Die prophetische Botschaft Johannes des Täufers

Johannes der Täufer kündigte dem Volk Israel die kommende Taufe mit Heiligem Geist und Feuer an. Was meinte er damit? Eine heilsgeschichtliche Deutung.

Als er die religiöse, aber ungläubige Elite Israels sah, rief Johannes der Täufer aus: «Wer hat euch eingeredet, ihr könntet dem zukünftigen Zorn entfliehen? […] Es ist aber auch schon die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt. Jeder Baum nun, der keine gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen! Ich taufe euch mit Wasser zur Busse; der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, sodass ich nicht würdig bin, ihm die Schuhe zu tragen; der wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen. Er hat die Wurfschaufel in seiner Hand und wird seine Tenne gründlich reinigen und seinen Weizen in die Scheune sammeln; die Spreu aber wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer» (Mt 3,8.10–12).

Der Zusammenhang macht deutlich, dass Feuer ein Bild für das Gericht ist. Johannes sprach bereits prophetisch vom zukünftigen Zorn, der über Israel kommen würde, nämlich über die «Bäume des Reiches» und über «seine Tenne». Die Gemeinde als Leib Christi lag zu jenem Zeitpunkt noch im Verborgenen; und so sprach Johannes auch nicht von ihr. Die Zeit der «Leibesgemeinde» wurde erst später durch Gott eröffnet (Röm 11; Eph 3; Kol 1,25–26). Deshalb nannte Johannes den Heiligen Geist und die Feuertaufe in einem Atemzug. Doch in Wahrheit liegt zwischen der Taufe mit dem Geist und der Taufe mit Feuer das Zeitalter der Gemeinde, das Johannes nicht erwähnt, weil er noch ein Prophet des Alten Bundes war (vgl. Lk 7,28). Heilsgeschichtlich gesehen lassen sich die prophetischen Worte des Täufers wie folgt aufgliedern – sie umfassen sieben Aspekte: 

Erstens, schon war «die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt». Das heisst, das Gericht stand bereits fest und nahm schon damals seinen Anfang. Von Anbeginn an widerstrebten die Pharisäer, Sadduzäer und religiösen Führer dem Wirken Gottes. 

Zweitens, Johannes taufte diejenigen in Israel mit Wasser, die Busse taten. 

Drittens, die Taufe des Heiligen Geistes geschah dann zu Pfingsten. Daher erwähnte später Jesus bei der Ankündigung des Heiligen Geistes gegenüber Seinen Jüngern das Feuer nicht: «Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit Heiligem Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen» (Apg 1,5). Die Jünger waren nicht für das Feuer des Gerichts bestimmt, sondern zum Fundament der Gemeinde. 

Viertens – wie bereits erwähnt – liegt zwischen der Taufe im Heiligen Geist und der Taufe mit Feuer zum Gericht das Gemeindezeitalter. Diese Periode schiebt die beiden Taufen mit Geist und Feuer auseinander. Wir können es wie folgt verstehen: Gott wirkt in Israel. Die Taufe mit dem Heiligen Geist kommt vom Himmel herab und die Gemeinde wird eingeschoben. Die Gemeinde wird nach ihrer bestimmten Zeit in den Himmel aufgenommen und die Taufe mit Feuer beginnt. Gott wirkt in Israel durch die Gerichte der Grossen Trübsal. Anschliessend erscheint Jesus Christus in grosser Macht und Herrlichkeit. Denken wir also den Einschub der Gemeinde weg, dann würden der Heilige Geist und das Feuergericht direkt aufeinanderfolgen. Der Herr hätte Sein Reich aufgerichtet und Gericht gehalten. Nun aber schiebt sich die Gemeinde zwischen der Geistes- und Feuertaufe.  

Fünftens, nach der Entrückung der Leibesgemeinde kommt somit die Feuertaufe des Gerichts in der Grossen Trübsal, der Zeit des Zorns (vgl. Mt 13,40; Joel 3,1–5).

Sechstens, der Weizen wird in die Scheune gesammelt. Das findet seine Erfüllung in Offenbarung 20: «Ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben; und ich sah die Seelen derer, die enthauptet worden waren um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen, und die das Tier nicht angebetet hatten, noch sein Bild, und das Malzeichen weder auf ihre Stirn noch auf ihre Hand angenommen hatten; und sie wurden lebendig und regierten die 1000 Jahre mit Christus. […] Glückselig und heilig ist, wer Anteil hat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm regieren 1000 Jahre» (Offb 20,4.6). Hierzu gehören auch alle aus der Tenne Israels, die in Matthäus 25 erwähnt werden: «Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, und erbt das Reich, das euch bereitet ist seit Grundlegung der Welt!» (V. 34).

Siebtens, die Spreu wird verbrannt mit unauslöschlichem Feuer. Das erfüllt sich ebenso in Offenbarung 20: «Und ich sah einen grossen weissen Thron und den, der darauf sass; vor seinem Angesicht flohen die Erde und der Himmel, und es wurde kein Platz für sie gefunden. Und ich sah die Toten, Kleine und Grosse, vor Gott stehen, und es wurden Bücher geöffnet, und ein anderes Buch wurde geöffnet, das ist das Buch des Lebens; und die Toten wurden gerichtet gemäss ihren Werken, entsprechend dem, was in den Büchern geschrieben stand. Und das Meer gab die Toten heraus, die in ihm waren, und der Tod und das Totenreich gaben die Toten heraus, die in ihnen waren; und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken. Und der Tod und das Totenreich wurden in den Feuersee geworfen. Das ist der zweite Tod. Und wenn jemand nicht im Buch des Lebens eingeschrieben gefunden wurde, so wurde er in den Feuersee geworfen» (V. 11–15). Dies findet auch seine Entsprechung in Matthäus 25: «Dann wird er auch denen zur Linken sagen: Geht hinweg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist!» (V. 41; vgl. auch Offb 14,14ff.). 

Norbert Lieth absolvierte seine theologische Ausbildung an der Bibelschule des Mitternachtsruf in Südamerika und war dort auf verschiedenen Missionsbasen tätig. Ein zentraler Punkt seines weltweiten Verkündigungsdienstes ist das prophetische Wort Gottes.
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