Warum Paulus herrlicher ist als Mose (Teil 5)

Moses Angesicht strahlte. Er führte ein ganzes Volk. Er ist einer der grössten Propheten Israels. Warum ist der Dienst des Apostels Paulus, der all seine jüdischen Vorrechte aufgab, nie ein Volk führte und am Ende den Märtyrertod starb, trotzdem herrlicher? Eine Darlegung.

Die bleibende Herrlichkeit Gottes – dieselbe Herrlichkeit, die den Herrn Jesus Christus verklärte – wird eines Tages vor dem Richterstuhl vollständig geoffenbart. 2. Korinther 5,10 macht deutlich: «Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden, damit jeder das empfängt, was er durch den Leib gewirkt hat, es sei gut oder böse.» Unser gegenwärtiges irdisches Zelt – das ebenso vorübergehend ist wie die Stiftshütte – wird eines Tages ewig von Christus verändert werden. Wie Philipper 3,20–21 verheisst: «Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus erwarten als den Retter, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird, sodass er gleichförmig wird seinem Leib der Herrlichkeit, vermöge der Kraft, durch die er sich selbst auch alles unterwerfen kann.»

Aber der Vergleich mit Mose endet hier noch nicht. Gottes Herrlichkeit wohnt gegenwärtig nicht nur in unserem irdischen Zelt, sondern auch in Seinem momentanen geistlichen Tempel – Seiner Gemeinde. In 2. Korinther 6,14–16 setzte Paulus seine Argumentation fort:

«Zieht nicht in einem fremden Joch mit Ungläubigen! Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander zu schaffen? Und was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus mit Belial überein? Oder was hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen? Wie stimmt der Tempel Gottes mit Götzenbildern überein? Denn ihr seid ein Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: «Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.»

So zitierte Paulus aus 2. Mose 29 und 3. Mose 26 (und spielte eventuell auch auf 2. Mose 25,8 an: «Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, damit ich in ihrer Mitte wohne!»), als er die Korinther über die wunderbare Stellung des Leibes Christi belehrte. Der Kontext von 2. Mose 29 passt zur Argumentation von Paulus:

«Und ich werde dort zusammenkommen mit den Kindern Israels, und die Stiftshütte soll geheiligt werden durch meine Herrlichkeit. Und ich will die Stiftshütte heiligen samt dem Altar; und ich will mir Aaron und seine Söhne heiligen, damit sie mir als Priester dienen. Und ich will in der Mitte der Kinder Israels wohnen, und ich will ihr Gott sein» (2.Mo 29,43–45).

Ebenso passend ist der Kontext von 3. Mose 26, den Paulus auswählte: «Ich will meine Wohnung in eure Mitte setzen, und meine Seele soll euch nicht verabscheuen; und ich will in eurer Mitte wandeln und euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein» (3.Mo 26,11–12).

Wenn man das berücksichtigt, erkennt man, warum Paulus den Bericht in 2. Mose verwendete, um die unfassbaren Herrlichkeiten des Neuen Bundes zu erklären. Der zweite Korintherbrief macht den erhabenen Gegensatz zwischen den beiden Bündnissen deutlich:

Angesicht Moses (2.Kor 3,7) – Angesicht Christi (4,6).

Begrenzt auf Mose (3,7.13) – beinhaltet alle Erlösten mit unverhülltem Angesicht (3,18).

Vergängliche Herrlichkeit (3,7.13) – bleibende, «über alle Massen gewichtige Herrlichkeit» (4,17).

Vorübergehende Veränderung für Mose (3,7) – ewige Veränderung für die Erlösten (4,18).

Äussere Wirkung auf der Haut von Mose – innere Veränderung bei den Gläubigen in Christus (4,16–18).

Bei Mose sofort sichtbar, aber vergänglich – bei uns jetzt noch unsichtbar, aber wachsend.

Mose sah die reflektierende Herrlichkeit einer anderen Person. Wir besitzen die Herrlichkeit dieser anderen Person.

Die Herrlichkeit, die sich vor dem Kommen des Messias wiederholt zeigte, ist somit eine Vorschau auf das, was wir in Christus sind. Gottes Herrlichkeit in einem Zelt, der Stiftshütte; Gottes Herrlichkeit im Tempel; Gottes Herrlichkeit in Seinem Sohn.

Gottes Herrlichkeit in einem Zelt (2.Kor 5,1–4) – persönliche, vorübergehende Wohnung.

Gottes Herrlichkeit in Seinem Tempel – der die Gemeinde zurzeit ist (2.Kor 3,18), bis der König der Herrlichkeit zu Seinem Tempel zurückkommt (Mal 3,1), den Er letzten Endes wiederaufbauen wird (Sach 6,12–13).

Der Gott, der Morija auserwählte, sucht sich heute Seinen Wohnsitz in den Herzen Seiner Kinder.

Der Gott, der die Stiftshütte mit Seiner Herrlichkeit erfüllte, erfüllt gegenwärtig unser irdisches Zelt.

Der Gott, der den Tempel erfüllte, macht uns zu Seinem Tempel und wohnt in unserer Mitte.

Was Mose sah, besitzen wir als Gnadengabe Gottes.

Gottes Herrlichkeit in einem Zelt. Gottes Herrlichkeit in Seinem Tempel. Gottes Herrlichkeit in Seinem Sohn. Und darüber hinaus – Gottes Herrlichkeit in Seinen Kindern, in der Zeit und in alle Ewigkeit.

«Deren Diener bin ich geworden gemäss der Haushalterschaft, die mir von Gott für euch gegeben ist, dass ich das Wort Gottes voll ausrichten soll, nämlich das Geheimnis, das verborgen war, seitdem es Weltzeiten und Geschlechter gibt, das jetzt aber seinen Heiligen offenbar gemacht worden ist. Ihnen wollte Gott bekannt machen, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Heiden ist, nämlich: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit. […] Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so sucht das, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist; denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, offenbar werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit» (Kol 1,25–27; 3,1–4).

«So seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge ohne Bürgerrecht und Gäste, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist, in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr miterbaut werdet zu einer Wohnung Gottes im Geist» (Eph 2,19–22).

«Da ihr zu ihm gekommen seid, zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt und kostbar ist, so lasst auch ihr euch nun als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, als ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus. Darum steht auch in der Schrift: ‹Siehe, ich lege in Zion einen auserwählten, kostbaren Eckstein, und wer an ihn glaubt, soll nicht zuschanden werden.› Für euch nun, die ihr glaubt, ist er kostbar; für die aber, die sich weigern zu glauben, gilt: ‹Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, gerade der ist zum Eckstein geworden›, ein ‹Stein des Anstosses› und ein ‹Fels des Ärgernisses›. Weil sie sich weigern, dem Wort zu glauben, nehmen sie Anstoss, wozu sie auch bestimmt sind» (1.Petr 2,4–8).

«Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer gibt es nicht mehr. Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabsteigen, zubereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen; und sie werden seine Völker sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott» (Offb 21,1–3).

«Und er brachte mich im Geist auf einen grossen und hohen Berg und zeigte mir die grosse Stadt, das heilige Jerusalem, die von Gott aus dem Himmel herabkam, welche die Herrlichkeit Gottes hat. Und ihr Lichtglanz gleicht dem köstlichsten Edelstein, wie ein kristallheller Jaspis. […] Und einen Tempel sah ich nicht in ihr; denn der Herr, Gott der Allmächtige, ist ihr Tempel, und das Lamm. Und die Stadt bedarf nicht der Sonne, noch des Mondes, dass sie in ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm» (Offb 21,10–11.22–23).

Auszug aus Der Stein und die Herrlichkeit Israels, Greg Harris, S. 266–284; Bestell-Nr. 271456

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