Sei getrost und unverzagt

Die Entmutigung verscheucht den Glauben. Sie ist ein Pfeil des Feindes gegen uns. Entmutigt sein bedeutet: nicht weit genug geschaut. Wer sich als Gläubiger entmutigen lässt, hat nicht mit dem Herrn gerechnet, sondern mit dem eigenen Können, mit sichtbaren Dingen. Ein siebenfacher Aufruf.

Erstens, du sollst nicht entmutigt sein, obwohl du zu einer kleinen Herde gehörst: «Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben» (Lk 12,32). Wahrhaftig, alle, die Jesus nachfolgen, bilden eine kleine Herde. Ein antichristliches Christentum wird immer grösser und mächtiger. Die Weltkirche ist im Aufbruch, und wehe, wer es wagt, zu widerstehen. Dennoch, sei nicht entmutigt, denn du, der du Jesus nachfolgst, hast des Vaters Wohlgefallen. Wer durch alle Widerstände hindurch mit Jesus rechnet, hat keinen Grund, entmutigt zu sein.

Zweitens, du sollst nicht entmutigt sein, obwohl du geringe Kraft hast: «Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, auf dass die Kraft Christi bei mir wohne» (2.Kor 12,9). Warum bist du schwach? Die Antwort wird hier klar gegeben: «… auf dass die Kraft Christi bei mir wohne.» Die wunderbare Gnade Gottes kann nur wirksam werden, wo eigene Kraft ausgeschaltet ist. «Lass dir an meiner Gnade genügen.» Deshalb: wie schwach ich auch bin, nie muss ich entmutigt sein, denn «wenn ich schwach bin, so bin ich stark».

Drittens, du, der du glaubst, sollst nicht entmutigt sein, obwohl es nur wenige Glaubenskämpfer gibt: «Vielleicht wird der Herr etwas durch uns ausrichten; denn es ist dem Herrn nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen» (1.Sam 14,6). Erst dann, wenn wir mit wenig Getreuen übrigbleiben, stellt sich heraus, wie leicht wir geneigt sind, auf sichtbare, äussere Macht abzustellen. Aber die Heilsgeschichte und auch unsere Glaubenserfahrung lehren uns, dass der Herr sich nicht gerne offenbart durch Massen, durch zahlenmässige Übermacht. Als die Christen in der Kirchengeschichte eine mächtige Staatskirche zu bilden begannen, zog sich der Herr zurück – ihre geistliche Macht war gebrochen. Erst als Gideon seine Tausende von sich hatte gehen lassen und mit dreihundert Getreuen übrigblieb, offenbarte sich der Herr mächtig. Abraham, der Vater aller Gläubigen, hat im hohen Alter einen zahlenmässig übermächtigen Feind mit 318 Mann vernichtend geschlagen (1.Mo 14,14–16). Jonathan und sein Waffenträger waren nur zu zweit. Zahlenmässig den Philistern gegenüber eine unmögliche Sache. Aber es war dem Herrn nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen. Darum sei nicht entmutigt!

Viertens, du sollst nicht entmutigt sein, obwohl du viele Widersacher hast: «Denn mir ist eine grosse Tür aufgetan, die viel Frucht wirkt, und es sind viele Widersacher da» (1.Kor 16,9). Es klingt widersprüchlich: aber der Widersacher sind viele da, damit viel Frucht durch dich gewirkt wird; denn durch eine grosse Anzahl Widersacher bleibst du in der Glaubensschule. Es bleibt dir nichts anderes übrig als zu glauben, als dich allein auf den Herrn zu verlassen. Und siehe da, nicht nur, dass durch die gläubige Behauptung des Sieges Jesu die Widersacher machtlos sind, sondern durch denselben Glauben wird viel Frucht gewirkt. Deshalb danke Gott für deine Widersacher und sei nicht entmutigt.

Fünftens, du sollst nicht entmutigt sein, obwohl die Zeit verzweifelt böse ist: «Und kauft die Zeit aus; denn es ist böse Zeit» (Eph 5,16). Satan sucht, seine noch sehr kurz bemessene Zeit auszukaufen (vgl. Offb 12,12). Sein Reich wankt bereits. Jesus kommt! Die Nacht ist deshalb vor dem anbrechenden Morgen stockfinster. Wenn die Macht der Finsternis ihre Zeit fieberhaft auskauft, wie viel mehr sollten wir es tun! Die innere Entmutigung nimmt in uns überhand, sobald wir die Zeit nicht mehr auskaufen. Die beste Zeitverwendung ist siegreiches Gebet. Aus solchem Gebet entfaltet sich durch dich siegreiche Aktivität wider die Macht der Hölle. Der Sieg Jesu ist eine gewisse Tatsache, auch in dieser bösen Zeit. Darum sollst du nicht entmutigt sein.

Sechstens, du sollst nicht entmutigt sein, obwohl die Anfechtungen sich steigern: «Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche Gott verheissen hat denen, die ihn liebhaben» (Jak 1,12). Je mehr wir uns dem Endziel nähern, desto heisser werden die Anfechtungen, zumal du, gerade du, der du Jesus dein Leben übergeben hast, durch deine Bewährung in der Anfechtung vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt demonstrieren sollst, dass Jesus Sieger ist. Aus diesen Gründen werden wir sogar ermahnt, uns zu freuen, wenn wir in mancherlei Anfechtungen fallen (Jak 1,2), und dass es uns nicht befremden soll, wenn die Hitze der Anfechtung uns begegnet (1.Petr 4,12; vgl. auch 1.Petr 1,6.7).

Siebtens, du hast keinen Grund, entmutigt zu sein, obwohl das Arbeitsfeld unermesslich gross ist: Jesus sagt in Markus 16,15: «Gehet hin in alle Welt.» Was soll ich nichtiger Mensch in solch einer grossen Welt ausrichten? Meine Mittel und Fähigkeiten, Zeit und Kraft sind derart begrenzt, dass ich doch nichts Wesentliches tun kann. So redet der entmutigende Unglaube. Aber blicke auf Jesus. Jawohl, das Erntefeld ist unermesslich gross. Der Arbeiter sind wenige. Aber Jesus steht hinter dir. Er ist bereit, deine leeren Hände neu zu füllen. Es sind Seine Werke durch dich, die weltweit wirksam werden. Das, was du nicht kannst, kann Er, weit über unser Bitten und Verstehen, sodass du mit Paulus rufen kannst: «Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus» (Phil 4,13). Darum sollst du nicht entmutigt sein im Blick auf die Grösse des Arbeitsfeldes, denn «die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten» (Ps 126,5).

Wim Malgo (1922–1992) absolvierte seine theologische Ausbildung in Beatenberg, Schweiz, gründete das Missionswerk Mitternachtsruf und war weltweit als Evangelist und Verkündiger der biblischen Prophetie tätig.
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