Sehnsucht ist ein inniges Verlangen nach einer Person, einer Sache, einem Zustand oder einer Zeitspanne, die bzw. den man liebt oder begehrt. Einmal erzählte mir eine unserer Töchter, dass sie in der Vorweihnachtszeit ihrem Kind immer erklären müsse, dass, wenn die vierte Kerze am Adventskranz brenne, es noch ein paar Tage dauern würde bis zum Weihnachtsfest. Sie musste das tun, da ihr Kind die vierte Kerze mit dem Weihnachtstag gleichsetzte und unglaublich enttäuscht war, dass dann Weihnachten noch nicht da ist.
Ich möchte den heutigen Vers im Zusammenhang lesen:
«Meine Seele harrt auf den Herrn, mehr als die Wächter auf den Morgen, mehr als die Wächter auf den Morgen. Israel, hoffe auf den Herrn! Denn bei dem Herrn ist die Gnade, und bei ihm ist Erlösung in Fülle. Ja, er wird Israel erlösen von allen seinen Sünden» (Ps 130,6-8).
Im Neuen Testament finden wir wunderbare Parallelen dazu im bereits zitierten Einleitungsvers sowie auch in Offenbarung 22,16-17:
«Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, um euch diese Dinge für die Gemeinden zu bezeugen. Ich bin die Wurzel und der Spross Davids, der leuchtende Morgenstern. Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm!»
Auch wenn es bei diesen Versen um die Wiederkunft Jesu in Herrlichkeit geht, so gelten sie doch auch im Blick auf die Entrückung. Wir sollen so oder so Wartende und Erwartende sein. Auf sein Kommen harren, «mehr als die Wächter auf den Morgen», am prophetischen Wort festhalten, darauf achten als auf ein Licht und im Gebet rufen: «Komm, Herr Jesus!» Wir stehen in der Adventszeit und Advent heisst bekanntlich Ankunft. – So wie sich jedes Kind in dieser Zeit nach dem Weihnachtstag sehnt, so sollten wir den Tag der Wiederkunft Jesu herbeisehnen.