Vor rund 2 000 Jahren wurde in Israel ein Kind geboren, das später mit Recht sagen konnte: «Ehe Abraham wurde, bin ich» (Joh 8,58).
Es gibt einige Stellen im Neuen Testament, in denen der Herr Jesus in besonders hoheitsvoller Weise von sich selbst als der «Ich bin» spricht. Bei dieser Selbstoffenbarung verwendet Er genau den Ausdruck, mit dem Gott im Alten Testament sich Seinem Volk gegenüber als alleiniger Retter und Herr der Welt bezeichnet.
Wir können sagen, dass Jesus die dem Menschen zugewandte Seite Gottes ist. Wir glauben nicht an drei Götter, sondern an einen Gott, der sich in dreifacher Weise offenbart.
Aus dem 13. Jahrhundert nach Christus stammt eine jüdische Auslegung über 5. Mose 6,4: «Höre, Israel, Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einer.» Sie steht zwar im Buch «Sohar», einem wichtigen Werk der Kabbala (der jüdischen Mystik), ist aber dennoch sehr zutreffend: «Warum ist es nötig, den Namen Gottes dreimal in diesem Vers zu erwähnen? – Der erste Jahwe ist der Vater droben. Der zweite ist der Nachkomme Jesses, der Messias, welcher aus der Familie Jesses durch David kommen soll. Und der dritte ist der Weg, welcher unten ist (d.h. der Heilige Geist, welcher uns den Weg zeigt) und diese drei sind eins.» (aus: Wie erkennt man den Messias?, S. 23, Der Ölbaum e.V., Lörrach.)
Sehen wir uns nun in drei Punkten die Selbstoffenbarung Jesu Christi als der «Ich bin» an:
1. Jesus sagt in Johannes 13,19: «Jetzt sage ich’s euch, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschehen ist, glaubt, dass ich es bin.» Das Wort «es» erscheint nicht im Urtext des Neuen Testaments, so dass diese Stelle eigentlich lauten müsste: «… damit ihr, wenn es geschehen ist, glaubt dass ich bin.» Jesus verkündigt damit, dass Er Jahwe ist, der «Ich bin» des Volkes Israels.
2. Eine der spannendsten Selbstoffenbarungen Jesu finden wir in Seiner Auseinandersetzung mit der jüdischen Oberschicht: «Darum habe ich euch gesagt, dass ihr sterben werdet in euren Sünden; denn wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, werdet ihr sterben in euren Sünden. Da fragten sie ihn: Wer bist du denn? Und Jesus sprach zu ihnen: Zuerst das, was ich euch auch sage» (Joh 8,24-25). Als die Juden Ihn fragten: «Bist du mehr als unser Vater Abraham, der gestorben ist? Und die Propheten sind gestorben. Was machst du aus dir selbst?» (Joh 8,53), gab Jesus ihnen zur Antwort: «Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich. Da hoben sie Steine auf, um auf ihn zu werfen. Aber Jesus verbarg sich und ging zum Tempel hinaus» (V 58-59).
3. Denken wir auch an weitere «Ich bin»-Worte Jesu:
«Ich bin das Brot des Lebens» (Joh 6,35).
«Ich bin das Licht der Welt» (Joh 8,12; 9,5).
«Ich bin die Tür …» (Joh 10,9).
«Ich bin der gute Hirte» (Joh 10,11.14).
«Ich bin die Auferstehung und das Leben» (Joh 11,25).
«Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben …» (Joh 14,6).
«Ich bin der wahre Weinstock …» (Joh 15,1.5).
4. Die aussagekräftigste Darstellung der Tatsache, dass Jesus tatsächlich Gott ist, scheint uns in Gethsemane vor Augen geführt zu werden. So lesen wir in Johannes 18,3-6: «Als nun Judas die Schar der Soldaten mit sich genommen hatte und Knechte von den Hohenpriestern und Pharisäern, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen. Da nun Jesus alles wusste, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus und sprach zu ihnen: Wen sucht ihr? Sie antworteten ihm: Jesus von Nazareth. Er spricht zu ihnen: Ich bin’s! Judas aber, der ihn verriet, stand auch bei ihnen. Als nun Jesus zu ihnen sagte: Ich bin’s!, wichen sie zurück und fielen zu Boden.» Auch hier erscheint im griechischen Originaltext das Wort «es» bzw. «’s» nicht, so dass es eigentlich heisst: «Als nun Jesus zu ihnen sagte: Ich bin, wichen sie zurück und fielen zu Boden.»
Ganz offensichtlich offenbart sich der Herr Jesus hier mit dem Namen Gottes als der «Jahwe», der durch Seine eigene Macht Existierende oder der Selbstexistente. Die Folge davon war, dass sie zurückwichen und zu Boden fielen.