SgM 05-12
Jedes Kind kennt den sich steigernden Tonfall des Vaters oder der Mutter: «Hast du mich nicht gehört?» oder «Wirst du wohl jetzt hören?!» Manchmal bedeutet es das Ende der Geduld und den Anfang des Zorns. Bei dem Herrn ist es anders. Die Liebe Gottes ist so gross, dass er uns in grosser Geduld und Langmut immer wieder auffordert. Allein im Hebräerbrief finden wir vier Mal die Aufforderung, unsere Herzen nicht zu verstocken (Hebr 3,8.13.15; 4,7). Seine Bestimmungen sind klar und deutlich. Wenn wir nicht auf seine Stimme hören und auf sein Wort eingehen, schaden wir nur uns selbst. «Seid aber Täter des Wortes und nicht Hörer allein.»
Ein kluger Mann sagte einmal: «Es gibt kein Gutes, ausser man tut es!» Und Dietrich Bonhoeffer schreibt in seinem Buch Nachfolge: «Nur der Glaubende ist gehorsam – und nur der Gehorsame glaubt.» Ich möchte hier drei Dinge erwähnen, die alle im Jakobusbrief vorkommen.
1. Vergebung (Jak 5,15). In der Heiligen Schrift finden wir den deutlichen Befehl zu vergeben. Ohne Vergebung bleiben Hass und Lieblosigkeit lebendig. Jürgen Wehrt schrieb ein Lied dazu:
«Wie ein Regen in der Wüste,
frischer Tau auf dürrem Land.
Heimatklänge für Vermisste,
alte Feinde, Hand in Hand.
Wie ein Schlüssel im Gefängnis,
wie in Seenot ‹Land in Sicht›,
wie ein Weg aus der Bedrängnis,
wie ein strahlendes Gesicht.
So ist Versöhnung.
So muss der wahre Friede sein.
So ist Versöhnung.
So ist Vergeben und Verzeihn.»
2. Eltern, Witwen, Waisen und Kranke besuchen, Armen helfen: «Nur sollten wir an die Armen gedenken, und ich habe mich auch eifrig bemüht, dies zu tun» (Gal 2,10). «Eine reine und makellose Frömmigkeit vor Gott, dem Vater, ist es, Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis zu besuchen und sich von der Welt unbefleckt zu bewahren» (Jak 1,27).
3. Die Zunge im Zaum halten. Wie viel Schaden wurde und wird durch schlechtes Reden und Verleumdung angerichtet. Mit Worten werden Menschen mehr geschlagen, verletzt und gekränkt als mit Waffen. Es heisst in Jakobus 1,26: «Wenn jemand meint, er diene Gott, und zügelt nicht seine Zunge, sondern betrügt sein Herz, dessen Gottesdienst ist nichtig.» Durch Verleumdung schlägt man nicht nur andere, sondern man vernichtet auch seinen eigenen Dienst. «Verstockt eure Herzen nicht», sondern «seid Täter des Wortes …»