SgM 04-04
Manche Dinge scheinen einem übertrieben und unrealistisch. Kann man wirklich jeden Tag Gott preisen, Lobgesänge anstimmen und aufrichtig dankbar sein? Eindeutig ja! Täglich können wir uns Gottes rühmen, selbst im tiefsten Elend. Denn wir wissen, dass er täglich da ist und wir nie uns selbst überlassen sind, sondern uns allezeit durch Jesus in Gott befinden und er sich durch seinen Geist in uns befindet. Selbst wenn wir hier auf Erden alles verlieren sollten, gehören wir ganz ihm und er bleibt unser Eigentum. Wir werden einst alles und noch mehr wiederbekommen. Am Ende werden wir nichts verloren haben, sondern dazugewinnen.
Paulus schrieb diese Zeilen aus der Gefangenschaft, was bestimmt kein angenehmer Zustand war. Doch gerade in dieser Zeit empfing er die höchsten Offenbarungen. Lob muss nicht immer aus einem übervollen und jubelnden Herzen sprudeln, es kann auch in Traurigkeiten schlicht und einfach über die Lippen kommen. Kürzlich las ich Folgendes über den ehemaligen Hamburger Theologieprofessor Helmut Thielicke:
«Vielleicht werden wir einmal, wenn wir von Gottes Thron aus am jüngsten Tag zurückblicken, voller Staunen und Überraschung sagen: ‹Ja, wenn ich das geahnt hätte, als ich an den Gräbern meiner Lieben stand und alles zu Ende schien; wenn ich das geahnt hätte, als ich das Gespenst des Atomkrieges auf mich zukriechen sah; wenn ich das geahnt hätte, als ich vor dem sinnlosen Geschick einer endlosen Gefangenschaft oder einer tückischen Krankheit stand; wenn ich das geahnt hätte, dass Gott durch alle diese Wehen seine Entwürfe, seine Pläne vorantreibt, dass mitten in meinem Sorgen und Mühen und Verzweifeln seine Ernten reifen und das alles auf seinen letzten königlichen Tag zutreibt und zu drängt – wenn ich das gewusst hätte, dann wäre ich stiller und getrösteter, ja, dann wäre ich wohl auch heiterer und von grösserer Gelassenheit gewesen.›»
Wir wollen uns darin üben, ihn täglich zu preisen und ihm zu danken, denn er ist immer da.