Diese Aussagen widersprechen sich nur auf den ersten Blick, passen aber im biblischen Gesamtkontext zusammen. Es ist richtig, dass sich der Rauchopferaltar, der siebenarmige Leuchter, der Schaubrottisch und die dazugehörigen Brote im vorderen Teil der Stiftshütte befanden, und zwar vor dem Vorhang, der das Heiligtum vom Allerheiligsten trennte. Das Allerheiligste, in dem die Bundeslade stand, repräsentierte die direkte Gegenwart Gottes. Hier durfte der Hohepriester nur einmal im Jahr «nicht ohne Blut» hineingehen, und zwar am grossen Versöhnungstag (Hebr 9,7).
Der Hohepriester war verpflichtet, täglich zweimal (morgens und abends) in das vordere Zelt des Heiligtums zu gehen, um auf dem Räucheraltar vor dem Vorhang zum Allerheiligsten zu opfern. In 2. Mose 30,7-8 wird gesagt, dass dieses Räucherwerk «vor dem Herrn» geschah. Warum «vor dem Herrn»? Weil der Rauch durch den Vorhang in das Allerheiligste drang. Deshalb musste der Räucheraltar direkt vor dem Vorhang stehen, und so befand er sich, obwohl durch einen Vorhang getrennt, doch «unmittelbar» vor der Bundeslade im Allerheiligsten (vgl. 2.Mo 40,5). In diesem Sinne gehörte der Räucheraltar indirekt zum Allerheiligsten. Deshalb übersetzt die Schlachterbibel 2000 Hebräer 9,3-4 wie folgt: «Hinter dem zweiten Vorhang aber befand sich das Zelt, welches das Allerheiligste genannt wird; zu diesem gehört der goldene Räucheraltar und die Bundeslade, überall mit Gold überzogen, und in dieser war der goldene Krug mit dem Manna und der Stab Aarons, der gesprosst hatte, und die Tafeln des Bundes.»
Der Räucheraltar stand zwar vor dem Vorhang zum Allerheiligsten, gehörte aber, vom Zweck her gesehen, in das Allerheiligste. Somit ist beides richtig. In prophetischer Weitsicht ist dies auch ein Hinweis auf Jesus Christus, der nicht im Heiligtum stehengeblieben, sondern in das Allerheiligste vorgedrungen ist. Durch Ihn werden unsere Gebete als Räucherwerk ein Wohlgeruch und angenehm vor Gott dem Vater.