Text vorlesen (computergeneriert)
Doch bei dir ist Vergebung, damit du gefürchtet werdest.
Psalm 130,4
Nicht, dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet sei; ich jage ihm aber nach, ob ich es auch ergreifen möge, indem ich auch von Christus Jesus ergriffen bin.
Philipper 3,12

Seltsam – gefürchtet werden müssen doch die Rache, die Vergeltung, die Angst vor dem Hass oder das Anrechnen der Schuld. Aber in unserem Psalm ist es die Vergebung, die Ehrfurcht vermittelt. Vielleicht kann man das in einem Bild darstellen. Ich las die Geschichte eines Muslims, der diese Begebenheit ins Facebook stellte, weil sie für ihn so unfassbar war.

«Heiligabend ist er mit seiner Familie in ein italienisches Restaurant gegangen. Sie waren sechs Erwachsene und fünf Kinder. ‹Mit 11 Personen kommt schon einiges zusammen.› Als er den Kassenbeleg erhielt, den er später auf Facebook postete, war der Endbetrag nicht erkennbar. Aber es war zu sehen, dass jemand mit Kugelschreiber eine Nachricht hinterlassen hatte: ‹Bezahlt. Frohe Weihnachten. Wunderbare Familie!› Ein anderer Gast hatte für die muslimische Familie die Rechnung übernommen. Anonym und ohne Gegenleistung. ‹Mir fehlen die Worte›, schreibt Eslam S. Mohamed auf Facebook. ‹Das hat uns wahnsinnig berührt …›»
Leben ist mehr, 25.12.2018

Liebe und Güte können die Menschen unwahrscheinlich berühren. Liebe versetzt in Erstaunen, vermittelt Hochachtung gegenüber denen, die Güte praktizieren, wirkt Respekt denen gegenüber, die Böses mit Gutem vergelten.

Gott hat für uns alles bezahlt. Der Betrag trägt einen Namen: Jesus Christus, der sein teures Blut für uns gab, um uns unsere Sünden zu vergeben. Das versetzt in Hochachtung. Das wirkt Gegenliebe, Respekt und Ehrfurcht gegenüber einem solch grossartigen Gott, der so etwas tut. Mehr als die Angst vor Göttern, die nur bestrafen. Einem solch gütigen Gott will man sich im Gehorsam ergeben, ihm möchte man gerne folgen, auf ihn will man hören, ihm in allen Dingen Respekt zollen und ihn anbeten. Und wer Vergebung erfahren hat, hütet sich ehrfurchtsvoll davor, wieder zu sündigen (Joh 5,14; 8,11).

Paulus war vor seiner Bekehrung ein Eiferer für Gott, der Christus und seine Gemeinde grausam verfolgte. Dann wurde er von Christus ergriffen, nicht zum Tod, nicht zur Verdammnis in der Hölle, sondern zur Erkenntnis Gottes und der Vergebung der Sünden. Nun war er so sehr von Christus ergriffen, dass er nichts anderes mehr festhalten wollte als Christus allein. Diese Liebe und Vergebung, die ihn überwunden hatte, führte ihn in tiefe Ehrfurcht und Hingabe, dass er alles andere überwinden und nur noch diesem Herrn dienen wollte. – Um es mit Jesus zu sagen: «Deswegen sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt» (Lk 7,47).