SgM 09-05
Im 1. Korintherbrief werden verschiedene schwerwiegende Sünden erwähnt. Das Erste jedoch, was Paulus hier behandelt, sind die Streitigkeiten und Spaltungen. Diese werden oft unterschätzt oder fromm eingepackt. In Wahrheit gehören sie zu den tragischsten Problemen in den Gemeinden. Der eine kanzelt den anderen ab, nicht selten aus fadenscheinigen Gründen.
Wir warnen mit Recht vor schlimmen moralischen Sünden, Lügen, fehlender Hingabe, weltlichem Einfluss, aber dass die Sünde der Streiterei, der Missgunst und des Spaltgeistes deutlich mehr Schaden anrichtet, wird kaum als solche erkannt.
In Korinth stritt man darüber, wem man anhing: die einen Paulus, andere Apollos, einige Kephas und etliche Christus. Damit erhob man seine jeweilige Meinung auf die Stufe Jesu. Paulus wendet ein: «Ist Christus zerteilt?» (1Kor 1,13).
Wir haben aus den biblischen Mahnungen wenig gelernt. Heute sagen wir: «Ich bin Lutheraner», «ich bin Presbyterianer», «ich bin Reformierter», «ich bin Baptist, Calvinist, Arminianer …» So wird Christus als das einzige Zentrum gerade von den Frömmsten, die es am wenigsten wollen, beiseitegeschoben, die eigene Institution erhoben und Christus zerteilt.
Wir schauen uns drei Gründe aus 1. Korinther, Kapitel 1 an, warum wir Streitereien vermeiden sollten:
1. «An die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist …» (V. 2a). Die Gemeinde gehörte nicht Kephas, Paulus oder Apollos, sondern war eine Gemeinde Gottes. Allein diese Anrede sollte uns vor Streitereien bewahren. Auch die lokale Gemeinde, die andere Schwerpunkte als wir hat, ist eine Gemeinde Gottes.
2. «An die berufenen Heiligen …» (V. 2b). Das sollte unser Kriterium sein, darum sollten wir uns akzeptieren und respektieren. Jeder an Christus Gläubige ist ein berufener Heiliger, es gibt keinen Unterschied, egal, aus welcher Denomination er kommt.
3. «… samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, ihres und unseres Herrn» (V. 2c). Auch das ist ein starker Grund, Spaltungen tunlichst zu vermeiden. Die Bibel fasst alle Gläubigen unter dem einen Christus zusammen. Für alle zusammen gibt es nur einen Herrn, «ihres und unseres Herrn», nicht «meine oder deine Institution». Alle Gläubigen sollten sich auf ihn konzentrieren und sich nicht durch Gemeindedenominationen, betonte Lehrmeinungen oder gesonderte Praktiken ablenken lassen, solange sie nicht wirkliche Irrlehren sind. Aber aufgepasst, wir bezeichnen schnell etwas als Irrlehre, nur weil es nicht unserer Meinung entspricht.
Paulus geht in diesem Streit so weit, dass er sogar die Taufe hinter Christus stellt und sagt: «Denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen …» (V. 17). Es war ihm so wichtig, dass Jesus als Herr den höchsten Stand hat und sich alle in ihm finden.
Wie weit haben wir uns von diesen christlichen Grundwahrheiten und geistlichen Tugenden entfernt und durch Streitereien den Herrn, der uns eint, vergessen?