Als Gott in Jesus Christus Mensch wurde, stellte Er alle Ideen von Macht und Herrlichkeit auf den Kopf. Unser Herr zeigte Seine göttliche Macht und Souveränität, indem Er diejenigen, die sich für geistlich gesund und gut hielten, links liegen liess, und indem Er zu denen ging, die verachtet waren, die gebrochen waren, die nach Heilung schmachteten. Er tat, was Seine Mutter Maria in einem Lobpreis ausdrückte: «Er stösst die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen» (Lk 1,52). Oder wie es der Herr Jesus selbst unter anderem in der Bergpredigt sagte: «Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich» (Mt 5,4). Er kam, um den Armen gute Botschaft zu verkündigen, den Gefangenen Befreiung, den Blinden Licht und den Zerschlagenen Freiheit (Lk 4,18).
Und dann? Dann liess sich dieser menschgewordene Gott, der sich gezielt und bewusst um die Verachteten, die Armen und die Zerschlagenen in Israel kümmerte, festnehmen, anklagen, verleumden, foltern und ans Kreuz von Golgatha nageln. Gottes Erscheinung in Jesus Christus mündete in Seinen qualvollen Tod an einem Kreuz ausserhalb der Mauern Jerusalems – in völliger Schmach und Schande. Und gerade da lernen wir Gott kennen.
Wollen Sie wissen, wie Gott ist? Wollen Sie wissen, ob Gott Sie liebt? Dann gehen Sie zur Krippe und gehen Sie zum Kreuz. Denn dort erkennen wir, wer Gott wirklich ist.
Ja, der hochheilige, allein herrliche Gott ist für uns unnahbar und unfassbar, aber Er hat sich selbst nahbar und fassbar gemacht, als Er in Seinem Sohn Jesus Christus offenbar wurde. Und Er zeigte sich nicht mit Pauken und Trompeten, nicht als mächtiger Feldherr, grosser Staatsmann oder unüberwindbarer Held, sondern als einfacher Mensch. Gott erniedrigte sich selbst und kam zu uns in den Dreck. Er erfüllte die Prophetie des Alten Bundes auf eine überraschende Weise. Er brachte die Endzeit auf eine überraschende Weise (Gal 4,4; 1.Kor 10,11).
Wir könnten uns nun fragen: Was hat das alles mit uns zu tun? Ist ja schön und gut, dass Gott sich selbst so erniedrigt hat. Aber was bringt uns das? Ist das einfach nur ein schönes Beispiel? Nein. Es geht um viel mehr. Am Kreuz geschah etwas: etwas, das wirklich eine gute Botschaft für Arme, Befreiung für Gefangene, Licht für Blinde und Freiheit für die Zerschlagenen ist.
Jesus Christus starb nicht einfach so. Es war auch kein Fehler in Gottes Plan. Es war Sein Ziel. Er wollte sterben: für uns. Er nahm unsere Sünden auf sich. Gott verband sich in Jesus Christus mit den Menschen, um die Sünde und Schuld der Menschen gegen Ihn selbst zu tragen. Jesus starb den einsamen und fürchterlichen Tod eines Menschen, der für Seine Sünden gestraft wurde. Aber Er blieb nicht tot. Er stand aus den Toten auf. Sein geschundener Leib wurde zu neuem Leben erweckt. So besiegte Er Sünde, Hölle, Tod und Teufel am Kreuz.
Im Hinblick auf das Kreuz sagte Christus: «Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde» (Joh 12,23). – Das ist ein bemerkenswertes Wort. Der Herr spricht in Bezug auf die schreckliche Tragödie vom Kreuz von Seiner Verherrlichung. Er nennt dieses furchtbare Verbrechen Seine Verherrlichung. Die Kreuzigung des Sohnes Gottes ist die Verherrlichung des Sohnes Gottes. Wie kann das sein? Wie kann etwas so Hässliches herrlich sein?
Wieder: das ist die Theologie des Kreuzes. Gott stellt alle menschlichen Erwartungen von Macht und Herrlichkeit auf den Kopf. Er beweist Seine Macht und Herrlichkeit gerade in Seiner dunkelsten Stunde, im grössten Schmerz und im tiefsten Leid. Es wäre leicht für Gott, uns Sünder zu vertilgen und zu zermalmen – aber wo ist solch ein Gott, der als Mensch für Sünder stirbt? Das ist wahre Macht.
Als Christus litt und starb, geschah das Unfassbare: Er nahm unsere Sünden auf sich. Aber das war nicht alles. Jesus Christus war und ist der einzige Mensch, der auf Erden auch völlig gerecht und sündlos gelebt hat. Er hat sich nicht vom Teufel, von anderen Menschen oder von der Sünde verblenden lassen, sondern immer das Richtige getan. Am Kreuz findet nun ein Austausch statt: Christus gibt uns Seine Gerechtigkeit und nimmt unsere Sünden auf sich und trägt sie durch Seinen Opfertod am Kreuz hinweg. «Denn er [Gott] hat den [Jesus], der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt» (2.Kor 5,21).
Nichts und niemand kann uns gläubige Sünder mehr verdammen, weil der vollkommene Gott sich selbst in dem vollkommenen Gott-Menschen, Jesus Christus, mit uns verbunden hat. Der Schlüssel zu diesem Schatz der Vollkommenheit ist unser Glaube. Allein Christus ist unsere Garantie. So wird die Schmach vom Kreuz zur Herrlichkeit Gottes. Denn Jesus Christus erkauft nun mit Seinem heiligen kostbaren Blut unzählige Menschen «aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen» für Gottes neue Himmelswelt (Offb 5,9).
Gott, der mächtige Löwe Israels, hat als Opferlamm für die ganze Welt gesiegt. Er hat «den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn aufgehoben und an das Kreuz geheftet. Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und über sie triumphiert in Christus» (Kol 2,14-15). Der Teufel hat nichts mehr gegen uns in der Hand. Die Strafe für alle unsere Sünden ist bezahlt worden. Gottes scheinbare Niederlage war Sein totaler Sieg. So zeigte Gott Seine Macht und Herrlichkeit im blutigen Drama vom Kreuz.
Für unser Leben bedeutet das: Wir sind frei. «Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei» (Joh 8,36). Jesus Christus befreit uns von unseren Sünden, von unserer Schuld, von unseren Bindungen, von unseren Belastungen, von unserem schlechten Gewissen, von allem, was uns umstricken und zu Fall bringen kann. Das ist die frohe Botschaft: Wir können nun, gereinigt durch das teure Blut Jesu, ein neues Leben führen. Ein Leben für Gott, das glücklich macht. Und ein Leben mit dem Gott, der uns glücklich macht.
Als Er auf Erden war, heilte Jesus viele Kranke, Er trieb Dämonen aus, Er weckte sogar Tote auf. Aber in erster Linie ging es um Sündenvergebung. Es gibt nichts Schöneres und Grösseres, als ohne Sünde vor dem hochheiligen Gott stehen zu können. Im Glauben an Jesus Christus ist das nun möglich. So wurde zum Beispiel ein Gelähmter zu Christus gebracht. Bevor der Herr ihn heilte, vergab Er ihm seine Sünden. Das fand der Herr Jesus viel wichtiger. Und danach, als öffentliches Zeichen für die Sündenvergebung, machte Jesus den Gelähmten gehend.
Es gibt soviel Dreck, den wir in unserem Leben aufhäufen können. Wir können uns selbst belasten mit allem Möglichen und wir können in ein dichtes, schreckliches Labyrinth der Versklavung unter dem Teufel und der Sünde geraten. Das Kreuz verkündigt: Sie können loswerden von diesen Todesbanden. Sie können für immer befreit werden. Sie können ein freies Gewissen und ein volles, erfülltes Leben bekommen. Wie? Durch den Glauben an Jesus Christus, der am Kreuz alle Ihre Sünden auf sich genommen und so dem Teufel die Macht über Sie genommen hat.
Und doch: Viele Gläubige fühlen sich noch nicht frei. Viele Gläubige kämpfen noch mit Bindungen, mit ihren Leidenschaften, mit ihrer Vergangenheit, mit ihren Sünden. Das ist ein stückweit normal. Das christliche Glaubensleben ist ein Kampf. Wer Christ wird und an Jesus glaubt, bekommt – äusserlich gesehen – nicht sofort ein leichteres und besseres Leben. Aber er bekommt eine leichtere und bessere Grundlage. Er bekommt Jesus. Er wird durch den Glauben mit Christus verbunden. Er bekommt Befreiung von allen Sünden und aller Schuld. Und nun ist er dazu aufgerufen, in dieser Freiheit zu leben.