SgM 05-24
Ich las, dass einige Städte in China über eine «Bank der Moral» verfügen. Anstelle von Geld werden dort Punkte für gute Taten gesammelt. Wer einen verlorenen Geldbeutel abgibt, kann sich 50 Punkte verdienen; eine Blutspende wird gar mit 200 Punkten belohnt. Mit dem erworbenen moralischen Guthaben können dann unentgeltlich Dienste in Anspruch genommen werden: Zum Beispiel eine Hausreinigung für 500 Punkte. Das System soll einem drohenden Moralverlust in der chinesischen Gesellschaft entgegenwirken.
Eigentlich ein trauriges Beispiel. Daran sieht man, wie der kommunistische Atheismus in der Frage der Nächstenliebe versagt hat und nun zur Erkenntnis kommt, dass etwas Wesentliches verloren gegangen ist. Es ist doch tragisch, dass man für gute Taten Punkte sammeln muss, um sie dann wiederum für gute Taten einsetzen zu können. Das ist ein Zeichen dafür, dass der Eigenantrieb aus Liebe abhandengekommen ist. Daraus ergibt sich als Resultat, dass der Mensch nur noch für Lohn bereit ist, etwas Gutes zu tun.
Gottes Ordnung ist eine ganze andere. Bereits im Alten Testament wird sehr viel Wert daraufgelegt, Gutes zu tun, sogar den Feinden: «Wenn du den Esel des, der dich hasst, siehst unter seiner Last liegen, hüte dich, und lass ihn nicht, sondern versäume gerne das Deine um seinetwillen» (2Mo 23,5).
Und neutestamentlich: «Durch die Liebe diene einer dem andern.» Nicht aus Egoismus, um Punkte zu sammeln, gut angesehen zu werden, etwas wiedervergolten zu bekommen, sondern durch die Liebe und das nicht nur ab und zu, sondern ausdauernd.
«Lasst uns aber nicht müde werden, Gutes zu tun, denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten» (Gal 6,9).
Wenn wir uns gegenseitig ermutigen, Gutes zu tun, mitzuteilen, zu kommunizieren, uns nicht in unsere eigenen vier Wände zurückzuziehen, sondern Hilfsbereitschaft zu zeigen, einander die Lasten zu tragen und in Liebe einander zu dienen, dann werden wir tatsächlich auch einmal ernten.