SgM 03-28

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SgM 03-28

Es bewegt mich jedes Mal, wenn ich diese Passage lese, wo so ausdrücklich betont wird, dass Jesus das Abendmahl mit seinen Jüngern in der Nacht hielt, als er verraten wurde. Obwohl Paulus gar nicht dabei war, wurde ihm dieser Sachverhalt vom Heiligen Geist eingegeben. Gott möchte uns damit sicher etwas sagen.

Jesus wurde von Judas verraten, einem seiner Vertrauten, einem Freund. Das erinnert mich an einen ostdeutschen Theologen. Es war noch in der Zeit der kommunistischen Regierung der DDR. Der Pfarrer stand unter Beobachtung. Wenn er in die Ferien fuhr oder auf Dienstreise war, gab er seinen Wohnungsschlüssel oft einem seiner besten Freunde. Später stellte sich heraus, dass dieser Freund ein Spitzel der Regierung gewesen war. Diese Erkenntnis war für den Pastor eine bittere Pille.

Jesus wurde aber nicht nur von seinem Jünger und Freund Judas verraten. Er wurde auch von den religiösen Obersten des Volkes verraten und überliefert. Die Priester ihrerseits überlieferten ihn an Pontius Pilatus. Eigentlich wurde er von fast dem ganzen Volk verraten, indem sich diese von den Obersten verführen liessen. «Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an» (Joh 1,11).

In dieser «Krisenzeit» des Herrn Jesus, als er bereits um seinen Verrat wusste; in dieser kalten Nacht, in der er überliefert wurde; als man hinter seinem Rücken den Plan schmiedete, ihn festzunehmen und zu töten; in einer Zeit, in der die Mehrheit nicht an ihn glaubte und Intrigen gegen ihn geschmiedet wurden, rief er nochmals seine Jünger besonders nah zu sich und feierte mit ihnen in tiefster Gemeinschaft das Abendmahl. Und das im Ausblick auf seine Wiederkunft.

Heute haben wir auch diese Gegensätze. Die einen wenden sich vom Glauben ab und werden zu Verrätern und Verleumdern des Christus und des Christentums (1Tim 4,1; 2Tim 3,1f.). Die anderen lassen sich in die tiefere Gemeinschaft mit ihrem Erlöser rufen. Verrat und tiefste Gemeinschaft liegen ganz nah beisammen. Manchmal ist es nur ein kleiner Schritt von der einen zur anderen Seite.

Es ist gut zu wissen, dass Jesus uns immer wieder zur tiefen Gemeinschaft ruft und wir durch sein Opfer, seinen Leib (Brot) das Leben und durch sein Blut (Wein) Vergebung und das Heil haben.

Könnte jene besondere Nacht nicht auch bedeuten, dass wir durch die Nacht des Verrats unserer Weltzeit, durch die zunehmende menschliche Kälte und dem wachsenden Antichristentum immer wissen dürfen, dass wir Teil an ihm haben? – In allen Unruhen um uns herum sind wir mit ihm zur Ruhe gebracht. In aller Kälte ist er unsere Wärme und in aller Nacht unser Licht.