Warum Paulus herrlicher ist als Mose (Teil 2)

Moses Angesicht strahlte. Er führte ein ganzes Volk. Er ist einer der grössten Propheten Israels. Warum ist der Dienst des Apostels Paulus, der all seine jüdischen Vorrechte aufgab, nie ein Volk führte und am Ende den Märtyrertod starb, trotzdem herrlicher? Eine Darlegung.

Nach dem Willen Gottes schrieb Paulus seinen zweiten inspirierten Brief an die Korinther, der natürlich im unvergänglichen Wort Gottes aufgenommen wurde. Dieser zweite Brief ist sogar Paulus’ persönlichster Brief. Bis Kapitel 7 ist es auch ein trauriger Brief, da Paulus auf Anschuldigungen gegen seinen Charakter und seinen Dienst eingehen musste. Aber er schrieb den Korinthern sehr geduldig und offen von seinem vergangenen Verhalten ihnen gegenüber (Kap. 1–2,13) und anschliessend über seinen Dienst (Kap. 2,14–7).

Entscheidend ist, dass Paulus nicht seine Methoden im Dienst oder seine Aktivitäten zum Thema machte, sondern den Inhalt seiner Botschaft. Und vor allem verwendete er den Bericht von Mose, den Steintafeln und den sich anschliessenden Ereignissen (2.Mo 32–34) als Grundlage für seine Logik. Das dritte Kapitel des zweiten Korintherbriefes ist voll mit Anspielungen auf diesen Bericht:

«Fangen wir wieder an, uns selbst zu empfehlen? Brauchen wir etwa, wie gewisse Leute, Empfehlungsbriefe an euch oder Empfehlungsbriefe von euch? Unser Brief seid ihr selbst, in unsere Herzen geschrieben, erkannt und gelesen von jedermann. Es ist ja offenbar, dass ihr ein Brief des Christus seid, durch unseren Dienst ausgefertigt, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens. Und eine solche Zuversicht haben wir durch Christus zu Gott; nicht dass wir von uns selber aus tüchtig wären, sodass wir uns etwas anrechnen dürften, als käme es aus uns selbst, sondern unsere Tüchtigkeit kommt von Gott, der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des Neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes; denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.

Wenn aber der Dienst des Todes durch in Stein gegrabene Buchstaben von solcher Herrlichkeit war, dass die Kinder Israels nicht in das Angesicht Moses schauen konnten wegen der Herrlichkeit seines Antlitzes, die doch vergänglich war, wie sollte dann nicht der Dienst des Geistes von weit grösserer Herrlichkeit sein? Denn wenn der Dienst der Verdammnis Herrlichkeit hatte, wie viel mehr wird der Dienst der Gerechtigkeit von Herrlichkeit überfliessen! Ja, selbst das, was herrlich gemacht war, ist nicht herrlich im Vergleich zu diesem, das eine so überschwängliche Herrlichkeit hat. Denn wenn das, was weggetan wird, mit Herrlichkeit kam, wie viel mehr wird das, was bleibt, in Herrlichkeit bestehen!

Da wir nun eine solche Hoffnung haben, so treten wir mit grosser Freimütigkeit auf und nicht wie Mose, der eine Decke auf sein Angesicht legte, damit die Kinder Israels nicht auf das Ende dessen sähen, was weggetan werden sollte. Aber ihre Gedanken wurden verstockt; denn bis zum heutigen Tag bleibt beim Lesen des Alten Testamentes diese Decke unaufgedeckt, die in Christus weggetan wird. Doch bis zum heutigen Tag liegt die Decke auf ihrem Herzen, sooft Mose gelesen wird. Sobald es sich aber zum Herrn bekehrt, wird die Decke weggenommen. Der Herr aber ist der Geist; und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Wir alle aber, indem wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen wie in einem Spiegel, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich vom Geist des Herrn» (1.Kor 3,1–18).

Einige seiner Argumente macht Paulus durch Ähnlichkeiten oder Gegensätze deutlich. Die Korinther waren der Brief, den Gott geschrieben hatte, nicht auf Tafeln, sondern auf das Herz. Mose empfing das Gesetz mit Herrlichkeit, aber der Dienst des Neuen Bundes besitzt mehr Herrlichkeit – eine solche Herrlichkeit, die die Herrlichkeit des mosaischen Berichts vergleichsweise als nicht vorhanden erscheinen lässt. So wie Mose sein Gesicht bedeckte, liegt auch auf den Herzen der Ungläubigen eine Decke. Wenn jemand zum Glauben an den Herrn kommt, wird diese Decke weggenommen. Daher können sich Gläubige Gott «mit unverhülltem Angesicht» nahen.

Aber dennoch – etwas stimmt nicht. Es scheint nicht zu passen, dass die Analogie von Paulus – und des Heiligen Geistes – mehr Gegensätze aufweist als Ähnlichkeiten. Wir sollten meinen, dass es noch mehr Relevanz hat. Beim Lesen von 2. Mose 32–34 würde man nicht sofort darauf schliessen, dass diese Stelle den Apostel Paulus betrifft.

Wäre ich ein Kritiker von Paulus in Korinth, der dieses Kapitel gelesen hat, dann würde ich ihn fragen: «Wenn dein Evangelium so herrlich ist, warum reissen sich die Menschen nicht darum?»

Paulus würde sagen: «Wenn aber unser Evangelium verhüllt ist, so ist es bei denen verhüllt, die verloren gehen; bei den Ungläubigen, denen der Gott dieser Weltzeit die Sinne verblendet hat, sodass ihnen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus nicht aufleuchtet, welcher Gottes Ebenbild ist» (2.Kor 4,3–4).

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