Paulus vertraut nicht auf sein Fleisch (Teil 1)

Obwohl auch ich mein Vertrauen auf Fleisch setzen könnte. Wenn ein anderer meint, er könne auf Fleisch vertrauen, ich viel mehr: beschnitten am achten Tag, aus dem Geschlecht Israel, vom Stamm Benjamin, ein Hebräer von Hebräern, im Hinblick auf das Gesetz ein Pharisäer, im Hinblick auf den Eifer ein Verfolger der Gemeinde, im Hinblick auf die Gerechtigkeit im Gesetz untadelig gewesen. Aber was mir Gewinn war, das habe ich um des Christus willen für Schaden geachtet. (Philipper 3,4-7)

Ich möchte mit einer Frage anfangen:
Bist du ergriffen worden von Jesus Christus? Wenn ja, wie sehr? Ist Er der Herrscher in deinem Leben geworden? In welchen Bereichen hat Er in deinem Leben Besitz ergriffen?

Wenn man Jugendliche fragt, die in einer christlichen Familie aufgewachsen sind, wann sie sich bekehrt haben, können die meisten kein genaues Datum nennen. Aber irgendwann muss jeder einmal den Entscheid treffen, dass er zu Christus gehört. Die Frage ist, wie sehr hat die Bekehrung mich verändert? Wie haben sich die Prioritäten in meinem Leben geändert?

Einleitung
Paulus warnt in den ersten Versen von Kapitel 3 vor falschen Lehrern, die in die Gemeinde hineinkommen. Er nennt sie Hunde, böse Arbeiter und solche, die Zerschneidung in die Gemeinde hineinbringen. Anstatt aufzubauen, zu ermutigen und zu Christus zu führen, bringen sie Zerschneidung in die Gemeinde. Paulus warnt vor der Gesetzlichkeit, die die Judaisten predigen. Sie verkündigten, dass der Glaube an Jesus alleine nicht reicht, sondern noch verschiedene Aufgaben zu tun sind. Zum Beispiel forderten sie die Beschneidung und das Einhalten der Feste des HERRN. Paulus sagt in Vers 3, dass wir die Beschneidung sind, was nicht bedeutet beschnitten zu sein. Wir gehören Gott, wenn Sein Geist in uns ist und wir Gott im Geist dienen. Mit Fleisch meint Paulus alles, was ich durch eigene Leistung erreiche und deshalb denke, besser vor Gott zu sein. Im Geist rühmt man sich nicht seiner eigenen Leistung, sondern rühmt sich Christus Jesus allein. Die Gnade können wir uns nicht durch Werke verdienen, Jesus hat bereits alles für uns getan.

Die Liste
In Vers 4 beginnt Paulus ein Zeugnis in Bezug auf seine Bekehrung. Er spricht darüber, wer er früher war und sagt ab Vers 8, wer er geworden ist.

Paulus zählt ab Vers 4 auf, worauf er alles stolz sein kann: «Obwohl auch ich mein Vertrauen auf Fleisch setzen könnte. Wenn ein anderer meint, er könne auf Fleisch vertrauen, ich viel mehr» Die falschen Lehrer wollten das Vertrauen auf das Fleisch in die Gemeinde hineinbringen. Sie wollten zum Beispiel, dass sich Heiden beschneiden lassen, wenn sie sich bekehren. Paulus antwortet den Judaisten und erklärt ihnen, dass wenn jemand auf Fleisch vertrauen kann, dann ist es er selber vielmehr als alle Anderen.

In Vers 7 sagt Paulus: «Aber was mir Gewinn war, das habe ich um des Christus willen für Schaden geachtet» Für Paulus ist alles, was er in den Versen 5 und 6 aufzählt Schaden oder Verlust. In Vers 8 betrachtet er es sogar als Dreck. Wenn wir uns jetzt diese Liste ansehen, können wir sie bewundern. Aber die Liste ist nichts gegenüber dem, was ich durch Jesus Christus habe: Erkenntnis Christi, Gerechtig-keit aus Gott, Kraft seiner Auferstehung, Gemeinschaft seiner Leiden, Hoffnung einmal bei Ihm zu sein.

1. Beschnitten am achten Tag
Paulus konnte mit Stolz vom Fleisch her sagen, dass er am achten Tag beschnitten worden ist. Nicht alle Juden haben dieses Gesetz eingehalten. Dies können wir in alten Schriften nachlesen, unter anderem bei Josephus Flavius. Es gab viele Juden, die sich dem heidnischen Weltlauf angepasst haben und sich sogar für den Akt der Beschneidung geschämt haben. Wir wissen zum Beispiel, dass Timotheus nicht beschnitten war, obwohl er eine gewisse jüdische Abstammung hatte. Paulus konnte mit Stolz sagen: «Ich bin beschnitten.» Er war am achten Tag beschnitten, so wie es Gott bereits Abraham befohlen hat (1. Mose 17,12). Es war ein äusserliches Zeichen dafür, dass er zum Volk Israel gehört.

2. Die Abstammung
Paulus war «aus dem Geschlecht Israel» (Phil 3,5). Er war nicht aus irgendeinem Volk, er war kein Schweizer, kein Deutscher und kein Österreicher. Das Volk Israel war das Volk, dem Gott das Gesetz gab und das Gott auserwählt hat. Gott hat sich durch das Volk Israel geoffenbart. Trotzdem sagt Paulus am Ende, dass er seine Abstammung für Verlust und Dreck achtet. Ist die Abstimmung deshalb schlecht? Viele Christen denken, dass sie gerne Teil des Volkes Israel sein würden und manche beginnen in ihren Stammbäumen zu suchen. Aber in Bezug auf Christus ist dies alles nichts.

Paulus hat einen Stammbaum gehabt. Er konnte sagen, dass er zum Stamm Benjamin gehört. Wir dürfen nicht vergessen, dass Paulus nicht in Israel aufgewachsen ist. Er war in der Diaspora, der Zerstreuung, aufgewachsen und blieb dort wahrscheinlich bis er 12 Jahre alt war. Viele Juden der Zerstreuung wussten nicht mehr, was ihr Ursprung war oder zu welchem Stamm sie gehörten.

Der Stamm Benjamin ist zudem noch etwas Besonderes. Dieser Stamm war bekannt als Eiferer und als Kämpfer. Auf dem Stammesgebiet stand die Stadt Jerusalem. Der erste König Israels, König Saul, kam aus dem Stamm Benjamin. Welcher Stamm blieb dem Stamm Juda treu? Es war der Stamm Benjamin. Paulus konnte daher mit Stolz sagen, dass er aus dem Stamm Benjamin kommt.

3. Hebräer von Hebräern
Warum ist diese Eigenschaft etwas Besonderes? Wir lesen in Apostelgeschichte 21,39-40: «Aber Paulus sprach: Ich bin ein jüdischer Mann aus Tarsus, Bürger einer nicht unberühmten Stadt in Cilicien. Ich bitte dich, erlaube mir, zum Volk zu reden! Und als er ihm die Erlaubnis gab, stellte sich Paulus auf die Stufen und gab dem Volk ein Zeichen mit der Hand. Und als es ganz still geworden war, redete er sie in hebräischer Sprache an und sagte» Welche Sprache haben die Juden damals geredet? Sie sprachen Aramäisch. Die meisten Juden, die damals im Land Israel lebten, haben die hebräische Sprache nicht mehr beherrscht. Einige Worte, die Jesus am Kreuz sagt, sind Aramäisch. Aber Paulus redet in der hebräischen Sprache. Das Ereignis in der Apostelgeschichte hat die Leute vermutlich zum Staunen gebracht. Paulus konnte wirklich sagen, dass er ein Hebräer von Hebräern ist.

Nathanael Winkler absolvierte seine theologische Ausbildung in Deutschland. Er spricht fliessend Hebräisch. Sein Aufgabenschwerpunkt ist die breitgefächerte Israelarbeit des Missionswerkes und die grosse Jugend- und Kinderarbeit der Gemeinde Mitternachtsruf.
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