Am 10. und 17. Januar 1525 findet die erste Taufdisputation im Rathaus von Zürich statt. Es stehen sich Zwingli und Bullinger für die Volkskirche und Grebel, Manz, Röubli und Blaurock für die «Brüder» gegenüber. Die «Brüder» verweisen auf die diversen Passagen des Neuen Testaments, die die Erwachsenentaufe lehren. Zwingli vermag demgegenüber nur geltend zu machen, das Neue Testament sei nicht gegen die Säuglingstaufe. Im Weiteren behauptet er, die Säuglingstaufe sei durch die Beschneidung im Alten Testament gerechtfertigt.
Die teilnehmende Bevölkerung nimmt die Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit der «Brüder» wahr. Ebenso stellt sie fest, dass Zwinglis Argumentation nicht zwingend ist. Da jedoch das Urteil des Rats von Zürich massgebend ist und dieser seine Meinung bereits gemacht hat, hat dies keinen Einfluss auf den Ausgang der Disputation.
Am 18. Januar 1525 erklärt der Rat von Zürich, die Kindertaufe beizubehalten. Jedermann, der sein Kleinkind nicht innerhalb von achten Tagen von einem Geistlichen der Volkskirche taufen lässt, wird die Verbannung aus der Stadt angedroht.
- Januar; ein zweiter Erlass des Rats von Zürich: Grebel und Manz erhalten ein öffentliches Redeverbot. Diejenigen, die sich der Kindertaufe widersetzen, haben nicht mehr das Recht, sich zu versammeln. Röubli, Hätzer, Brötli und Castelberger, die zu den «Brüdern in Christo» gehören, werden als Auswärtige aus der Stadt ausgewiesen.
Am gleichen Abend findet bei Manz eine Versammlung der «Brüder» statt. Die Einzelheiten sind in der «Hutterer Chronik» festgehalten. Mira Baumgartner hat in ihrem Werk Die Täufer und Zwingli viele Quellen der damaligen Zeit in heutiges Deutsch übersetzt. Darunter befindet sich auch besagte Chronik, benannt nach dem Tiroler Jakob Hutter, Nachfolger Georg Blaurocks an dessen späterem Wirkungsort in Österreich. Die Darstellung der Geschehnisse dieses Abends werden Blaurock zugeschrieben:
«Und es begab sich, dass sie beieinander waren, bis die Angst anfing und auf sie kam, ja, sie in ihren Herzen bedrängte. Da fingen sie an, ihre Knie zu beugen vor dem höchsten Gott im Himmel, und riefen ihn an als einen, der die Herzen kennt, und beteten, dass er ihnen geben möge, seinen göttlichen Willen zu tun, und dass er ihnen Barmherzigkeit erweisen möge. Denn Fleisch und Blut oder menschlicher Fürwitz haben sie gar nicht getrieben, weil sie wohl wussten, was sie darüber würden dulden oder leiden müssen.»
Nach dieser Gebetsgemeinschaft erhebt sich Georg Blaurock und bittet Konrad Grebel «um Gottes willen, dass er ihn taufen möge mit der rechten christlichen Taufe auf seinen Glauben und seine Erkenntnis». Grebel entspricht der Bitte, indem er ihn mit einer Schöpfkelle voll Wasser begiesst. Darauf tauft Blaurock alle anderen Anwesenden auf deren Bitte hin. Der Bericht endet mit den Worten: «Damit brach die Absonderung von der Welt an und von ihren bösen Werken.»
- Januar. Der Zürcher Schneider Hans Oggenfuss beobachtet, wie Johannes Brötli – einer der Ausgewiesenen – bei der Quelle von Hirslanden Friedli Schuhmacher von Zollikon tauft.
- bis 30. Januar. Manz und Grebel evangelisieren von Tür zu Tür in Zollikon, lehren und taufen. 34 Personen lassen sich taufen, die meisten in Zollikon, einem wohlhabenden Dorf, das etwa 5 km von Zürich entfernt liegt. Es ist der Wirkungsort von Johannes Brötli und Wilhelm Röubli. Seine Bewohner haben während der zwei zurückliegenden Jahre eine gewisse Radikalität gezeigt:
– Gesuch an den Rat von Zürich, den Zehnten abzuschaffen.
– Pfingsten 1524: Spontaner Bildersturm in der Kirche Zollikon.
– Mehre Familien haben sich geweigert, ihre Kinder dem Taufritual zu unterziehen.
Grebel, Manz und Blaurock halten jeden Abend Versammlungen in Zollikon. Es wird getauft und das Abendmahl gefeiert. Einer der Hauptversammlungsorte befindet sich an der Gstadstrasse 25, Heim von Ruedi Thomann. Das Haus ist heute noch erhalten, ebenso das «Chlidorf», wo 1525 die meisten Anhänger der entstehenden Täuferbewegung leben. Bis zu 150 Personen versammeln sich im Haus an der Gstadtstrasse.
Fritz Blanke stellt fest, dass Zollikon während dieser Woche eine regelrechte Erweckung erlebt. Bauern, die gewohnt sind, ihre Gefühle nicht zu zeigen, werden in ihren Gewissen ihrer Sündhaftigkeit überführt. Diese Überzeugung kommt in so lebhafter Weise über sie, dass sie innerlich zusammenbrechen und, oft unter Tränen, mit lauter Stimme zu Jesus Christus um Vergebung ihrer Sünden und um die Gnade der Taufe beten. Die Taufe wird zum sichtbaren Zeichen der vorangegangenen Busse und Bekehrung zu Jesus Christus. Jeder, der sich als Sünder erkennt und bekennt, Jesus Christus als seinen persönlichen Erlöser angenommen zu haben, wird getauft. Blanke beziffert die Personen, die sich so zu Jesus Christus bekennen, auf 35, darunter eine Frau.
Die Zeugnisse von Konrad Hottinger, Hans Bruggbach, Jörg Schad und anderen sind heute noch in den Gerichtsprotokollen des damaligen Untersuchungsrichters von Zürich erhalten. Zwei Dinge sind sehr bemerkenswert:
Erstens, das christliche Bekenntnis, das diese Männer ablegen, unterscheidet sich bis ins Detail nicht von dem, was Zwingli über das Heil in Christus gelehrt hat.
Zweitens, bis zu diesem Zeitpunkt waren christliche Bekenntnisse in der Regel von Männern abgegeben worden, die die Bibel gelesen und ihre Erkenntnisse am Schreibtisch oder in einer Predigt festgehalten hatten (Luther, Zwingli und dergleichen). In Zollikon tritt eine Gruppe von Menschen auf, die schlicht überglücklich darüber ist, in Jesus Christus Denjenigen gefunden zu haben, der sie aus existentiell empfundener Sünde und Schuld befreit hat. Diese Bekenntnisse stimmen umso nachdenklicher, als sie von Männern abgegeben werden, die in ihrem Dorf einen Ruf als anständige Bürger geniessen.
An Sonntag, dem 29. Januar, findet in der Kirche Zollikon wie üblich der Gottesdienst statt. Jörg Blaurock fragt den Geistlichen Niklaus Billeter, als dieser sich zur Kanzel begibt, was er vorhabe. Der Pfarrer antwortet: «das Wort Gottes predigen.» Blaurock antwortet: «Nicht du, sondern ich bin zu predigen gesandt worden.» Dann legt er los. Billeter weist Blaurock darauf hin, dass er von der Zürcher Obrigkeit eingesetzt sei. Blaurock lässt sich nicht beirren. Billeter unterbricht seine Predigt und verlässt die Kanzel, um der entstehenden Unruhe in der Kirche zu wehren. Einige Gemeindeglieder fordern ihn auf, zur Kanzel zurückzukehren. Dies tut er und warnt vor Unruhestiftung. Falls ihm jemand seine Irrtümer zeigen wolle, solle er dies anschliessend im Pfarrhaus tun, aber nicht hier in der Kirche. – Fritz Blanke: «Dies war sicherlich eine Bitte, der man beipflichten muss.»
Blaurock unterbricht seinerseits seine Predigt und zitiert laut das Bibelwort Jesu: «Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus heissen. Ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht.» Zu diesen Worten schlägt er drei bis vier Mal mit einem Stock gegen einen Söller der Kirche. Zu diesem Zeitpunkt greift Hilfsvogt und Gemeindepräsident Wuest, der in der Kirche anwesend ist, ein und droht Blaurock Gefängnis an, falls er nicht sofort aufhöre. Daraufhin verstummt der Bündner.
- Januar. Manz, Blaurock und 25 andere Personen werden in Zollikon von den Zürcher Behörden verhaftet und ins Gefängnis geworfen.
- Februar. Der Rat von Zürich erlässt einen Beschluss, der das Taufen von Erwachsenen in Privathäusern verbietet.
- Februar. Alle Personen, die am 30. Januar verhaftet worden sind, werden freigelassen, ausser Manz und Blaurock. Die Zolliker müssen versprechen, sich höchstens in Gruppen von nicht mehr als drei oder vier zu versammeln und bei diesen Zusammenkünften weder zu predigen noch zu taufen.
- Februar. Entscheid des Rates von Zürich, Blaurock aus dem Gefängnis zu entlassen. Manz als Zürcher Bürger wird strenger behandelt und zurückbehalten.
- Februar. Blaurock kehrt nach seiner Entlassung bei Heinrich Aberli am Rennweg ein, wo am gleichen Abend mit Hans Oggenfuss, Anton Roggenacher und Jakob Hottinger von Zollikon das Abendmahl eingenommen wird.
- Februar. Blaurock kehrt nach Zollikon zurück. Er predigt an diesem Sonntag am Vormittag und am Nachmittag in einer Hausversammlung und tauft alle, die den Wunsch haben, sich taufen zu lassen, darunter acht Frauen. Dann verlässt er Zollikon.
Grebel hält sich während zwei Monaten in Schaffhausen auf. Er versucht vergeblich, Sebastian Hofmeister, den Leiter der dortigen Reformation, für die Sache der Täufer zu gewinnen. Er tauft im Rhein Wolfgang Ulimann, der in der Täuferbewegung von St. Gallen eine einflussreiche Rolle spielen wird.
- bis 15. März. In Zollikon lassen sich mindestens 80 weitere Personen taufen. Nur ein Viertel stammt aus Zollikon, die anderen kommen von Küsnacht und Höngg. An fünf verschiedenen Orten treffen sich Gläubige und Interessierte. Im Unterschied zu Ende Januar sind weder Grebel, Manz noch Blaurock anwesend. Es entsteht so etwas wie eine Gottesdienstordnung und Gemeindezucht gegen undisziplinierte Bekenner wird wahrgenommen.
- März. Der Bürgermeister von Zürich besucht mit einer Delegation die Kirche von Zollikon und warnt die Täufer. Er verliest einen Beschluss des Rates von Zürich, wonach jeder Dorfbewohner, der sich in Zukunft noch taufen lässt, aus dem Dorf verbannt wird.
- März. Die «Brüder» werden von neuem verhaftet. Zweite Taufdisputation in Zürich. Es ändert sich nichts.
- März. 21 Täufer werden in Zollikon verhaftet und in Zürich inhaftiert. Es wird ihnen nun nicht nur eine Busse, sondern auch Verbannung angedroht, falls sie ihre bisherige Glaubenspraxis beibehalten. Wie geistesgegenwärtig ihr Glaube ist, wird aus folgender Begebenheit ersichtlich: Als die Gläubigen im Untersuchungsgefängnis auf ihre Verhörung warten, erhalten sie hohen Besuch. Ulrich Zwingli kommt zu ihnen, um sie von ihrem Lehrverständnis abzubringen. Bei diesem Gespräch sagt der Reformator, die Schrift kenne kein Beispiel von Erwachsenen, die sich ein zweites Mal taufen liessen. Prompt kommt die Antwort von einem der Zolliker Gläubigen: «Doch, die Jünger des Johannes in Ephesus!» (Apg 19,1–7).
- März. Die meisten Täufer widerrufen und werden aus dem Gefängnis entlassen, nachdem sie eine Busse gezahlt haben. Nur vier bleiben ihrem Bekenntnis treu: Jörg Schad, Gabriel Giger, Rutsch Hottinger und Jakob Hottinger.
Manz und Blaurock werden im Gefängnis behalten. Später werden Blaurock und seine Frau aus Zürich verbannt mit der strengen Warnung, nie wieder ihren Fuss in diese Stadt zu setzen. Manz flieht. Die beiden Männer gehen nach Graubünden und ins Appenzell.
Grebel hat sich während dieser Zeit nach St. Gallen begeben, wo Wolfgang Ulimann und Lorenz Hochrütiner viele Einwohner durch ihre Verkündigung überzeugt haben. In dieser Stadt ist Vadian, vormals Lehrer Grebels in Wien und nun sein Schwager, Leiter der Volkskirche. Grebel bleibt zwei Wochen in der Stadt und lehrt einerseits, andererseits versucht er, Vadian zu gewinnen. Am Palmsonntag (9. April) tauft er fast fünfhundert Personen in der Sitter. Dann verlässt er die Stadt mit der Hoffnung, dass Vadian die Volkskirche zum Schriftverständnis der Täufer führen wird. Zwischen Ende April und Ende Juni versteckt sich Grebel in Zürich. Er hat mit grossen gesundheitlichen und finanziellen Problemen zu kämpfen.
Grebels Hoffnung für St. Gallen wird enttäuscht werden. Vadian entwickelt sich zu einem Gegner des Täufertums. Heute ist St. Gallen eine Stadt, deren Bevölkerung deutlich zum Katholizismus gehört.
- Mai. Hyppolitus Eberli, ein Täuferprediger, der in St. Gallen und Schwyz wirkt, wird von den katholischen Behörden ergriffen und zusammen mit einem anderen Mann in Lachen (SZ) auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Er ist der erste Märtyrer der Täufer.
Im Juni findet ein Demonstrationsumzug einer Gruppe Zolliker Täufer in Zürich statt. Männer, Frauen und Kinder, die Weidenzweige und Stricke statt Gürteln tragen, ziehen durch die Strassen der Stadt und rufen «Wehe!» über Zürich aus. Zwingli wird als der Drache aus Offenbarung 12,3 gebrandmarkt, der in Vers 4 die Frau (für die Teilnehmer ein Symbol der Gemeinde Jesu) verfolgt. Einige geben, wie der Prophet Jona, der Stadt noch vierzig Tage, um Busse zu tun, sonst werde das Strafgericht Gottes kommen.
Offenbar handelt es sich hierbei um eine Gruppe mit schwärmerischen Endzeiterwartungen, wie sie von Melchior Hoffmann aus Schwäbisch-Hall später verkündet worden sind. Es besteht jedoch keine Verbindung zwischen Hoffmann und der Gruppe aus Zollikon. Wo diese Gruppe ihre Inspiration hernimmt, ist bis heute unklar. Es darf davon ausgegangen werden, dass weder Manz, Grebel noch Blaurock so gelehrt haben. Was von diesen Brüdern überliefert ist, dreht sich um die Themen «bibeltreues Predigen», «Auferbauung der Gemeinde», «Taufe», «Verwahrung gegen falsche Anschuldigungen» und «Ausharren». Endzeitfragen werden nur einmal, am Rande, erwähnt. Der Umzug dürfte massgeblich von der Erbitterung der Dorfbewohner über das massive Eingreifen der Stadtbehörden in Zollikon getragen gewesen sein.
Bezeichnenderweise hat diese Demonstration kein Einschreiten des Rates von Zürich in Zollikon zur Folge. Offenbar ist auch den Zürcher Behörden klar, dass die Mitglieder des Demonstrationsumzugs nicht so ernst zu nehmen sind wie diejenigen, die sich von Grebel, Manz und Blaurock in der Bibel haben unterweisen lassen.
Ende Juni geht Konrad Grebel nach Grüningen, wo er einen Teil seiner Kindheit verbracht hat (sein Vater war Vogt im Schloss Grüningen). Sein Dienst ist von ausserordentlicher Wirksamkeit. Viele Menschen bekehren sich und lassen sich taufen. Blaurock stösst zu Grebel, um ihm zu helfen.
Im August tauft Jörg Schad von Zollikon in der Zolliker Kirche mehr als vierzig Personen von Zollikon, Höngg und Küsnacht. Das damals verwendete Taufbecken steht noch in der Reformierten Kirche von Zollikon. Für den Rat von Zürich sind diese Taufen eine schwere Provokation, die dem Aufruhr nahekommt. (Zur gleichen Zeit wütet in Deutschland der grosse Bauernkrieg.)
- Oktober. Am Morgen dieses Sonntags hat Blaurock die Kanzel in der Kirche Hinwil vor dem ordinierten Pfarrer bestiegen und zu predigen begonnen. Der Vogt von Grüningen verhaftet ihn und führt ihn zu Pferd ins Gefängnis. Vom Pferd aus singt Blaurock und predigt zu den zusammenlaufenden Bauern. Der Vogt weiss sich kaum zu helfen, als die immer grösser werdende Schar sich zu einem regelrechten Publikum verdichtet, das der Predigt folgen will. Es gelingt ihm, Grebel zu verhaften, Manz entkommt. Letzterer ist am Tag vorher nach dreimonatiger Haft entlassen worden, nachdem ihm das Versprechen abgenötigt worden ist, nicht mehr zu taufen.
- Oktober. Der Rat von Zürich weist jede Zunft an, sechs Männer zu bezeichnen, die zu jeder Zeit bereit sein müssen, bewaffnet nach Zollikon aufzubrechen. In Zollikon selbst werden Vertrauensleute der Zürcher Regierung angewiesen, die geringste Täuferaktivität nach Zürich zu melden, sei es bei Tag oder bei Nacht. Unter diesem Druck erlischt die Täuferbewegung im Dorf.
- Oktober. Manz wird ebenfalls von den Behörden verhaftet.
Vom 6. bis 8. November wird eine dritte Taufdisputation im Grossmünster von Zürich durchgeführt. Die Kirche ist überfüllt. Eigentlich handelt es sich nicht um einen öffentlichen Austausch theologischer Ansichten, sondern um ein Verhör, in dem über Grebel, Manz und Blaurock zu Gericht gesessen wird. Zwingli klagt sie in vier Punkten an, wobei er einen Teil seiner Informationen nur vom Hörensagen hat. Er beschuldigt die drei Täufer, sie hätten gelehrt:
– es dürfe keine christlichen Behörden geben,
– alle Güter müssten allen gemein sein,
– die Heiligen seien vor der Sünde sicher, nachdem sie die Glaubenstaufe empfangen hätten,
– die Getauften seien bereit, der Obrigkeit mit dem Schwert zu widerstehen.
Nach der Disputation werden die drei Täufer, die in Wahrheit keine dieser Punkte gelehrt haben, verhaftet. (Hätten sie beispielsweise gelehrt, dass ein Christ nach der Taufe vor der Sünde sicher sei, wäre beispielsweise die Anordnung der Gemeindezucht gar nicht nötig gewesen.)
Am 18. November verurteilt der Rat von Züirch Grebel, Manz und Blaurock zu lebenslänglicher Haft bei Wasser und Brot. Sie werden im Hexenturm eingesperrt und dürfen selbst von engsten Familienangehörigen nicht besucht werden. Nur Widerruf kann ihnen wieder die Freiheit schenken.
- Dezember. Dr. Balthasar Hubmaier, der Priester von Waldshut, der Hunderte von Bewohnern in dieser Stadt getauft hat, kommt nach Zürich, um mit Zwingli über die Tauffrage zu debattieren. Kurz vorher ist er aus Waldshut vertrieben worden, nachdem die katholischen Österreicher die Stadt eingenommen haben. Zwingli lässt ihn foltern. Unter diesem Druck und aus Angst, von Zürich an die Österreicher ausgeliefert zu werden, widerruft Hubmaier seine Ansichten über die Glaubenstaufe, zuerst schriftlich am 22. Dezember, später (am 13. und 15. April 1526) in drei Zürcher Kirchen. Daraufhin erhält er von den Zürcher Behörden die Erlaubnis, die Stadt zu verlassen, wann immer es ihm beliebe. Er verlässt die Schweiz in Richtung Mähren, wo er sich in Nikolsburg niederlässt. Er kehrt zu seiner Überzeugung über die Glaubenstaufe zurück und lehrt entsprechend. Deswegen wird er am 10. März 1528 in Wien auf Befehl von Kaiser Ferdinand I. von Österreich auf dem Scheiterstock verbrannt. Seine letzten Worte sind: «Die Wahrheit ist untötlich!»
Der Autor, ein Schweizer, der sich eingehend mit dem Täufertum beschäftigt hat, ist der Redaktion bekannt, möchte aber anonym und im Hintergrund bleiben, damit das Licht Jesu Christi durch das Zeugnis der Täufer umso heller hervorstrahlt.