SgM 10-23

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SgM 10-23

Im Hausbuch von Martin Luther ist folgender Eintrag zum 26. Oktober 1539 zu lesen:

«Bei uns fängt eine kleine, aber heftige Pest an. Die ganze Stadt ist zwar wohlbehalten, wenn ein Haus aber einmal angesteckt ist, wird es verheert. Jetzt ist sie im dritten Haus […] Dies gehört Doktor Sebald, dessen Frau in dieser Nacht gestorben ist. Er selbst steht sehr in Gefahr durch fast sieben Geschwüre. […] Aber es gibt noch eine andere, schlimmere Pest, nämlich die Furcht: Sie fliehen nämlich so einer von dem anderen, dass man weder einen Aderlasser noch einen Diener finden kann. Ich glaube, der Teufel hat die Leute mit der rechten Pestilenz besessen, dass sie so schändlich erschrecken, dass ein Bruder den andern, der Sohn die Eltern verlässt. Und dies ist ohne Zweifel der Lohn für die Verachtung des Evangeliums und das Wüten der Habsucht. Ich habe die vier Kinder des Sebald zu mir genommen. Lieber Gott, ein wie grosses Geschrei wird gegen mich deswegen erhoben! Bete für uns mit eurer Kirche. Gehab dich wohl in Christus.»

Als die Kinder Israels in ihrer grossen Bedrängnis zum Herrn riefen, wurden sie gerettet. Petrus schreibt vom «Ende aller Dinge», man kann auch übersetzen: «Die Zeit, in der alles zu seinem Ziel kommt.» Das betrifft den Abschluss unseres Heilszeitalters, das mit der grossen Trübsal endet. Angesichts dieser bevorstehenden Zeit ruft Petrus die Christen zu einigen wichtigen Dingen auf. An erster Stelle steht das Gebet: «Seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet.» Gebet ist durch keine andere Tat zu ersetzen. Es soll ein nüchternes Gebet sein, das mit den Aussagen der Bibel übereinstimmt, kein schwärmerisches, emotionales, auf Gefühlen aufbauendes Gebet. Besonnenheit beschreibt eine gesunde Vernunft, die uns beherrschen sollte. Gerade in Notsituationen soll man zusammenrücken, um zu beten. Die NGÜ übersetzt: «Lasst euch durch nichts vom Beten abhalten.»

Die Bibel lehrt, dass das Gebet eines Gerechten viel in seiner Wirkung vermag. Elia wird als Beispiel erwähnt, der von gleichen Gemütsbewegungen war wie wir. Er kannte Höhen und Tiefen, Mut und Schwermut, Sieg und Niederlage, Glaube und Zweifel. Aber er betete und Gott verschloss den Himmel für dreieinhalb Jahre und er betete wieder und Gott öffnete den Himmel (Jak 5,16-18). – Wir sind in Jesus gerecht geworden und dürfen daher in Freimut beten. Das sollten wir auch nutzen. Martin Luther sagte deshalb: «Gebet ist teilnehmen am Leben Gottes.»