«Geld spielt in der Endzeit eine sehr wichtige Rolle»

Früher war die Wall Street sein Arbeitsplatz – heute geht er andere Wege: Ein Interview von Norbert Lieth mit dem ehemaligen Broker und Wirtschaftsexperten Wilfred Hahn.

Sie waren früher in der Wirtschaft tätig. Welche Position bekleideten Sie und was waren Ihre Aufgaben?
Früher, bevor ich mich von den Geschäften der Wall Street (in Kanada: Bay Street) zurückzog, war ich Chef einer globalen Anleger-Firma und Vorsitzender eines Offshorezentrums mit Büros in sieben Ländern, zum Beispiel in Japan, Singapur und Genf. Wir verfügten über zig Milliarden von Dollars und oft besuchte ich auf meinen Geschäftsreisen auch die deutschsprachigen Länder: Schweiz, Deutschland und Österreich.

In Ihrer Position sind sie weit in der Welt herumgekommen, haben viel gesehen, Einblick in das weltweite Finanzwesen bekommen und eine Menge Erfahrungen gesammelt. Was hat Sie dabei im Positiven wie im Negativen berührt?
Meine Erfahrungen waren mehr negativ als positiv. Vielleicht war das so, weil ich Christ bin und mich in diesem Milieu nicht wohl fühlte. Das Schlimmste war für mich zu sehen, wie die Gier nach Geld Menschen total verändern kann. Das war manchmal kaum zu glauben.
Das Positive war, dass ich viele Arbeitskollegen kennen lernte, seien es nun Japaner, Chinesen oder Schweizer und dadurch jetzt viele Freunde und gute Kontakte in den verschiedensten Ländern habe.

Was machen Sie heute beruflich?
Heute bin ich selbständig, habe meine eigene Firma, das Mulberry Ministry, und gebe monatlich ein Informationsblatt über das globale Finanzwesen aus christlicher Sicht heraus.

Was hat Sie vom Glauben an die Bibel und somit an Jesus Christus überzeugt?
Ich habe mich bekehrt, als ich 11 Jahre alt war, aber erst viel später nahm ich diesen Glauben wirklich ernst; da war ich schon bald 30. Es kam ganz plötzlich, dass der Heilige Geist mich von der ganzen Wahrheit der Bibel überzeugte. Ich entdeckte, dass es klug ist, ein Christ zu sein, und dass man sein Gehör nicht an der Kirchentür abgeben muss. Die Bibel ist nicht voll von Märchen, sondern sie ist das echte Wort Gottes. Ein Christ muss sich für nichts schämen. Diese Entdeckungen waren lebensverändernd für mich.

Wodurch wurden Sie veranlasst, den Beruf zu wechseln und vor der «Geldfalle» zu warnen?
1996 versuchte ich das erste Mal, mich von den Geschäften der Wall Street zu trennen, und ich reichte bei der Bank, bei der ich beschäftigt war, die Kündigung ein. Es war eine innere Unruhe in mir, die mich dazu veranlasste. Heute bin ich davon überzeugt, dass das durch den Heiligen Geist gewirkt war. Die Bank wollte mich allerdings nicht gehen lassen. Sie erhöhte mein Gehalt und ich bekam einen Assistenten, der mir viele Arbeiten abnahm. Man erlaubte mir sogar, mein eigenes Informationsblatt zu schreiben. So wurde der «Eternal Value Review» vom Mulberry Ministry geboren. Ich blieb dann noch 3 Jahre bei dieser Bank. 1999 kündigte ich erneut und dieses Mal gelang es mir endlich, mich von der Wall Street zu trennen.

Das war ein radikaler und mutiger Schritt, zu dem sicher nicht viele bereit wären. Haben Sie diesen Schritt nie bereut?
Meiner Ansicht nach war meine Kündigung weder radikal noch mutig. Doch viele dachten, ich sei verrückt. Aber all die Sachen, die ich in den weltlichen «Geldkreisen» erlebte, wie Korruption, krankhaften Ehrgeiz und die Erkenntnis, welche Rolle das Geld in der Endzeit spielt, quälten mich und bedrohten meinen inneren Frieden. Wäre ich geblieben, wäre alles nur noch schlimmer geworden.
Ja, es gab schon Momente, wo ich es ein wenig bereut habe, nun nicht mehr so viel Geld zur Verfügung zu haben, nicht mehr in der «First Class» um die Welt reisen, nicht mehr die besten Restaurants besuchen zu können, bei anderen Menschen nicht mehr so hohes Ansehen zu geniessen usw. Aber jetzt, Jahre später, scheint das alles lächerlich. Die Hauptsache ist doch, dem Herrn gehorsam zu sein, selbst wenn es einen das Leben kosten würde. Alles, was wir für unseren Herrn aufgeben, gleicht schmutzigen Lumpen, um etwas viel Besseres zu gewinnen, und das für die Ewigkeit!

Sind Sie der Meinung, dass die Bibel ein Ratgeber für alle Lebenslagen ist und somit auch für den Bereich der Finanzen, den Umgang mit Geld?
Ja, ich glaube, dass die Bibel ein Ratgeber für alle Lebenslagen ist. Aber wenn es um Geld und Finanzen geht, müssen wir sehr vorsichtig sein. Geld und Reichtümer (Mammon) sind schwerwiegende Angelegenheiten und können in die Irre führen. Es gibt viele Menschen, die die Bibel lesen und zu Gott beten, aber sie haben nur das eine Ziel: möglichst reich zu werden und persönliches Wohlergehen. Sie bitten Gott um Segnungen und um die Annehmlichkeiten des Lebens, aber Gott persönlich kennen lernen, für Ihn leiden, das wollen sie nicht.

Denken Sie, dass uns das prophetische Wort der Bibel über wirtschaftliche Globalisierung und die endzeitliche Macht des Geldes Wichtiges zu sagen hat?
Meiner Meinung nach ist die endzeitliche Rolle von Geld und Globalisierung sehr deutlich im prophetischen Wort enthalten. Viele sehen das allerdings nicht mehr, weil sie so tief in der Welt verstrickt sind. Es bringt mich zum Weinen, wenn die Bibel davon spricht, dass die Christen und die Gemeinden der Endzeit von Geld, Reichtümern und Globalisierung ganz eingenommen werden. Bei den meisten ist das heute schon der Fall. Der Herr Jesus, der damals nicht einmal ein eigenes Zuhause hatte, wird wieder für Geld verraten und verkauft.

Leben wir diesbezüglich in einer besonderen Zeit? Oder bedeutete Geld nicht schon immer eine Gefahr und Falle?
Gewiss, Geld war schon immer eine Gefahr und Falle für den Einzelnen, aber heute bedeutet Geld etwas ganz anderes als vor hundert oder zweihundert Jahren. Es ist ein System geworden, ein globales Netz, eine Weltmacht. Diese Macht schliesst alles in sich ein, sie beherrscht alles, auch uns als Einzelne.

Wie sehen Sie die Entwicklungen heute in Bezug auf Offenbarung 18, dem wirtschaftlichen Endstadium «Babylons»?
Das Babylon in Offenbarung 18 stellt meiner Meinung nach die heutigen globalen Geld- und Wirtschaftssysteme dar. Es ist das endzeitliche neue Tyrus, von Satan selbst gefördert und regiert. Manche sagen, die USA seien Babylon und der «Ground Zero» das Zentrum. Vielleicht ist «Ground Zero» das Zentrum des globalen Babylons, aber nicht die USA allein.

Geben Sie uns bitte einige Ratschläge, die Ihnen für die Christenheit im Blick auf dieses Thema am Herzen liegen.
Bitte, machen Sie Gott nicht klein, trauen Sie Ihm alles zu! Die Menschen glauben, sie brauchen keinen Gott mehr und meinen, dass die Welt auch ohne Ihn immer besser und klüger wird. Aber Gott lacht ihrer. Er hat alle arroganten Mächte zerstört: Assyrien, Tyrus, Babylon, Moab und Edom. Heute haben wir ein Babylon, das die ganze Welt einnimmt, aber die Bibel sagt, dass dieses endzeitliche Babylon ebenfalls vernichtet wird. Es kann nicht mehr lange dauern, bis das geschieht, nämlich in der grossen Trübsal. – Die Wiederkunft Jesu steht vor der Tür.

Vielen Dank für das Interview.

Wilfred J. Hahn ist internationaler Depotverwalter, Gründer von Mulberry Press Inc. Und Herausgeber des Rundbriefs «Eternal Values Review», ein Medium für «denkende Christen, die unsere Zeit verstehen wollen».
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