Text vorlesen (computergeneriert)
Ich aber, als sie krank waren, kleidete mich in Sacktuch; ich kasteite mit Fasten meine Seele, und mein Gebet kehrte in mein Inneres zurück; als wäre es mir ein Freund, ein Bruder gewesen, so bin ich umhergegangen; wie trauernd um die Mutter habe ich mich Leid tragend niedergebeugt.
Psalm 35,13-14
Freut euch mit den sich Freuenden, weint mit den Weinenden.
Römer 12,15

Mitleid haben bedeutet, mitleiden zu können. Es handelt sich dabei um die praktische Anteilnahme am Leid anderer. Der Jude Martin Buber schrieb diesbezüglich folgende Geschichte:

«Wann immer Rabbi Mosche Löb einen Menschen leiden sah […] nahm er daran mit solcher Inständigkeit teil, dass das Leid des anderen zu seinem eigenen Leid wurde. Als ihm jemand einmal seine Verwunderung darüber aussprach, dass er immer so mitleiden könne, sagte er: ‹Wie denn mitleiden. Das ist doch mein eigenes Leid. Wie kann ich denn anders als leiden?›»

Jesus bewies sein Mitleid dadurch, dass er unser Leid zu seinem Leid machte. «Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde» (Hebr 4,15). Und auch David tat es ähnlich, wie uns die beiden Psalmverse aufzeigen. Paulus ruft in Römer 12,15 ebenfalls dazu auf und Jesus sagt in Matthäus 25: «Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan.»

Sicher ist es nicht einfach, solches Mitleid in die Praxis umzusetzen. Manche wollen es gar nicht zu nahe an sich herankommen lassen. Aber die Bibel möchte, dass wir Mitleid zeigen und uns mit den Leidenden eins machen.

Jeder von uns weiss um Menschen, die durch Leid gehen. Jedem liegen wahrscheinlich bestimmte Personen ganz besonders am Herzen. – Nehmen wir uns heute die Zeit, kurz, aber intensiv für sie zu beten. Oder noch besser, wir lassen ihnen eine Ermutigung zukommen. Jeder freut sich darüber, auch wir, wenn wir selbst leiden.