Text vorlesen (computergeneriert)
Und der Herr sprach zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Und er sprach: Ich weiss es nicht. Bin ich meines Bruders Hüter?
1. Mose 4,9
… ein jeder nicht auf das Seine sehend, sondern ein jeder auch auf das der anderen.
Philipper 2,4

Kain war ein Herzloser, weil er ein Gottloser war. In der Bibel heisst es, dass er aus dem Bösen war (1Jo 3,12), und darum schlug er seinen Bruder tot. Kain sah nur auf sich und war neidisch auf das des anderen. So wurde er zu einem Brudermörder.

Wer sich hingegen mit Gott verbunden weiss, übt sich als Barmherziger. Es heisst in Wikipedia: «Eine barmherzige Person öffnet ihr Herz fremder Not und nimmt sich ihrer mildtätig an.» Die Bibel erklärt, dass Gott der Vater der Barmherzigkeit ist: «Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes» (2Kor 1,3). Somit ist Barmherzigkeit etwas, was uns als wiedergeborene Kinder Gottes wie selbstverständlich angeboren ist. Gott ist der Vater der Barmherzigkeit, also sind wir Kinder der Barmherzigkeit. Unser Leben muss davon geprägt sein, um uns als rechte Kinder Gottes zu erweisen. Barmherzigkeit ist deshalb nicht bloss eine Tugend, die durch guten Willen hervorgebracht wird, das kann die Welt unter Umständen auch. Nein, sie ist bei einem Christen etwas Angeborenes, das der Heilige Geist in uns hineingelegt hat. Darum muss sie sichtbar werden bzw. ausgelebt sein.

Leider ist es innerhalb der Christenheit oft vielmehr so, dass zerstörerisch kritisiert, gestritten und verurteilt wird. Erziehung (Gemeindezucht) gehört zwar auch zur Barmherzigkeit, doch immer mit dem Ziel, zurechtzubringen und wieder einzubinden. Kurt Marti (Pfarrer und Schriftsteller) drückte es so aus: «Wir sehen oft nur den Fehler und nicht die Not im Hintergrund. Wir sehen die Sucht und nicht die Sehnsucht. Wir sehen das Negative und nicht den Wunsch nach Veränderung. Wir sind fehlerorientiert und nicht liebeorientiert.»

Wie bereits erwähnt, verwendete sich Paulus als Stellvertreter für Onesimus vor Philemon und stand dem Sklaven voller Barmherzigkeit bei (Phim 17-18). – Bestimmt uns der Geist Kains oder der Geist Gottes?