«Es war kurz vor Weihnachten. Ich machte in meinem Pfarrbezirk Krankenbesuche und stand am Bett einer Frau aus unserer Gemeinde. Ich erzählte ihr, dass ich in meiner Familie Kummer hätte, weil einer meiner Jungen ein Zeugnis nach Hause gebracht habe, dass weit unter seinen Fähigkeiten liege. Er sei ganz faul gewesen. Ich hätte ihm gesagt:
‹Mit diesem Zeugnis hast du dich um die Erfüllung deines Weihnachtswunsches gebracht; denn ich kann deine Faulheit natürlich nicht mit einem besonders wertvollen Weihnachtsgeschenk belohnen. Du bekommst also das heissersehnte Fahrrad nicht.›
Als ich das der Kranken erzählte, sah sie mich mit grossen Augen an und sagte:
‹Wie, Herr Pastor, Sie wollen den Jungen zu Weihnachten bestrafen? Will uns denn das Weihnachtsfest nicht gerade klar machen, dass Gott uns ganz unverdient mit Seiner Güte beschenkt hat, und soll sich diese unverdiente Güte Gottes nicht auch in den Geschenken widerspiegeln, die wir unseren Kindern geben?›
Der Weihnachtsabend kam heran. Wir hatten unserem Jungen eine Reihe von kleineren Gaben auf den Tisch gelegt. Unter seinen Weihnachtsteller aber hatte ich ihm einen Zettel geschoben … Er fand den Zettel und ich sagte ihm:
‹Geh doch einen Augenblick in das Nebenzimmer und lies, was darauf steht.›
Ich ging langsam hinter ihm her. Ich sah, dass beim Lesen eine starke Bewegung durch ihn hindurchging. Er kam mir entgegen und sah mich strahlend an:
‹Vater!›
Er sagte nur das eine Wort, aber in diesem Wort lag die ganze Seligkeit seines Herzens. Er fiel mir um den Hals. Sein heisser Wunsch war erfüllt. Dann holten wir gemeinsam das Fahrrad, das irgendwo versteckt worden war.
Sein nächstes Zeugnis war besser.
An jenem Abend habe ich gelernt, was unverdiente Gnade Gottes ist und dass wir am Weihnachtsfest das Evangelium als frohe Botschaft von der schenkenden Güte Gottes verkündigen dürfen.»
Soweit das Bekenntnis dieses Pfarrers. Das Weihnachtsfest soll uns daran erinnern, dass Gott selbst uns beschenkt, obwohl wir es nicht verdient haben. Gott will uns nicht nach unseren bösen Taten und Gedanken bestrafen, sondern Er will uns nach Seiner grossen Gnade beschenken.
Die Bibel, Gottes Wort, erklärt uns: So «ist die Güte Gottes, unseres Retters, und seine Liebe zu uns Menschen erschienen, und er hat uns gerettet – nicht etwa, weil wir so gehandelt hätten, wie es vor ihm recht ist, sondern einzig und allein, weil er Erbarmen mit uns hatte» (Tit 3,4-5).
Als vor 2.000 Jahren Gottes Sohn geboren wurde, kam uns der lebendige Gott mit Seinem grössten Geschenk entgegen. Das war das erste Weihnachten! Durch das Leben dieses Gottessohnes Jesus Christus ist uns die alles-umfassende Gnade des göttlichen Vaters im Himmel erschienen. So sagt Gottes Wort: «Denn ‹in Christus› ist Gottes Gnade erschienen – die Gnade, die allen Menschen Rettung bringt» (Tit 2,11).
Der ewige Sohn Gottes wurde ein Mensch und lebte als Mensch unter Menschen. Gott begegnet uns darin persönlich. Wie reich wurden wir doch beschenkt! Darum ruft der Apostel Paulus aus: «Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!» (2. Kor 9,15).
Wenden wir uns nun einer Auswahl von drei Geschenken zu, die der Vater uns neben vielen anderen in der Gabe Seines Sohnes Jesus Christus darreicht.
- Die Liebe. Ja, Gott ist Liebe. Er hätte uns der Sünde wegen ausrotten und eine neue Menschheit schaffen können, aber das wäre nicht Gott. Eher ist Er bereit, die Schuld auf sich zu nehmen und sich selbst für uns zu geben. Das hat Er um Seiner Liebe willen in Jesus Christus getan. Die Bibel sagt: «Denn Gott ist durch Christus selbst in diese Welt gekommen und hat Frieden mit ihr geschlossen, indem er den Menschen ihre Sünden nicht länger anrechnet» (2.Kor 5,19).
In den Evangelien des Neuen Testaments heisst es zur Geburt Jesu: «Gott mit uns.» Der Herr zeigt uns in der Gabe Seines Sohnes, dass Er nicht gegen uns ist, sondern für uns. Menschen in der Bibel, die mit Gott oder Seinen Engeln konfrontiert wurden, zeigten alle dieselbe Reaktion: Furcht. Doch die Antwort Gottes war immer dieselbe: «Fürchte dich nicht!» Die Folge war, dass die Angst verschwand, denn sie hatten verstanden, dass Gott ihnen ausnahmslos in Seiner Liebe begegnen wollte.
Gott hat uns beschenkt mit Seiner grenzenlosen Liebe. Er liebt uns so sehr, dass Er uns alle bei sich, in Seinem ewigen Reich, haben will. Er öffnet uns den Himmel. Und wer sich dieser Liebe öffnet, wird mit Liebe erfüllt und kann selbst lieben.
- Gnade. Gnade bzw. Begnadigung ist etwas Wunderbares. Gnade erwartet keine Gegenleistung des Gegenübers, keine Rechenschaft, keine Wiedergutmachung. Gnade begnadigt, egal, wie hoch die Schuld auch sein mag. Die Gnade Gottes begleicht unsere Schuld aus dem Reichtum Seiner Gnade. Es ist ein kurzer Satz in der Bibel, und doch mit unendlichem Inhalt: «Aus Gnade seid ihr errettet!» (Eph 2,5).
- Vergebung. Kürzlich wurde der Chefredakteur eines grossen Zeitungsmagazins zitiert, der sich sinngemäss äusserte, dass Vergebung für ihn ein Grund wäre, zum Christentum zurückzukommen.
Wer von uns ist ohne Schuld? Ob sie nun gross ist oder klein. Jeder hat schon einmal gelogen, betrogen, Schlechtes gedacht und danach gehandelt. Vor allem aber sind wir vor Gott schuldig. Doch Er bietet uns in Jesus die Vergebung an, wodurch wir freigesprochen und nicht mehr gerichtet werden und somit freien Zugang in das ewige Gottesreich erhalten, wo das Leben nicht aufhört und es kein Leid und keinen Tod mehr gibt.
Sehnen Sie sich nicht nach wahrer Liebe? Schreit es nicht manchmal in Ihrem Herzen nach Gnade und Barmherzigkeit? Und drückt Sie nicht manche Schuld? Viele kommen in dieser Welt nicht zurecht und haben keinen inneren Frieden, weil sie das Geschenk von Weihnachten noch nie erfasst haben. Doch ein Geschenk muss angenommen werden. Solange man das nicht tut, besitzt man es nicht.
Nehmen Sie Gott ernst, indem Sie das grösste Geschenk, Jesus Christus, in einem einfachen Gebet annehmen. Beten Sie: «Vater im Himmel, ich nehme Deine Rettung in Jesus für mich in Anspruch und danke Dir dafür.»
«Denn ‹in Christus› ist Gottes Gnade erschienen – die Gnade, die allen Menschen Rettung bringt» (Tit 2,11).
Seien Sie ein Beschenkter!