SgM 09-13

SgM 09-13

Es ist interessant, dass viele Christen, wenn man über das geistliche Wachstum spricht, oft falsch gepolt sind. Sie denken zuerst an Heiligung. Doch gerade die Heiligung gehört zu den Dingen, in denen wir nicht wachsen können. Ebenso wenig, wie wir in der Gerechtigkeit wachsen können. «Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar die vollkommen gemacht, die geheiligt werden» (Hebr 10,14). «Ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes» (1Kor 6,11).

In der vorgestrigen Andacht betrachteten wir das Thema «Werde, was du bist!» und wir sprachen unter anderem darüber, dass wir vollendet sind in Christus. «Ihr seid vollendet in ihm, der das Haupt jedes Fürstentums und jeder Gewalt ist» (Kol 2,10).

Wir sind vollkommen geheiligt, vollkommen gerecht gemacht, wir können nicht heiliger, nicht vollkommener und nicht gerechter werden. Wir sind vollendet in Christus und in allen Stücken reich gemacht. Wir sind Glieder am Leib Christi. Was wir wohl tun und uns darin vermehrt üben sollen, ist der Wandel in der Heiligung, in der Gerechtigkeit und der Vollkommenheit. Wir sind aufgerufen, alles daranzusetzen, diese Dinge auszuleben, uns darin fortschreitend zu üben. Es ist eine geistliche Katastrophe, es nicht zu tun. «Jagt nach der Heiligung …» (Hebr 12,14).

Wozu wir jedoch mehrfach aufgerufen werden, ist nicht zum Wachstum in der Heiligung, sondern zum Wachstum in der Gnade und der Erkenntnis Christi bzw. Gottes und zum Wachstum im Glauben (2Petr 3,18; 2Thes 1,3). Wir werden aufgerufen, ausgerechnet in der Gnade zu wachsen. Selten hört man darüber etwas. Paulus schreibt ähnlich: «Du nun, mein Kind, sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist» (2Tim 2,1).

Im Kontext der damaligen Zeit kamen immer und überall die Juden und drängten die Heiden zur Beschneidung, zu den Ritualen und Gebräuchen des Judentums und meinten, ohne diese Gesetzesübungen nicht erlöst werden zu können. Auf dem «Mist» falscher Gesetzlichkeit wächst aber nur Unkraut. Auf dem Boden der Gnade hingegen gedeihen Rosen.

Was heisst nun wachsen in der Gnade? Es heisst, in den Dingen zu wachsen, die wir aus uns selbst nicht erreichen können. Wachsen in der Erkenntnis der Dinge, die Christus für uns erreicht hat, die uns von Gott zugefallen sind. Wachsen in der Gnade und Erkenntnis gehören wie ein Paar zusammen. Ich kann in der Gnade nur in dem Mass wachsen, wie ich Jesus tiefer erkenne. Je mehr wir Jesus anschauen, sein Werk im Neuen Testament betrachten, lesen und studieren, in dem, was er selbst und weiterführend die Apostel über sein vollbrachtes Werk lehren und an Geheimnissen offenbaren, umso mehr werden unsere Wurzeln vertieft, und wir wachsen nach oben.

«Der einzige Mist, auf dem nichts wächst, ist der Pessimist.»
Theodor Heuss

«Der Mensch lernt so lange, wie er lebt? Irrtum, er lebt so lange, wie er lernt.»
Heinz M. Goldmann