Die tiefere Dimension des Vaterunsers (Teil 2)

Das Vaterunser kann durchaus als Gemeindegebet gesehen und gebetet werden, es hat aber darüber hinaus eine tiefere prophetische Dimension, die wir hier beleuchten möchten.

In der grossen Trübsal, die die Enderfüllung der Evangelien ist, wird die grosse Versuchung durch den Antichristen über den ganzen Erdkreis kommen. Jesus hatte in Seiner Endzeitrede wiederholt vor der endzeitlichen Verführung gewarnt (Mt 4,4-5.11.24). Der Böse (Satan) wird seine Macht und Kraft dem antichristlichen Weltherrscher geben (Offb 13,2.4). Ihm wird 42 Monate Macht verliehen (Offb 13,5). In dieser Zeit wird er Vollmacht haben über alle Völker, Sprachen und Nationen (Offb 13,7). In Offenbarung 12 wird uns berichtet, wie der Drache in seiner Bosheit die Frau (Israel) verfolgt und Krieg gegen die Übrigen ihres Samens führt. Der Antichrist – als gleichsam falscher Prophet – wird diese Macht übertragen bekommen (Offb 13,12) und er wird die Menschen verführen und beherrschen. Die grosse Versuchung wird darin bestehen, das Malzeichen anzunehmen und das Bild des Tieres anzubeten (Offb 13,15-16). In dieser Zeit werden die Überwinder beten, dass der Herr sie bewahren möge: «Und führe uns nicht in Versuchung, sondern errette uns von dem Bösen.»

Selbstverständlich beten auch wir, dass der Herr uns bewahren und Kraft verleihen möchte, zu überwinden und zu widerstehen, doch dies auf der Basis der Ereignisse nach Pfingsten und der daraus folgenden Lehrbriefe der Apostel. So schreibt zum Beispiel der Apostel Johannes der Gemeinde: «Wir wissen, dass jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt; sondern wer aus Gott geboren ist, der bewahrt sich selbst, und der Böse tastet ihn nicht an» (1.Joh 5,18).

«Gib uns heute unser tägliches Brot»: «Und ich werde die Seele der Priester mit Fett sättigen, und mein Volk soll sich an meiner Güte sättigen! spricht der Herr» (Jer 31,14). 

Sicher darf dies jeder zu allen Zeiten beten. Es darf für die Bitte stehen, dass der Herr uns auch heute täglich von neuem versorgen möchte, denn allzu schnell kann der Wohlstand zusammenbrechen. Dennoch meine ich, dass es zuerst Israels Situation betrifft, und zwar in der grossen Trübsal. In jener wird es ohne das Malzeichen schwer sein, zu kaufen oder zu verkaufen (Offb 13,17). Die Erde wird von Hungersnöten und anderen Katastrophen heimgesucht werden (Offb 6,6; Mt 24,7). In dieser Zeit findet dieses Gebet grösste Bedeutung. So heisst es in Jesaja: «Und der Herr wird euch in Trübsal Brot und in Ängsten Wasser geben» (Jes 30,20). Die Gemeinde Jesu heute wird hingegen aufgefordert, die eigenen Angelegenheiten zu besorgen, mit den eigenen Händen zu arbeiten und den Bedürftigen abzugeben (1.Thess 4,11; Eph 4,28).

«Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden. … Und vergib uns unsere Schulden»: «Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schliessen werde; nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern schloss an dem Tag, da ich sie bei der Hand ergriff, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen; denn sie haben meinen Bund gebrochen, obwohl ich doch ihr Eheherr war, spricht der Herr. Sondern das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schliessen werde, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Innerstes hineinlegen und es auf ihre Herzen schreiben, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein; und es wird keiner mehr seinen Nächsten und keiner mehr seinen Bruder lehren und sagen: ‹Erkenne den Herrn!› Denn sie werden mich alle kennen, vom Kleinsten bis zum Grössten unter ihnen, spricht der Herr; denn ich werde ihre Missetat vergeben und an ihre Sünde nicht mehr gedenken!» (Jer 31,31-34).

Norbert Lieth absolvierte seine theologische Ausbildung an der Bibelschule des Mitternachtsruf in Südamerika und war dort auf verschiedenen Missionsbasen tätig. Ein zentraler Punkt seines weltweiten Verkündigungsdienstes ist das prophetische Wort Gottes.
Zurück