SgM 11-22
Traditionen werden nicht selten aus Menschenfurcht aufrechterhalten. Es sind althergebrachte Überlieferungen oder Rituale. Jemand gab einmal den Rat: «Sei vorsichtig im Urteil. Was sich als Wahrheit ausgibt, ist oft nur ‹geheiligte Meinung›». Damit wir uns nicht falsch verstehen: Es gibt gute Traditionen, die es wert sind, beachtet zu werden. Es gibt aber auch weniger gute und schlechte, die man sogar über die Bibel stellt. Diese sollte man mutig überwinden. Das jedoch fällt vielen sehr schwer.
Zum Beispiel beginnen orthodoxe jüdische Männer ihr Morgengebet unter anderem mit einem Dank an Gott, «dass du mich nicht als Frau gemacht hast.» Darauf von einem messianischen Juden angesprochen, antwortete ein frommer orthodoxer Jude: «Was sollen wir denn machen? Dieses wichtige Gebet abändern, das unsere grossen Rabbis geschrieben haben?» (gefunden in: Israel mein Erbe 3/2020, S. 42).
Eigentlich müsste die Antwort klar und deutlich «Ja» lauten, aber man tut es aus Menschenfurcht nicht.
In Israel gibt es zurzeit ein Forum einer Internetseite, die Überlieferungen zitiert und diese den Aussagen der Bibel gegenüberstellt. Ich hörte, dass Millionen von Menschen dem Forum folgen und sich einklinken.
Jesus stellte die traditionellen unbiblischen Überlieferungen öffentlich infrage und tadelte sie. Aber wie sieht es mit uns Christen aus? Viele bleiben bei dem stehen, was sie gelernt haben, was ihnen traditionell an Bibelwissen weitergegeben wurde. Sie stellen das nie infrage. Sie sind nicht bereit, alles anhand der Bibel zu überprüfen. Auch sie haben ihre «Rabbis», an die sie sich halten und die ihnen vorgeben, was richtig und was falsch ist. Sie forschen nicht selbst nach, was denn nun wirklich mit diesem oder jenem Bibelwort gemeint ist. Ein reifer Christ überprüft alles am Wort Gottes und behält das Gute. Das andere darf er getrost beiseitelegen, um damit in der Erkenntnis zu wachsen.
Gott möchte reife Christen heranziehen, die die Einheit beachten und gleichzeitig erkennen, was zu prüfen ist. Solche, die fähig sind, selbstständig die Bibel als Massstab anzulegen. Jemand sagte einmal: «Bei wahrem Lernen gibt es keine Hierarchie.» – Lass dich ermutigen, mutig zu sein!