Jesus selbst war ein grosses Vorbild des Gebets, so sehr, dass die Jünger Ihn einst fragten: «Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte!» (Lk 11,1). Daraufhin lehrte der Herr sie das Vaterunser (mehr dazu im folgenden Artikel «Die tiefere Dimension des Vaterunsers»). Später kam die Zeit – es war ein Tag vor dem Tod Jesu am Kreuz –, dass Er ihnen sagte: «Was auch immer ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er wird es euch geben! Bis jetzt habt ihr nichts in meinem Namen gebeten; bittet, so werdet ihr empfangen, damit eure Freude völlig wird» (Joh 16,23-24).
Damit stiess der Herr eine völlig neue Tür des Gebets auf, die die Jünger bisher nicht kannten. Sie durften in Jesu Namen zum Vater beten; das Gebet über Seine Person würde die Garantie der Erhörung sein. Daran wird erkennbar, was Jesus Christus vollbracht hat und in welche Dimension Er alle erhebt, die an Ihn glauben. Er identifiziert sich mit unseren Gebeten in Seinem Namen.
Man wird immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob man direkt zu Jesus selbst beten dürfe oder ob man immer in Seinem Namen zu Gott dem Vater beten müsse. Die Antwort finden wir in derselben Rede wie oben, wo Jesus Seinen Jüngern sagte: «Und alles, was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht wird in dem Sohn. Wenn ihr etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun» (Joh 14,13-14).
Der Herr Jesus bestätigte damit zwei Dinge:
- Das Gebet in Seinem Namen wird von Ihm selbst erhört: «Das will ich tun.»
- Das Gebet in Seinem Namen wird vom Vater erhört: «Er wird es euch geben.»
Damit liegt auf der Hand, dass der Herr Jesus wesenseins mit dem Vater ist. Dies wird nach Seiner Auferstehung von dem Apostel Thomas bestätigt, der sagte: «Mein Herr und mein Gott!» (Joh 20,28). Darüber hinaus kommt es in den Evangelien auch vor, dass Menschen vor dem Herrn Jesus niederfallen und sich etwas von Ihm erbitten (Mt 8,2; 9,18; Lk 8,47). Dies darf sicher als Gebet aufgefasst werden.
In Römer 10,9-10 betont Paulus, wie wichtig es ist, den Herrn Jesus als Herrn zu bekennen. Denn das führt zur ewigen Errettung. In Vers 11 betont er nochmals, dass jeder, der an Ihn (Jesus) glaubt, nicht zuschanden wird. Und in Vers 13 zitiert Paulus eine alttestamentliche Stelle zu Gott selbst in Bezug auf den Herrn Jesus. Wer Jesus als Herrn bezeugt und Ihn anruft, wird gerettet.
Demnach liegt es auf der Hand, dass wir den Namen des Herrn (Jesus Christus) nicht nur anrufen dürfen, sondern auch sollen. Darauf wird auch im Korintherbrief hingewiesen, wo von «allen» die Rede ist, «die den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen an jedem Ort» (1.Kor 1,2). Alle Christen dürfen «den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen an jedem Ort», also sehr wohl direkt zu Ihm beten.
Notwendig ist dabei das sogenannte «Beten im Geist». «Indem ihr zu jeder Zeit betet mit allem Gebet und Flehen im Geist, und wacht zu diesem Zweck in aller Ausdauer und Fürbitte für alle Heiligen» (Eph 6,18). «Ihr aber, Geliebte, erbaut euch auf euren allerheiligsten Glauben und betet im Heiligen Geist» (Jud 20).
Der in uns wohnende Heilige Geist will uns unter anderem ins Gebet treiben (Röm 8,14). Er will, dass wir im Geist beten, nicht im Fleisch, das heisst, nicht beladen mit Zorn, Egoismus, Neid, Habsucht u.v.a.m. (Jak 4,3). Er will, dass wir zu jeder Zeit beten. Er will uns erinnern, Anstösse geben, leiten, aufmerksam machen usw.
Der Heilige Geist ist es aber auch, der uns direkt vor Gott vertritt. «Ebenso aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an; denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie es sich gebührt, aber der Geist selbst verwendet sich für uns in unaussprechlichen Seufzern. Der aber die Herzen erforscht, weiss, was der Sinn des Geistes ist, denn er verwendet sich für Heilige Gott gemäss» (Röm 8,26-27).
Oft wissen wir weder, was wir beten sollen, noch, wie wir beten sollen. Wie gut ist es da zu wissen, dass der Geist unserem Stammeln entgegenkommt und sich unserer Schwachheit annimmt. Der Heilige Geist vertritt Jesus in uns und Jesus wird immer erhört.
Wichtig ist, allezeit zu beten. Wie Corrie ten Boom sagte: «Das Gebet sollte unser Lenkrad und nicht unser Ersatzrad sein.» – «Betet ohne Unterlass!» (1.Thess 5,17). «Indem ihr zu jeder Zeit betet mit allem Gebet und Flehen im Geist, und wacht zu diesem Zweck in aller Ausdauer und Fürbitte für alle Heiligen» (Eph 6,18).
Mit diesen Aussagen kann nicht gemeint sein, dass wir 24 Stunden am Tag ununterbrochen beten. Es geht dabei mehr um die ständige Gebetshaltung, weil der Geist des Gebets in uns wohnt. Wir haben ja das Vorrecht, dass wir immer dann, wenn uns etwas in den Sinn kommt, gleich dafür beten können. Wir brauchen keine grossen Einleitungen, Formulierungen, Liturgien, Traditionen; wir können, weil wir stets in Christus sind, immer und überall beten. Weil der Heilige Geist immer in uns wohnt, sind wir immer gleich angekommen. Wir können somit aus dem Stand beten, ganz im Sinne von «jeder Zeit».