Wenn wir versuchen, obige Fragen zu beantworten, so ist Bescheidenheit geboten, da wir in Detailfragen unterschiedliche Erkenntnisse haben können, die uns im Wesentlichen aber nicht trennen sollten.
Wer wird im Tausendjährigen Reich leben?
Keine Arier, keine Zwangsgetauften, keine Tagträumer, keine Ausserirdischen und auch keine Sektierer, sondern schlicht und einfach Menschen, die nach der grossen und schrecklichen Trübsal der Endzeit sich als gläubige Kinder Gottes erweisen. Man denke nur an die vielen Juden, die sich während der kommenden Trübsal – unter anderem auf das Zeugnis der 144.000 Versiegelten hin –zu ihrem Messias bekehren werden (Offb 7). So dient diese letzte grosse Trübsal nicht nur als Gericht über alle Völker und Nationen, sondern auch als eine Läuterung für das Volk Israel, um die Juden zur Umkehr – hin zu dem Gott ihrer Väter – zu bewegen (Sach 13,9). Denn noch viel wichtiger als die Rückkehr Israels in das Land der Väter – was sich bereits vor unseren Augen ereignet – ist die Rückkehr zu dem Gott der Väter. Das ist der Moment, wenn die «Totengebeine» Israels nicht nur mit Fleisch versehen, sondern auch mit Geist erfüllt werden (Hes 37). Man denke da nur an die Verheissung aus Jeremia 31,33: «Ich will mein Gesetz in ihr Innerstes hineinlegen und es auf ihre Herzen schreiben, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.» Schliesslich wird der Herr Jesus nach dieser grossen und schrecklichen Drangsal wiederkommen in Kraft und Herrlichkeit, um die Königsherrschaft über Sein Volk anzutreten – ganz nach der Verheissung, die bereits David gegeben wurde (1.Chr 17,12-14).
Diese letzte Drangsalszeit vor dem Tausendjährigen Reich wird der «Tag des Herrn» genannt (Joel 3,4). Wir glauben, dass wir, die Gemeinde, vor diesem Gerichtstag entrückt werden (1.Thess 4–5). Aber wir werden danach zusammen mit dem Herrn Jesus auf diese Erde zurückkommen, um gemeinsam mit Ihm im Tausendjährigen Reich zu herrschen (Offb 2,26; 5,10). Da während dieser Zeit Menschen geboren werden, wird es auch wieder «Ungläubige» geben, da sich ein jeder Mensch selbst in seinem Leben für oder gegen Christus entscheiden muss – auch im Tausendjährigen Reich (vgl. Jes 11,6-10). Einige werden sich selbst in diesem Friedensreich, in dem es dem Menschen an nichts fehlen wird, unverständlicherweise von Gott abwenden und sich von Satan verführen lassen (Offb 20,8). Im Übrigen ein Indiz dafür, dass der Wohlstand keineswegs ein Garant für Dankbarkeit, Zufriedenheit und Gottvertrauen ist. Der Glaube an Jesus Christus ist immer eine Herzensangelegenheit und nicht eine Frage des körperlichen oder materiellen Wohlergehens.
Wie lange dauert das Tausendjährige Reich?
Das Tausendjährige Friedensreich wird unmittelbar nach der grössten Katastrophe (nebst der Sintflut), die jemals über die Erde kam bzw. kommen wird, seinen Anfang nehmen und mit der endgültigen Zerschlagung Satans und aller Gottlosigkeit, sein Ende finden. Das Ende des Tausendjährigen Reiches ist also zugleich das Ende dieser uns bekannten Erde. Dann kommt es zum letzten Gericht über den Teufel und seine gefallenen Engel sowie über alle unerlösten Menschen. Danach wird es einen völlig neuen Himmel und auch eine völlig neue Erde geben (Offb 20–21). Wir gehen davon aus, dass dieses Reich tatsächlich tausend Jahre andauern wird, wobei wir uns über zehn Jahre mehr oder weniger nicht streiten werden. Im Übrigen wird der Zeitraum von tausend Jahren sechsmal in Offenbarung 20,2-7 erwähnt, sodass diese Angabe nicht so unwesentlich zu sein scheint. Es ist zudem ein irdisches Reich und noch nicht gleichzusetzen mit der himmlischen Herrlichkeit.
Eigentlich interessant, dass der Herr Jesus Christus noch einmal auf diese Erde zurückkehren wird, statt Seine Getreuen einfach in den Himmel zu holen. Aber auch die letzten Verheissungen Gottes müssen und werden sich noch in Seinem Sohn erfüllen. So die Verheissung Seiner Königsherrschaft über Sein Volk Israel; man denke nur an den Davidbund (2.Sam 7). Und so wird der Herr Jesus pikanterweise genau dort herrschen, wo die Menschen Ihn verspottet, belächelt und sogar getötet haben. Der Herr Jesus wird dort machtvoll regieren, wo man Ihn abgelehnt und geschlagen hat. Er wird als machtvoller und gerechter König das zu Ende führen, was der himmlische Vater mit Ihm begonnen hat (Ps 2,7-8, Offb 11,15). Wie verheissen, werden sich alle vor Ihm beugen: «Damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters» (Phil 2,10-11; vgl. Offb 5,13).
Ohnehin führt an Jesus Christus kein Weg vorbei und es ist kein Zufall, dass auch das Buch der Offenbarung sowohl mit dem Herrn Jesus beginnt als auch mit Ihm endet (Offb 1,1; 22,20-21). Er ist das Zentrum. Und das Schöne bei alledem ist, dass auch wir, als Seine geliebten Kinder, Miterben Seiner Macht und Regentschaft sein dürfen. Wir werden Seine dankbaren Diener und zugleich Seine getreuen Mitherrscher sein. Und erst mit dieser Gottesherrschaft im Gottessohn beginnt ein wahrlich gerechtes, friedvolles und wohlhabendes Reich, weil die Liebe regiert und nicht mehr der Hass. So ist das Tausendjährige Reich wie ein Vorhof zum neuen Himmel und zur neuen Erde; es ist die Erfüllung der Verheissungen in Bezug auf die ewige Königsherrschaft auf Erden (Lk 1,31-33), es ist das Finale vor dem grossen Endgericht und es wird aufzeigen, was auf Erden möglich ist, wenn sowohl Israel als auch die Menschheit im Allgemeinen «Ja» zu Jesus Christus und Seiner Regentschaft sagen.
Es gibt viele Fragen in Bezug auf das Tausendjährige Reich, die auch unterschiedlich beantwortet werden können. (Einige detailliertere Antworten zu Diskussionspunkten erhalten Sie im nächsten Artikel.) Was aber bleibt ist die Tatsache, dass unser treuer Gott und Herr sowohl mit Seinem Volk Israel als auch mit Seiner Gemeinde zum Ziel kommt. Und dafür wird das Tausendjährige Friedensreich auf Erden eine machtvolle Proklamation sein, bevor es zur endgültigen Trennung kommen wird zwischen denen, die ihrem Herrn treu waren und Sein Wort bewahrt haben, und denen, die es vorzogen, ihren eigenen Weg zu gehen. Freuen wir uns auf das kommende Tausendjährige Reich, wenn unter anderem Israel zum Gott seiner Väter zurückkehrt, und freuen wir uns auf die zukünftige Herrlichkeit im neuen Himmel und auf der neuen Erde. «Ja, ich komme bald! Amen. Ja, komm, Herr Jesus!» (Offb 22,20).