1xT 05-11
Vierundzwanzig Jahre wartete Abraham nun schon auf den Sohn der Verheissung. Verstandesmässig war die Lage hoffnungslos. Und mitten in dieser aussichtslosen Lage offenbart sich Gott als der allmächtige Gott – El Shaddai – und fordert ihn auf, untadelig zu wandeln. Hätte Abraham nach so vielen Jahren nicht allen Grund gehabt, an Gottes Macht zu zweifeln?
Es gibt Ausleger, die sagen, dass El Shaddai auch der «All Genügsame» heisst. Hier offenbart sich Gott das erste Mal mit diesem Namen. Als ob er Abraham sagen wollte: Bin ich dir nicht genug? Es gibt wohl keinen Mann, den Gott so auf die Probe gestellt hat wie Abraham. Und dem er alle Stützen wegnahm, bis er nur noch auf Gott hoffen konnte. Lot versagte, Ismael wurde eine Enttäuschung. Jetzt blieb nur noch die Hoffnung auf Gott, der ihn aufforderte, tadellos vor ihm zu wandeln. Hatte er das denn nicht schon getan?
Was hier mit «tadellos» übersetzt wird, muss eigentlich «einfältig» heissen. Doch das Wort einfältig hat einen negativen Beigeschmack. Wer will schon einfältig sein? Aber es ist das Gegenteil von zwiespältig oder zweideutig. Gott will, dass wir in der Einfalt des Herzens ohne Hintergedanken vor ihm wandeln.
Auch heute hat das hier gebrauchte Wort im Hebräischen einen negativen Beigeschmack. Man braucht es heute für jemanden, den man als naiv oder eben einfältig ansieht. Doch das ist, was Gott von Abraham wollte. Gott sucht bei seinen Kindern die kindliche Einfalt. So sind auch wir gerufen, in der Einfalt des Herzens vor dem zu wandeln, der alles weiss, der für die Seinen sorgt und nur darauf wartet, dass wir ihm allein vertrauen.
Fredi Winkler