Jesaja 42 kündigt den Knecht Gottes an, «der das Recht zu den Heiden hinaustragen» wird (V 1). Die Erfüllung begann, als Jesus Christus Mensch wurde. Ein prophetischer Überblick.
«Er wird nicht schreien und kein Aufhebens machen, noch seine Stimme auf der Gasse hören lassen» (Jes 42,2).
Jesus Christus erschien, wirkte demütig und sanftmütig und erhob keinen politischen Anspruch. Er trat wie ein Lamm auf, nicht wie ein Löwe. Er war kein Volksverhetzer und schrie Seine Botschaften nicht auf den Strassen Jerusalems heraus. Er machte kein Aufhebens. Er zog sich oft zurück, suchte die Einsamkeit und wollte sich nicht zum König machen lassen (Lk 5,16; 9,10; Joh 6,15). Er ging in die Synagogen und lehrte dort (Mk 1,21; 3,1; 6,2; Lk 4,15–16; 6,6; Joh 6,59). Er predigte am See und auf den Feldern in Galiläa. Er sprach zu Einzelnen, zu Seinen Jüngern oder zu gewissen Gruppen. Und Er schimpfte nicht zurück, als Er geschmäht wurde, und Er drohte nicht, als Er litt (1.Petr 2,23).
«Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen; wahrheitsgetreu wird er das Recht hervorbringen» (Jes 42,3).
Jesus heilte alle, die zu Ihm kamen, Er wies niemanden ab, auch wenn Er noch so gefährdet war (Mt 12,14–21). Er heilte, vergab, tröstete, und richtete auf (Mt 9,2.6.36; Joh 14,1; 14,27; Lk 12,7). Er lud die Menschen ein: «Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken!» (Mt 11,28). Mit zu den eindrücklichsten Beispielen, dass Er dies auch wirklich tat, gehört wohl das innere Aufrichten des Petrus, nachdem dieser Ihn verleugnet hatte (Joh 21,15ff.).
«Er wird nicht ermatten und nicht zusammenbrechen, bis er auf Erden das Recht gegründet hat, und die Inseln werden auf seine Lehre warten» (Jes 42,4).
Für mich ist dieser Vers der Beleg dafür, dass der Herr auf der Via Dolorosa nicht zusammengebrochen ist, wie das immer wieder gesagt wird. Selbst am Kreuz merkt man nichts von einer Schwäche, denn Er selbst legt Seinen Geist in die Hände des Vaters.
Sein Erscheinen sollte einem vierfachen Zweck dienen: 1. «Er wird das Recht zu den Heiden hinaustragen» (V 1), was bereits bei Seiner Evangeliumsverkündigung geschah. 2. «Wahrheitsgetreu wird er das Recht hervorbringen» (V 3). Jesu ganzes Auftreten in Israel, alle Seine Worte, Seine Taten, Sein gesamtes Leben (siehe die Evangelien) war reinste Wahrheit. So hat Er uns das Recht Gottes hervorgebracht. Ja, Er widerspiegelte dieses Recht und erbrachte uns die Gerechtigkeit Gottes (Hiob 33,23.26). 3. «Er wird nicht ermatten und nicht zusammenbrechen, bis er auf Erden das Recht gegründet hat» (V 4). Das erfüllte sich, als Er am Kreuz rief: «Es ist vollbracht!» Jesus ging durch allergrösstes Leid, aber Er hat durchgehalten. 4. «Die Inseln werden auf seine Lehre warten» (V 4). Die Völker werden nach Rettung Ausschau halten. Hier erinnere ich an den Mann aus Mazedonien, der Paulus in einer Vision erschien: «In der Nacht erschien dem Paulus ein Gesicht: Ein mazedonischer Mann stand vor ihm, bat ihn und sprach: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!» (Apg 16,9).
«So spricht Gott, der Herr, der die Himmel schuf und ausspannte und die Erde ausbreitete samt ihrem Gewächs, der dem Volk auf ihr Odem gibt und Geist denen, die darauf wandeln: Ich, der Herr, habe dich berufen in Gerechtigkeit und ergreife dich bei deiner Hand; und ich will dich behüten und dich zum Bund für das Volk setzen, zum Licht für die Heiden; dass du die Augen der Blinden öffnest, die Gebundenen aus dem Gefängnis führst und aus dem Kerker die, welche in der Finsternis sitzen» (Jes 42,5-7). Die Auswirkung des Dienstes Jesu auf Erden, bis hin zu Seinem Tod und Seiner Auferstehung, wird demnach dreierlei hervorbringen:
1. Den «Geist denen, die auf Erden wandeln», das ist an Pfingsten geschehen. 2. Den «Bund für das Volk setzen», das ist der Neue Bund, das Neue Testament (Jer 31,31ff.; Lk 22,20; 1.Kor 11,25; 2.Kor 3,6). In diesen Neuen Bund ist die Gemeinde aus den Heiden mit hineingenommen, was aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht offenbart war. 3. «Zum Licht für die Heiden», das betrifft die Zukunft des messianischen Reiches. In dieser Zeit wird sowohl Israel als auch den Nationen die Decke von den Augen genommen (Decke Israels: 2.Kor 3,14-16; Decke der Nationen: Jes 25,7, vgl. Lk 2,32: «Licht für die Nationen»).
Als Jesus auf Erden war, begann sich dies alles bereits zu erfüllen (Mt 4,13-16; 11,4-5; Lk 4,18-19). Es wurde dann unterbrochen, indem die Zeit der Gemeinde eingeschoben wurde, doch im messianischen Reich wird es dann zur Enderfüllung kommen.
Aus dem Buch Prophetische Entdeckungen in Liedern der Bibel, Norbert Lieth, S. 256–259. Im Verlag Mitternachtsruf erhältlich!