Das kraftlos gewordene Salz (Teil 3)

Nehmen wir noch wahr, was um uns herum in der Gesellschaft geschieht? Oder haben wir uns in eine Art geistliches Schneckenhaus zurückgezogen? Eine Standortbestimmung.

Führen wir uns nur die aus christlich-ethischer Sicht untragbare Isolation und Vereinsamung von alten und sterbenden Menschen vor Augen. Oder die vielen Depressionen und Suizide, die durch die belastende Situation verursacht werden. Eine Hebamme warnt beispielsweise von zunehmenden Depressionen bei jungen Müttern nach der Geburt, wegen der Kontaktbeschränkungen.  Und was ist in diesem Zusammenhang mit der häuslichen Gewalt und den Folgeschäden der sozialen Isolation für Kinder? Diese Fragen können auf dem Hintergrund einer christlichen Ethik nicht einfach weggeschoben werden. 

Wie lassen sich Glaubensfreiheit, Gottesdienste und Versammlungen sowie die biblische Anweisung zum gesungenen Lob Gottes vereinbaren? Es geht nicht darum, Vorschriften leichtfertig zu missachten, aber sind wir inzwischen so angepasst, dass wir uns darüber keine Gedanken mehr machen und versäumen unsere Stimme zu erheben? Was wird sein, sollten christliche Veranstaltungen, ein Gottesdienstbesuch oder die Teilnahme am Mahl des Herrn von Impfungen abhängig gemacht werden? Angesichts dessen stimmt schon nachdenklich, wie sich selbst in bibeltreuen Gemeinden das «geistliche Koordinatensystem» zu verschieben beginnt. Mit einem Verweis auf Römer 13 betrachten manche die Massnahmen und Empfehlungen der Regierung als oberste Maxime und denken nicht mehr darüber nach, was uns die Bibel umfassend über das Wesen der Gemeinde Jesu sagt. 

Das Coronavirus ist ernst zu nehmen. Jeder Todesfall und jede folgenreiche Erkrankung sind schwer. Das soll nicht heruntergespielt werden. Aus einer christlich-ethischen Sicht ist aber auch die Frage der Verhältnismässigkeit zu stellen, zumal der Staat etwa bei den Themen Abtreibung und Sterbehilfe ganz andere Massstäbe für den Schutz des Lebens setzt. Wir erleben auch ein ständiges, teilweise bewusstes Panikmachen und eine einseitige Berichterstattung, sowie eine zunehmende Verweigerung des Diskurses mit ausgewiesenen Fachleuten, die manche Fakten anders wie die Regierung beurteilen und andere Wege für den Umgang mit der Situation aufzeigen. Prof. Siegfried Scherer mahnte schon im Mai 2020 eine offene wissenschaftliche Debatte an.  Auch das Denunziantentum, das durch die ganzen Verordnungen und das gegen-seitige Beobachten entfacht wurde, stimmt äusserst bedenklich.

Wir sollten nicht aus einer Laune heraus die Bestimmungen missachten, uns anstössig verhalten oder irgendwelche wilden Spekulationen und Theorien verbreiten. Aber die Gemeinde Jesu hat durchaus einen Auftrag, ihre Stimme zu erheben, wo Massnahmen Folgeschäden im menschlich-ethischen Bereich verursachen. Die wirtschaftlichen Folgen sind nicht nur materiell zu sehen, sondern werden zahlreiche Menschenleben kosten und menschliche Tragödien nach sich ziehen, nicht nur in Europa, sondern besonders in den armen Ländern. Die Beschränkungen werden auch in der bekennenden Gemeinde Jesu tiefe Spuren hinterlassen, über deren Umfang wir uns heute noch gar nicht im Klaren sind. Für manch einen wird wohl nach dem äusseren, der geistliche Lockdown kommen. 

Apropos Panik. Jede schwere Coronaerkrankung und jeder Todesfall sind tragisch. Niemand darf davon ausgehen, dass er automatisch davor geschützt sei. Werden wir aber nun selbst von der Angststimmung mitgerissen oder können die Menschen um uns herum sehen, dass wir eine lebendige, ewige Hoffnung haben und uns in der Hand des allmächtigen Gottes befinden?

Johannes Pflaum erhielt eine fünfjährige Ausbildung am theologischen Seminar der Liebenzeller Mission. Er gehört zur «Christlichen Gemeinde Sennwald» und ist seit 2000 als Verkündiger und Bibellehrer im Rahmen des «Bibel-Lehr-Dienst» im In- und Ausland tätig.
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