Warum sind Christen so oft uneins? (Teil 2)

Vier mögliche Gründe und ein Schlüsselwort.

Wir Christen sind so oft uneins, weil wir im Diesseits und nicht in der Ewigkeit leben. Ist uns immer bewusst, worüber wir eigentlich reden und diskutieren? Letztlich reden wir über Gott, den Allmächtigen, über Den, den «aller Himmel Himmel» nicht fassen können (1.Kön 8,27) und dessen Gedanken so viel höher als unsere Gedanken sind, so wie «der Himmel höher ist als die Erde» (Jes 55,9). Gewiss, dieser Gott teilt sich uns in Seinem Wort verständlich und verbindlich mit und ist in Jesus Christus nahbar geworden. Und doch ist Er noch immer der Ewige, «der in einem unzugänglichen Licht wohnt» (1.Tim 6,16). 

Was hat das mit den Leichen im Keller zu tun? Ganz einfach: Wir können Gott mit unseren Systemen und unseren menschlichen Gedanken letztendlich nie völlig fassen. Es wird immer Bereiche in Gottes Wort und in der Theologie geben, die wir nicht erklären können oder mit denen wir nicht klarkommen. Wir haben es mit dem Allmächtigen und dem unausschöpflichen Reichtum Seiner unermesslichen, mannigfaltigen Weisheit zu tun. Wir haben es mit einem alle Erkenntnis übersteigenden Heilsplan zu tun, worin selbst «die Engel hineinzuschauen begehren» (1.Petr 1,12). 

Oft diskutieren und streiten wir Christen über genau die Dinge, die wir nicht vollständig begreifen können: die Souveränität und das Wesen des dreieinen Gottes und Seinen Plan für die Zukunft und die Ewigkeit. Es ist völlig normal, dass wir begrenzte Menschen im Nachdenken über den Ewigen an unsere Grenzen stossen und zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. 

«Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer» (Hebr 12,29). Jede Begegnung mit Ihm, dem Unendlichen, wird uns endliche Geschöpfe erschüttern und je nach unserer Beschaffenheit unterschiedlich prägen. «Schmeckt und seht, dass der Herr gütig ist! Glückselig der Mann, der zu ihm Zuflucht nimmt!» (Ps 34,9). Jeder kann und darf die Güte Gottes erfahren, aber weil Er in Seinem Wesen so anders, so grenzenlos ist, wird jeder Mensch diese Güte wieder ein wenig anders schmecken und sehen.

Achtung: Dies ist keine Entschuldigung für die grösste aller Irrlehren, wonach irgendwie alle Religionen zu Gott führen. Die Bibel sagt unmissverständlich klar: «Es ist in keinem anderen das Heil, denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in dem wir errettet werden müssen» (Apg 4,12). Erlöst werden nur diejenigen, die allein an Jesus Christus glauben und Ihn als Herrn ihres Lebens anerkennen (Apg 16,31), und niemand sonst. Aber diese Christen werden, weil sie unterschiedlich und begrenzt sind, die unerschöpfliche Fülle ihres Gottes unterschiedlich zu erklären versuchen. 

Wenn alle Christen aller Zeitalter in allen Details in Bezug auf den Inhalt der Bibel eins wären, dann könnte man mit Recht sagen, dass wir ein sehr oberflächliches Buch in Händen halten würden. Weil aber gerade das Gegenteil der Fall ist und über die Bibel so heftig diskutiert wird, weil ihr Wort so sehr die Herzen trifft und Familien, Gemeinden, ja sogar Länder spaltet, und weil wir nie und nimmer darüber ausgestritten haben werden, darum wissen und erkennen wir, dass Gott Gott ist und Sein Wort Sein Wort.

Gewiss könnte ein Muslim dasselbe über den polarisierenden Koran sagen. Aber, und damit kommen wir zum dritten Punkt: Dämonen sind tiefgründig. Das ist zwar politisch nicht sonderlich korrekt, aber falsche Religionen sind aus Sicht der Apostel dämonisch inspiriert (1.Tim 4,1). Und das ist etwas, was wir Christen häufig vergessen. Wir haben es mit realen Fürstentümern, Gewalten, Weltbeherrschern dieser Finsternis und geistlichen Mächten der Bosheit in der unsichtbaren Welt zu tun (Eph 6,12).

Ein Bibellehrer wies einmal darauf hin, dass die falschen Götter, denen Israel im Alten Bund nachhurte, real waren. Die Statuen aus Stein und Holz, die diesen Göttern als Stätte der Verehrung dienen sollten, hatten kein Leben und keinen Inhalt, aber die Götter der Nationen selbst waren echt, denn hinter ihnen standen wirkliche dämonische Mächte. Es wäre ja auch unsinnig, von Gott zu sagen, dass Er grösser ist als die Götter, wenn diese gar nicht existieren würden (vgl. 5.Mo 4,7; 10,17; Jes 36,20). Das wäre in etwa so, wie wenn der Herr proklamieren würde: «Ich bin grösser als der Weihnachtsmann!»

Die Götter waren und sind real. Sie sind Dämonen, die falsche Lehren und Religionen inspirieren und den lebendigen und einzig wahren Gott und Seine Gemeinde bekämpfen. Wir haben es mit den «Listen des Teufels» zu tun (Eph 6,11), und zwar mit einem Gegner, der sich als ein Engel «des Lichts» verkleiden kann (2.Kor 11,14) und wie «ein brüllender Löwe» umhergeht und «sucht, wen er verschlinge» (1.Petr 5,8).

Glauben wir wirklich, dass dieser reale Feind mit Jahrtausende langer Erfahrung und einem Netzwerk an «götterähnlichen» Dämonen es nicht schon geschafft hat, in der Gemeinde des lebendigen Gottes Schaden anzurichten? Wann immer wir nicht auf der Hut sind und nicht die ganze Waffenrüstung Gottes tragen, bieten wir eine Angriffsfläche, die Wesen, die viel mächtiger sind als wir, nur allzu gerne ausnutzen. 

Unsere Uneinigkeit rührt leider auch oft daher, dass wir uns von dämonischen «Einflüsterungen» überrumpeln lassen. Wir nehmen zum Beispiel das Schlimmste über den anderen an, wir lassen uns nicht von den Richtlinien des Evangeliums und der Liebe leiten, wir fallen auf Gerüchte und Verleumdungen herein und tappen in meisterlich konstruierte, auf uns zugeschnittene Fallen, lassen uns Honig um den Bart schmieren, nehmen falsche Ratschläge an oder handeln im Zorn. So oft sind in christlichen Streitigkeiten Hass, Wut und Bitterkeit im Spiel. Und diese Gefühle kommen ganz sicher nicht von Gott, in dem nur Licht und kein Schatten ist. 

Ich schlage mir an die eigene Brust: Wir vergessen zu schnell, dass wir leicht beeinflussbare, schwache, zerbrechliche und abhängige Geschöpfe sind, die mitten in einem kosmischen Kampf stehen, den wir in eigener Kraft nicht zu gewinnen vermögen. Und damit kommen wir auch zum vierten Grund für Uneinigkeit. 

René Malgo ist Mitarbeiter im Redaktionsbereich des Missionswerkes Mitternachtsruf. Er ist verheiratet mit Wanda und hat 5 Kinder. Sein Sachgebiet umfasst das Redigieren von Büchern sowie das Zusammenstellen der Artikel für die beiden Zeitschriften «MNR» und «NAI». Er ist Autor verschiedener Publikationen.
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