Wir müssen uns nicht wundern, wenn unsere Gesellschaft geistlich und psychisch mehr und mehr erkrankt. Das Schlimmste von alledem ist, dass dies Gottes Gericht hervorbringen wird. Es steht schon vor der Tür.
In vier der Gemeinden, denen der Apostel Johannes in der Offenbarung auf Anordnung des Herrn schreiben muss, finden wir diese Anklage des Herrn. Der Gemeinde von Pergamon wirf Er vor, die Lehren des Bileam und der Nikolaiten zu dulden, die ein Leben der Vermischung mit den weltlichen Lüsten gutheissen (Offb 2,14–15). Ähnliches finden wir in der Gemeinde zu Thyatira. Eine Frau namens Isebel versucht, die Mitglieder zur Unmoral zu verführen und wird dabei geduldet (Offb 2,20–21). In der Gemeinde von Sardes sind nur noch wenige übrig, die ihre Kleider, das heisst, ihr Leben, nicht verunreinigt haben (Offb 3,4). Und in Laodizea finden wir Lauheit, Selbstzufriedenheit, Materialismus und die fehlende Gegenwart des Herrn. Das Einzige, was bei allen das Gericht Gottes aufhalten würde, ist die tiefe und aufrichtige Busse (Offb 2,16.21.22; 3,19).
Wenn diese Eigenschaften in der ganzen Gesellschaft, die sich christlich nennt, ersichtlich sind und in die Gemeinden durchsickern, dann ist dies einerseits ein Zeichen, dass das Kommen des Herrn Jesus vor der Tür steht. – Und darüber dürfen wir uns trösten und uns freuen. – Andererseits dient dies auch als eine ernste Warnung für uns. Denn sollten wir solche Eigenschaften in unserem Leben entdecken, ist es höchste Zeit, dass wir Busse tun und uns wieder zu Gott wenden.
Gott sei Dank hat Er uns etliches geschenkt, was uns vor Betrug, Fälschungen und den gefährlichen Einflüssen des Abfalls bewahren kann. Der Apostel Paulus führt sich selbst und die Mutter und Grossmutter von Timotheus als Vorbild auf: «Du aber bist mir nachgefolgt in der Lehre, in der Lebensführung, im Vorsatz, im Glauben, in der Langmut, in der Liebe, in der Geduld, in den Verfolgungen, in den Leiden … Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist, da du weisst, von wem du es gelernt hast» (2.Tim 3,10–11.14).
Sicher kennen auch wir – neben den in der Bibel genannten – solche Vorbilder um uns her: Geschwister im Herrn, die konsequent den Weg mit dem Herrn gehen und die der Herr in wunderbarer Weise gebrauchen kann. Kennen Sie so jemanden, der ein Vorbild durch sein Zeugnis, seine Familie und seinen Dienst ist? Machen Sie es ihm nach! Nur die Treuen wagen es, gegen den Strom zu schwimmen. Es sind wenige, aber es gibt sie noch. Durch 3. Johannes 11 werden wir ermahnt: «Mein Lieber, ahme nicht das Böse nach, sondern das Gute! Wer Gutes tut, der ist von Gott; wer Böses tut, hat Gott nicht gesehen».
Der Schreiber des Hebräerbriefes führt uns mit folgender Warnung in die Galerie der Glaubenshelden ein: «Wir aber sind nicht von denen, die feige zurückweichen zum Verderben, sondern die da glauben zur Rettung der Seele» (Hebr 10,39). Und nachdem der Autor die Treue der Glaubenshelden trotz ihrer Kämpfe, Entbehrungen oder gar ihres Martyriums aufführt, gibt er folgende Anweisung: «Darum auch wir, weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasset uns jede Last und die uns so leicht umstrickende Sünde ablegen und mit Ausdauer die Rennbahn durchlaufen, welche vor uns liegt, im Aufblick auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, welcher für die vor ihm liegende Freude das Kreuz erduldete, die Schande nicht achtete und sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt hat» (Hebr 12,1–2).
Keinem dieser Glaubenshelden fiel es leicht, treu zu bleiben – nicht einmal dem Herrn Jesus. Es kostete Ihn schweren Kampf, Tränen und blutgetränkten Schweiss in Gethsemane und Sein Leiden und Seinen Tod auf Golgatha. Aber diese Standhaftigkeit brachte die Fülle der Segnungen. Es lohnt sich, diesen Beispielen zu folgen!
Schon in 2. Timotheus 2,15 ermutigt Paulus den Timotheus – und so auch uns: «Gib dir Mühe, dich Gott als bewährt zu erweisen, als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen braucht, der das Wort der Wahrheit richtig behandelt». Und in Kapitel 3, nach Auflistung der bösen Eigenschaften, betont er: «… weil du von Kindheit an die heiligen Schriften kennst, welche dich weise machen können zum Heil durch den Glauben in Christus Jesus. Jede Schrift ist von Gottes Geist eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke ausgerüstet» (V. 15–17).
Wieso sollten wir zweifelhaften Quellen unsere Aufmerksamkeit schenken, wenn wir die Sicherheit, den Segen und all das, was wir zur gesunden Reife brauchen, in der Bibel finden? Es scheint mir, dass Gott auch über unsere Generation dasselbe aussprechen muss wie seinerzeit über Sein Volk: «Denn mein Volk hat eine zwiefache Sünde begangen: Mich, die Quelle des lebendigen Wassers haben sie verlassen, um sich Zisternen zu graben, löcherige Zisternen, die kein Wasser halten!» (Jer 2,13).
Wir müssen unsere Gedanken erneuern, nach Gott und Seinem Wort ausrichten, und uns nicht von weltlichen Prinzipien füllen lassen. «Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so suchet, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zu der Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben, nicht nach dem, was auf Erden ist» (Kol 3,1–2).
Wofür verwenden oder verschwenden wir unsere freie Zeit? Nach dem, was in unseren Gedanken geschieht, werden unsere Taten sein. Wenn in unseren Gedanken viel Weltliches zu finden ist, dann werden wir der Welt ähnlich handeln. Wenn aber unsere Gedanken voll von Christus, Seinem Wort und Seiner Gegenwart sind, dann werden wir wie Christus handeln und Ihm immer ähnlicher werden. Deshalb «lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen» (Kol 3,16).
In Kapitel 4 des 2. Timotheusbriefes gibt der Apostel eine weitere Form von Bewahrung vor dem Abfall: «Ich beschwöre dich vor Gott und Christus Jesus, der Lebendige und Tote richten wird bei seiner Erscheinung und bei seinem Reich: Predige das Wort, tritt dafür ein, es sei gelegen oder ungelegen; überführe, tadle, ermahne mit aller Geduld und Belehrung! … Du aber bleibe nüchtern in allen Dingen, erleide das Ungemach, tue das Werk eines Evangelisten, richte deinen Dienst völlig aus!» (2.Tim 4,1–2.5).
Diese apostolische Ermahnung an Timotheus zeigt uns allen, wie wichtig es ist, den Auftrag auszuführen, den Gott uns gegeben und für den Er uns vorbereitet hat (Eph 2,10). Anstatt die Zeit zu vergeuden, in die Welt zu investieren oder unsere Ohren ihrer Verführung zu öffnen, wollen wir dem Herrn treu dienen an dem Ort, an den Er uns gestellt hat, und die Werke tun, die Er für uns vorbereitet hat. Wenn wir dies tun, dann werden wir keine Zeit haben und keine Mittel vergeuden in diesen «bösen» Tagen (Eph 5,16).
Angesichts des zunehmenden Abfalls und der Worte des Apostels Paulus könnten wir uns fragen, ob es sich wirklich lohnt, dem Herrn und Seinem Wort treu zu bleiben. Deshalb schliesst Paulus diesen traurigen Brief mit einigen Worten voller Freude, Trost, Hoffnung und Ermutigung im Hinblick auf die Zukunft.
Eine der grössten Freuden des Christen ist es zu wissen, dass er seine Aufgabe erfüllt hat. Der Apostel Paulus gibt Zeugnis von seinem Leben: «Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt» (2.Tim 4,7). Gibt es etwas Grösseres, als am Ende unseres Lebens hier auf Erden bezeugen zu können, dass wir treu waren und die Werke ausgeführt haben, für die Gott uns geschaffen und befähigt hat? Wenn der Herr uns heute heimrufen würde, könnten wir dasselbe Zeugnis geben wie der Apostel?
Und wenn das allein wenig erscheinen mag, gewährt der Apostel durch Gottes Geist einen Blick auf den Moment nach der Entrückung der Gemeinde, auf das Preisgericht Christi: «Hinfort liegt für mich die Krone der Gerechtigkeit bereit, welche mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage zuerkennen wird» (4,8). Der Herr wird unseren Dienst und unser Leben prüfen und entsprechend belohnen. Wenn wir uns das vor Augen halten, dann lohnt es sich wirklich zu kämpfen, für die Ewigkeit zu investieren und treu unseren Dienst zu verrichten! Und diese Belohnung hängt mit der ständigen Erwartung des Kommens des Herrn zusammen.
Wir wissen nicht, wie viel Zeit noch bis zum Kommen des Herrn fehlt. Die Opposition ist gross, der Kampf ist brutal und der Einfluss gewaltig. Manchmal meinen wir wie der Apostel, dass niemand mehr an unsrer Seite steht (V. 16a), aber im selben Atemzug sagt er getrost eine Wahrheit, die auch für uns heute gelten darf: «Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, damit durch mich die Predigt vollständig vorgetragen würde und alle Heiden sie hören könnten … Und der Herr wird mich von jedem boshaften Werk erlösen und mich retten in sein himmlisches Reich. Ihm sei die Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen» (V. 17–18).
So wollen wir in diesem neuen Jahr mutig und getrost den Lauf «im Aufblick auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens», in Angriff nehmen (Hebr 12,2).