähig, gute Ratschläge zu erkennen und anzunehmen. Durch sie gewinnst du Einsicht; du lernst, aufrichtig und ehrlich zu sein und andere gerecht zu behandeln. Wer jung und unerfahren ist, wird urteilsfähig, er bekommt ein Gespür für gute Entscheidungen. Selbst wer schon über viel Wissen und Erfahrung verfügt, kann noch dazulernen. Neue Gedankenanstösse helfen ihm.»
Es geht hier um Gottes Wort und was es im Leben eines Christen bewirken kann. «Gottes Wort ist voller Leben und Kraft. Es ist schärfer als die Klinge eines beidseitig geschliffenen Schwertes, dringt es doch bis in unser Innerstes, bis in unsere Seele und unseren Geist, und trifft uns tief in Mark und Bein. Dieses Wort ist ein unbestechlicher Richter über die Gedanken und geheimsten Wünsche unseres Herzens» (Hebr 4,12).
Das Wichtigste ist, dass wir uns nicht von Gottes Wort entfernen. «Lasst euch also nicht von der Botschaft abbringen, die ihr von Anfang an gehört habt. Wenn sie in euren Herzen bleibt, dann werdet ihr für immer mit Gott, dem Vater, und mit seinem Sohn Jesus Christus verbunden sein» (1.Joh 2,24).
Wenn die Botschaft des Evangeliums in unserem Herzen fest gegründet ist, dann werden wir immer mit Jesus Christus verbunden bleiben. Diese geistliche Einheit wird uns nahegebracht durch das bekannte Bild von der Rebe und dem Weinstock (Joh 15,4-5). Rebe und Weinstock sind eine organische Verbindung. Sie gehören zusammen. So soll der Christ durch den Glauben an Gottes Wort mit dem Herrn Jesus verbunden bleiben.
«Denn genau das hat Christus uns zugesagt: ewiges Leben in der Verbindung mit ihm» (1.Joh 2,25). Mit anderen Worten: Wir werden in Ewigkeit, für immer, in Gottes Herrlichkeit leben, wo «weder Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein» (Offb 21,4). Ewiges Leben in Verbindung mit Christus bedeutet aber noch etwas anderes: Es geht um die Stellung, die wir in Ihm haben, sofern wir wiedergeboren sind. Niemand kann sie uns nehmen, es ist eine geschenkte Gerechtigkeit. Wir können nichts dazu tun. Es sind keine Werke erforderlich, die wir bringen müssen. Der Herr sieht uns durch Christus Jesus, darum sind wir in dieser Stellung vollkommen vor dem Vater. Trotzdem kann es sein, dass unser Zustand weit hinter unserer Stellung herhinkt.
Es kann sein, dass der Gläubige geistlich keinen Schritt vorwärts macht oder die Nachfolge sehr oberflächlich nimmt. Dafür wird er vor dem Richterstuhl Christi die Konsequenzen tragen (2.Kor 5,10), wo unsere Werke entweder verbrennen oder bleiben werden (1.Kor 3,14–15). Ein Erlöster kann Schaden erleiden im Hinblick auf die Kronen, die der Herr für jeden Gläubigen bereit hat. Es geht nicht um das ewige Leben, aber um den Lohn, den wir durch das Feuer verlieren können.
Unser Endziel ist die Vollendung und Verherrlichung der Gemeinde Jesu. Der vielleicht schmerzliche Prozess der Läuterung vor dem Richterstuhl des Herrn wird eine vollendete und verherrlichte Gemeinde hervorbringen. Diese Gläubigen werden dann an der Regierung des Tausendjährigen Reiches teilhaben.
Darum wollen wir uns gegenseitig ermutigen, immer wieder zu fragen, was die Schrift sagt. Das Wort Gottes wollen wir studieren und die Liebe zur Wahrheit nicht verlieren (2.Thess 2,11). Wenn das gegeben ist, werden wir uns im geistlichen Dschungel unserer Zeit nicht verirren. Denn Gott selbst wird uns bewahren vor geistlicher Verführung und uns in alle Wahrheit leiten.