Text vorlesen (computergeneriert)
Und Josua, der Sohn Nuns, der Diener Moses von seiner Jugend an, antwortete und sprach: Mein Herr Mose, wehre ihnen! Aber Mose sprach zu ihm: Eiferst du für mich? Möchte doch das ganze Volk des Herrn Propheten sein, dass der Herr seinen Geist auf sie legte!
4. Mose 11,28-29
Lasst uns nun nicht mehr einander ­richten.
Römer 14,13

Damals kam der Geist des Herrn auf 70 Älteste, die sich rund um die Stiftshütte bewegten und weissagten. Zwei von den Erwählten aber blieben im Lager und weissagten von dort aus. Sie waren nicht hinausgegangen zur Stiftshütte. Josua war damit nicht einverstanden. Er ging davon aus, dass dies ein Verstoss gegen die Anordnung Gottes sei. Doch Mose verteidigte die beiden Männer.

Der Satz aus Römer 14,13 gehört zu den wichtigsten sieben Worten für Gemeindearbeit. Doch wie sehr haben wir uns gerade darin an unseren Nächsten versündigt und schuldig gemacht. Wir leben mit der Sichtweise, den Splitter im Auge des anderen zu sehen. Wir gönnen ihm das Fleisch in der Suppe nicht. Wir sehen ihn als Konkurrenten, der uns die Butter vom Brot nehmen könnte.

Wir sind oft der Meinung, dass nur unsere Lehrmeinung absolut richtig sei, und übersehen, dass nur Gottes Offenbarung fehlerfrei ist, unsere Interpretationen jedoch Irrtümer beinhalten können. Bei eindeutigen fundamentalen Aussagen und Grundlagen der Lehre gibt es natürlich keine Fehlertoleranz.

Die Bibel ruft dazu auf, uns zu ergänzen und im Blick auf Jesus dieselbe Gesinnung zu haben: «Deshalb nehmt einander auf, wie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit» (Röm 15,7). Wir sollen den Christen aufnehmen, wie auch Christus ihn aufgenommen hat, und er macht keinen Unterschied. Christus hat auch denjenigen aufgenommen, bei dem ich eventuell auf Abstand gehe.

Wer von Christus angenommen ist, ist von Gott angenommen (Röm 14,3). Diejenigen, die Gott, der Vater, und Gott, der Sohn, angenommen hat, müssen auch wir annehmen. So wie wir leider oft im Streit gegeneinander eifern, so sollten wir unsere Kräfte besser dafür einsetzen, im Kampf für- und miteinander zu eifern.

«Jeder von uns gefalle dem Nächsten zum Guten, zur Erbauung» (Röm 15,2). Eine andere Übersetzung lautet: «Ein jeder von uns gefalle seinem Nächsten im Blick auf das, was gut ist für den Aufbau.» Es geht um Aufbau – nicht um Abriss. Es geht um Aufrichtung – nicht um Hinrichtung. Es geht um Miteinander – nicht um Gegeneinander. Jesus war darin weitherziger als wir:

«Johannes sprach zu ihm: Lehrer, wir sahen jemand (der uns nicht nachfolgt) Dämonen austreiben in deinem Namen; und wir wehrten ihm, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus aber sprach: Wehrt ihm nicht, denn niemand wird ein Wunderwerk in meinem Namen tun und bald darauf übel von mir reden können. Denn wer nicht gegen uns ist, ist für uns» (Mk 9,38-40).

Es ist tragisch, wenn unser Urteil über etwas abweichende theologische Überzeugungen zu Spaltungen unter Christen führt, sofern die grundsätzliche Ausrichtung bibelgläubig und christozentrisch ist. Jesus war diesbezüglich toleranter, Mose auch und Paulus ebenso:

«… diese aus Liebe, da sie wissen, dass ich zur Verteidigung des Evangeliums gesetzt bin; jene verkündigen den Christus aus Streitsucht, nicht lauter, wobei sie meinen Fesseln Trübsal zu erwecken gedenken. Was denn? Wird doch auf alle Weise, sei es aus Vorwand oder in Wahrheit, Christus verkündigt, und darüber freue ich mich, ja, ich werde mich auch freuen» (Phil 1,16-18).