SgM 07-31

In der Chronik von Norddeutschland findet man folgende Begebenheit:

Unter den Germanen gab es einen Mann, der hiess Billing. Die Männer aus diesem Geschlecht waren die Richter des Volkes. Man nimmt an, dass daher die Aussage «Das ist doch recht und billig» kommt. Auch das Wort «billig» beim Einkauf soll auf gerechte Kosten hinweisen und hat darin wahrscheinlich seinen Ursprung.

Als später das Evangelium nach Norddeutschland kam, bekehrte sich eine Familie Billing. Ein Sohn hiess Hermann. Dieser wurde von Kaiser Otto dem Grossen zum Richter eingesetzt. Der Mann war gütig, Christ und für seine Gerechtigkeit bekannt. Auf Kosten seiner Stellung und seines einflussreichen Namens haben Verwandte andere Leute übervorteilt. Mit Gewalt nahmen sie zum Beispiel einem Bewohner den halben Hof ab. Sie dachten, ihnen könne nichts passieren, da sie ja mit «dem Herrn Billing» verwandt waren. Als es zur Anklage und zum Gericht kam, lesen wir Folgendes:

«Und was tat Hermann? Als die Gewalt seiner Brüder und Verwandten erwiesen war, da flossen dem starken, hohen Mann die hellen Tränen über seine Wangen, und er rief mit halb von Tränen erstickter Stimme: ‹Das konntet ihr tun und führt den Namen Billing?› Er schwieg, man sah ihn die Hände falten und mit grosser Inbrunst beten. Dann sprach er: ‹Meine Brüder und Verwandten, versöhnt euch jetzt mit Gott, wir sehen uns heute zum letzten Male; ihr seid des Todes schuldig, ihr müsst sterben, ihr habt den Tod doppelt verdient, denn ihr seid von Billings Geschlecht.›»
Louis Harms, Goldene Äpfel in silbernen Schalen

So viel zum Thema Korruption. Als Christen sind wir in der Gerechtigkeit Christi eingekleidet. Danach sollten wir auch handeln. «… und angezogen habt den neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit» (Eph 4,24).

Wer sich nach Gerechtigkeit für die Welt sehnt, wie bei Hunger nach Brot oder bei Durst nach Wasser, der sehnt sich im Grunde nach Jesus und seiner Gerechtigkeit. Erst wenn der Gerechte herrscht, wird Gerechtigkeit auf Erden herrschen. Wer dies weiss, wird versuchen, gerecht zu leben, zu handeln, zu reden, zu beurteilen und zu richten. Er wird auf die eine Gerechtigkeit aufmerksam machen, die nur in Jesus zu finden ist und an der er selbst satt wird.