Kein Grund zur Resignation (Teil 1)

Die Ferienzeit ist eine gute Zeit, um zur Ruhe zu kommen, doch viele Menschen bleiben trotzdem ruhelos und gehen alles andere als gestärkt durch den Sommer. Einige Gedanken.

Ein Ehepaar hatte durch einen Autounfall seine Tochter verloren. Die Frau kam nicht über dieses Leid hinweg. Sie verglich sich immer mit den Nachbarn, denen es so gut zu gehen schien, die eine glückliche Familie, schöne Ferien, ein ruhiges Leben usw. hatten. Eines Tages ging sie mit ihrem Kummer zum Pfarrer und fragte ihn, ob er ihr helfen könne. Er meinte, das werde wohl möglich sein, und fügte hinzu: «Doch zuvor bitte ich Sie, etwas zu tun: Gehen Sie in jedes Haus Ihres Dorfes und besorgen Sie mir eine Rose für jede Familie, in der kein Leid vorhanden ist.» Die Frau machte sich auf den Weg. Sie kam zurück – ohne Rosen, aber mit einem grossen Strauss neuer Erfahrungen …

Der Psalmist ruft aus: «Höre auf mich und antworte mir! Ich bin unruhig in meiner Klage und stöhne vor dem Brüllen des Feindes, vor der Bedrückung des Gottlosen; denn sie wollen Unheil über mich bringen und befeinden mich grimmig! Mein Herz bebt in mir, und die Schrecken des Todes haben mich überfallen; Furcht und Zittern kommt mich an, und Schauder bedeckt mich» (Ps 55,3-6). 

Jeder kennt die eine oder andere Not auch aus persönlicher Erfahrung: 

  – Unruhe: Man kommt nicht zur Ruhe; man ist aufgewühlt und nervös. Irgendetwas treibt einen um; vielleicht eine ständige Sorge.

  – Brüllen des Feindes: Selbstanklagen. Die Anklage des Feindes Gottes betrübt und entsetzt einen und die Anklagen anderer setzen einem zu.

  – Bedrückung: Man kann einfach nicht mehr heiter sein, muss sich unter Umständen zum Lachen zwingen. Die Stimmung ist trüb, ja gar auf dem Nullpunkt.

  – Unheil (Unglück): Man hat sich alles so anders vorgestellt. Jetzt hat man plötzlich mit Krankheit, Unglück, Arbeitslosigkeit, Geldsorgen und Unzufriedenheit zu kämpfen. Alles geht schief. Den andern geht es so gut, warum trifft gerade mich so ein Unglück?

  – Befeindung: Vorgesetzte oder Kollegen/Kolleginnen am Arbeitsplatz, die Nachbarn oder gar Familienangehörige haben immer etwas an einem auszusetzen.

  – Beben, Schrecken, Furcht, Zittern, Schauder: Beben vor dem, was ist; Schrecken des Todes; Furcht vor der Zukunft; Zittern im Blick auf all die Unsicherheiten und der Schauder vor dem, was kommen könnte. 

Die Situation ist zum Davonlaufen. «Herr komme bald, wir warten schon so lange!» Ist es nicht manchmal so, dass man seufzt: «Ach, lasst mich doch alle in Ruhe!» Manchmal möchte man einfach nur weg, am besten möglichst weit weg. Dann fängt man an zu träumen und Wünsche steigen hoch: «Mal ganz für sich alleine sein», «Irgendwo einen Ort haben, wo man ungestört ist», «Nochmals ganz von vorne anfangen», «Nur noch mit demjenigen zusammen sein, mit dem man sich versteht». Das Wort «Aussteiger» ist längst zu einem Modewort geworden, allerdings nicht im Sinne jenes Ehemannes, der verträumt zu seiner Frau sagte: «Ach, weisst du Schatz, ich möchte gerne mal irgendwohin, wo ich noch nie war, mal was machen, was ich noch nie gemacht habe.» Darauf erwiderte die Frau: «Dann geh in die Küche und wasch ab.» Auch eine Art von Seelsorge …

 Die Belastung der Arbeit, der Stress, fehlende Erholungszeiten, Spannungen in der Familie, Sorge um die Kinder, andauernde Rückschläge, drohende Krankheit, Älterwerden, finanzielle Nöte, immer neue Konfrontationen, Hindernisse und Auseinandersetzungen machen mürbe. Und mit dem Wünschen kommt man auch nicht weiter. Stattdessen kommen neue Anforderungen. Vielleicht wurde man ganz empfindlich getroffen; es hätte nicht schlimmer werden können. Die Ruhelosigkeit nimmt überhand. 

Bei all dem besteht die Gefahr, dass man resigniert und sich isoliert. Manche kommen dabei derart an ihre Grenzen, dass sie daran denken, aus dem Leben zu scheiden. Oder sie denken wie der Psalmist: «Vertilge sie, Herr …» (Ps 55,10). Anders ausgedrückt: «Nimm alles weg, lass es platzen wie einen Ballon, damit es mich nicht mehr plagt. Nimm alle meine Probleme weg, schaffe die Lösung, aber ganz schnell!»

Ist es nötig zu resignieren? Nein! Vergessen Sie nie, dass der Herr Sie in diese Welt gesetzt hat und dass Sie unter der Zulassung Gottes in dieser Situation sind. Sie haben eine Aufgabe! Das Ganze ist nicht sinnlos! Es gibt einen Ort der Ruhe für Sie! 

Wir Christen haben ein Vorrecht gegenüber allen anderen Menschen auf dieser Erde: Wir können beten: «Ich aber rufe zu Gott, und der Herr wird mir helfen. Abends, morgens und mittags will ich beten und ringen, so wird er meine Stimme hören. Er hat meine Seele erlöst und ihr Frieden verschafft» (Ps 55,17-19). Es gibt drei überlegene und wirksame Hilfen für unser Leben: 1. beten, 2. beten und 3. beten. «Abends, morgens und mittags will ich beten und ringen, so wird er meine Stimme hören.» Wir sollten die Kraft des Gebets niemals unterschätzen!

  Vielleicht ist gerade das ein Grund für Ihre Niedergeschlagenheit und Ruhelosigkeit, dass Sie im Gebet nachgelassen bzw. resigniert haben. Der Herr holt Seine Kinder nicht in jedem Fall aus ihrer bedrückenden Situation heraus; beseitigt die Sorgen nicht immer, aber Er hilft uns und verschafft uns inmitten von Bedrängnis Frieden und Ruhe. «Er hat meine Seele erlöst und mir Frieden verschafft», heisst es im Zusammenhang mit dem Gebet. Frieden? – Mitten im Unfrieden, der mich bedrängt? – Ja! «Seid um nichts besorgt, sondern in allem sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus» (Phil 4,6-7).

Norbert Lieth absolvierte seine theologische Ausbildung an der Bibelschule des Mitternachtsruf in Südamerika und war dort auf verschiedenen Missionsbasen tätig. Ein zentraler Punkt seines weltweiten Verkündigungsdienstes ist das prophetische Wort Gottes.
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