Das Superzeichen der Endzeit und der Nahostkonflikt (Teil 1)

Woher nimmt Israel das Recht auf sein Land? Hat seine 1948 erfolgte Wiedergeburt als Nation eine besondere Bedeutung? Und warum hassen die umliegenden Nationen den jüdischen Staat so sehr? Das prophetische Wort der Bibel und die historischen Entwicklungen geben Antwort auf diese und weitere Fragen.

Alles begann mit Abraham. Sein Name bedeutet «Vater einer Menge». Er stammte ursprünglich aus der Stadt Ur in Mesopotamien am Fluss Euphrat. Abraham war offensichtlich ein wohlhabender und einflussreicher Mann.

Gott forderte Abraham auf, Ur zu verlassen und in ein neues Land zu gehen – das Land Kanaan, das Gott ihm und seinen Nachkommen geben wollte (1.Mo 11,31). Abraham brach mit seiner Frau, Sarah, und seinem Neffen, Lot, auf. In Kanaan angekommen, errichtete er als Erstes einen Altar und betete Gott an. Das war typisch für Abraham – Gott hatte oberste Priorität für ihn.

Um 2100 v.Chr. schloss Gott einen grundlegenden Bund mit Abraham. In diesem Bund gab Gott ihm konkrete Verheissungen auf das Land, das Er ihm geben wollte. In 1. Mose 15,18–21 lesen wir: «An jenem Tag machte der Herr einen Bund mit Abram und sprach: Deinem Samen habe ich dieses Land gegeben, vom Strom Ägyptens bis an den grossen Strom, den Euphrat: die Keniter, die Kenisiter, die Kadmoniter, die Hetiter, die Pheresiter, die Rephaiter, die Amoriter, die Kanaaniter, die Girgasiter und die Jebusiter.» Das beschreibt ein ganz bestimmtes Gebiet.

Die ursprünglich Abraham gegebenen Verheissungen auf das Land wurden durch Isaaks Abstammungslinie weitergegeben. In 1. Mose 26,3–4 sagte der Herr zu Isaak: «Sei ein Fremdling in diesem Land, und ich will mit dir sein und dich segnen; denn dir und deinem Samen will ich alle diese Länder geben und will den Eid bestätigen, den ich deinem Vater Abraham geschworen habe. Und ich will deinen Samen mehren wie die Sterne des Himmels, und ich will deinem Samen das ganze Land geben; und in deinem Samen sollen gesegnet werden alle Völker der Erde.»

Anschliessend wurden diese Verheissungen von Isaak an Jakob weitergegeben. Der Herr sagte zu Jakob: «Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks; das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinem Samen geben. Und dein Same soll werden wie der Staub der Erde, und nach Westen, Osten, Norden und Süden sollst du dich ausbreiten; und in dir und in deinem Samen sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!» (1.Mo 28,13–14).

Gottes Bundesverheissungen auf das Land werden auch später in der Bibel noch bestätigt. So lesen wir zum Beispiel in Psalm 105,8–11: Gott «gedenkt auf ewig an seinen Bund, an das Wort, das er ergehen liess auf tausend Geschlechter hin; an den Bund, den er mit Abraham geschlossen, an seinen Eid, den er Isaak geschworen hat. Er stellte ihn auf für Jakob als Satzung, für Israel als ewigen Bund, als er sprach: ‹Dir gebe ich das Land Kanaan als das Los eures Erbteils.›»

Die Tatsache, dass Gott diese Verheissungen gegenüber den Juden regelmässig wiederholte, macht deutlich, dass sie absolut sicher sind! Gottes Bund mit Abraham ist ein «ewiger Bund».

Als der heutige Staat Israel 1948 ins Leben gerufen wurde, begann die Erfüllung bestimmter biblischer Prophezeiungen über eine internationale Rückführung der Juden im Unglauben, bevor in der zukünftigen Drangsalszeit das Gericht über sie kommt. Diese Rückführung war nach einem jahrhundertelangen Exil in den verschiedensten Ländern auf der ganzen Welt vorausgesagt.

In Hesekiel 36,10 gab Gott dem jüdischen Volk die Verheissung: «Ich will viele Menschen auf euch wohnen lassen, das ganze Haus Israel, sie alle; die Städte sollen bewohnt und die Trümmer aufgebaut werden.» Zudem verhiess Gott ihnen: «Denn ich will euch aus den Heidenvölkern herausholen und aus allen Ländern sammeln und euch wieder in euer Land bringen» (36,24). Zu biblischen Zeiten war Israel an einzelne Nationen versklavt gewesen wie die Ägypter und die Babylonier. Und jedes Mal befreite Gott sie nach einiger Zeit. Aber nie in der biblischen Geschichte wurden die Israeliten «aus allen Ländern» gerettet. Das fing erst 1948 an, als Israel schliesslich wieder zu einer nationalen Einheit wurde.

In der Vision von den Totengebeinen in Hesekiel 37 fügt der Herr auf wundersame Weise verstreute Knochen zusammen zu einem Skelett, stattet es mit Muskeln, Sehnen und Fleisch aus und haucht dem toten Körper Leben ein. Dieses Kapitel spricht zweifellos von Israel, denn wir lesen dort: «Menschensohn, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel» (V. 11). Das Kapitel stellt dar, wie Israel zu einer lebendigen, atmenden Nation wird, die scheinbar aus den Toten zurückkehrt.

Als Titus und seine römischen Soldaten 70 n. Chr. Jerusalem zerstörten, war das das Ende der politischen Identität Israels (s. Lk 21,20). Seitdem wurden die Juden viele Jahrhunderte lang auf der ganzen Welt zerstreut. Niemand hätte ahnen können, dass Israel wieder ein Staat werden würde. Und doch kam es so. 1948 wurde Israel zu einem selbstständigen Staat.

Joel Rosenberg erklärt:

«Als Israel am 14. Mai 1948 seine Unabhängigkeit erklärte, lag die Bevölkerung bei nur 806.000 Einwohnern. Doch gegen Ende 2005 lebten schon fast 7 Millionen Menschen in Israel, unter ihnen 5,6 Millionen Juden. Jedes Jahr kommen Tausende mehr an. Allein 2005 immigrierten etwa 19.000 Juden nach Israel. Heute leben mehr Juden im Grossraum von Tel Aviv als in New York City, und in Israel gibt es so viele Juden wie in den Vereinigten Staaten. Es wird nicht mehr lange dauern, bis mehr Juden in Israel leben als in allen anderen Ländern zusammen.»

Gottes Plan zur Wiederherstellung Israels hat zweifellos begonnen. Hier sind einige wichtige Daten der jüngeren Geschichte:

1881–1900: Etwa 30.000 Juden, die in Russland verfolgt wurden, zogen nach Palästina.

1897: Das Ziel der Errichtung einer Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina gewann an Schwung, als der erste Zionistische Weltkongress in Basel, Schweiz, zusammenkam und den Zionismus zu seinem Programm machte.

1904–1914: Weitere 32.000 in Russland verfolgte Juden zogen nach Palästina.

1924–1932: 78.000 polnische Juden zogen nach Palästina.

1933–1939: 230.000 Juden, die in Deutschland und Mitteleuropa verfolgt wurden, zogen nach Palästina.

1940–1948: 95.000 in Mitteleuropa verfolgte Juden zogen nach Palästina. Währenddessen wurden mehr als sechs Millionen Juden von Adolf Hitler und Nazi-Deutschland ermordet.

1948: Der neue Staat Israel wurde geboren.

1967: Ausgelöst durch eine arabische Invasion, nahm Israel im Sechstagekrieg Jerusalem und das Westjordanland ein.

Angesichts dieser Fakten scheint es, dass Gott Seine Verheissungen in der Schrift nach und nach erfüllte. Zurzeit sind alle Augen auf Israel und den Nahen Osten gerichtet.

Israel ist bis heute noch im Unglauben. Doch Joel 3,1–2 zufolge wird es in der Zukunft eine geistliche Erweckung in Israel geben. Harmageddon – am Ende der Drangsalszeit – scheint der historische Kontext zu sein, aufgrund dessen sich Israel letzten Endes bekehren wird (Sach 12,2–13,1). Zur Wiederherstellung Israels wird das Bekenntnis seiner nationalen Sünden gehören (3.Mo 26,40–42; Jer 3,11–18; Hos 5,15), worauf Israels Errettung folgt und die Erfüllung von Paulus’ Prophezeiung aus Römer 11,25–27. In der aussichtslosen Situation von Harmageddon wird Israel seinen neu gefundenen Messias bitten, zurückzukommen und sie zu retten («sie werden um ihn klagen, wie man klagt um den eingeborenen Sohn»; Sach 12,10; Mt 23,37–39; s. auch Jes 53,1–9). Und ihre Rettung wird mit Sicherheit kommen (s. Röm 10,13-14). Israels Führer werden schliesslich den Grund erkannt haben, warum die Drangsalszeit über sie gekommen ist – vielleicht weil der Heilige Geist sie in die Schrift einweisen wird (s. 1.Kor 2,9–3,2). Im Tausendjährigen Reich wird Israel das ihm verheissene Land vollständig in Besitz nehmen und die Wiedererrichtung des davidischen Thrones erleben (2.Sam 7,5–17). Es wird eine Zeit materieller und geistlicher Segnungen sein, die auf dem neuen Bund basieren (Jer 31,31–34).

Ron Rhodes ist Präsident des Missionswerkes Reasoning from the Scriptures Ministries, ein regelmässiger Redner im landesweiten Radio und Autor. Er lehrt am Dallas Theological Seminary und mehreren anderen Seminaren.
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