Unter dem Eindruck der Terroranschläge des 11. September 2001 schrieb Focus am 25. Februar 2002 einen Leitartikel zum Thema «Zeit für Helden – warum sich die Menschen nach Idolen sehnen.» Darin ist über die Rückkehr der Helden zu lesen: «Insbesondere nach der Zäsur des 11. September haben die lange verfemten ‹heros› (Helden) wieder Konjunktur.» Diese Heldenkonjunktur hat seitdem nicht nachgelassen, sondern unablässig zugenommen. Superhelden, Halbgötter und Übermenschen geben in der Unterhaltungsindustrie den Ton an. Ihre Geschichten scheinen ein tiefsitzendes Bedürfnis gerade in den Menschen des Westens zu wecken, die sich von Gott selbst immer mehr abwenden. Die Helden sind die Ersatzgötter unserer säkularisierten Gesellschaft.
Der Mensch ist auf der Suche nach Leitfiguren, die Vorbildfunktion haben. Focus bemerkte dazu seinerzeit: «Das Durchhalten, die ‹übermenschliche Leistung›, die Bereitschaft zum Opfer und zum Leiden gehören seit jeher zum Wesen eines Helden. Er sei das Relikt der alten ‹Kriegergesellschaften› und das Produkt einer ‹archaischen Denkwelt›.» – «Im Prinzip […] hat der ‹hero›, der ein Gleichheits- und ein Friedensfeind ist, in einer Demokratie nichts verloren. […] Das Einstehen und Kämpfen für bestimmte Werte belegt der ‹hero› durch seine Bereitschaft, seine körperliche Unversehrtheit oder gar sein Leben zu opfern. […] Der ‹hero› verfolgt ein bestimmtes Ziel, er hat einen Auftrag, eine Mission, von der er nicht ablässt. Diese einzigartige Form der Sturheit, das Fehlen jeglichen Selbstzweifels, gilt für die Urheroen der Antike […] bis hin zu den Pop-Heroen […] Der berühmte Altphilologe Karl Kerenyi erkannte gerade in dieser Unbeweglichkeit des Heroen den ‹Glanz des Göttlichen› in ihm. […] Die Sehnsucht nach dem Übermenschen […] sei deshalb so gross, weil sich das Individuum eben doch insgeheim in die ‹Alphaposition wünsche› […] Durch ihre Strategie der rücksichtslosen Kraftentfaltung pervertierten die Nationalsozialisten das Ideal des Helden.»
Es gab schon einmal eine Zeit der Helden, nämlich die Generation zur Zeit der Sintflut. Diese damalige «Endzeit» war nicht weit entfernt vom göttlichen Gericht. Über diese Zeit wird berichtet: «In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde, und auch danach, als die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren. Das sind die Helden, die in der Vorzeit waren, die berühmten Männer» (1.Mo 6,4 vgl. Hiob 1,6; 2,1; 2.Petr 2,4–5; Jud 6–7). Bei diesen «Söhnen Gottes» handelt es sich nach unserem Dafürhalten um gefallene Engel, die ihre Wohnstatt verlassen und in den Körpern von Menschen – vielleicht Kriegern, Autoritäten, Helden, berühmten Männern – Wohnung genommen hatten. Interessanterweise glaubte man in der Antike, dass Helden oder berühmte Männer von «Göttern» abstammten, und zwar durch den Verkehr zwischen «Göttern» und Menschen. Das legt die Annahme nahe, dass die abgefallenen Engel, die als «Söhne Gottes» beschrieben werden, sich den Menschen als «Götter» vorstellten und sie verführten. Wie der zitierte Bericht zeigt, sieht man heute noch in den Helden den «Glanz des Göttlichen».
Jesus vergleicht die Endzeit mit der Zeit Noahs und sagt: «Und wie es in den Tagen Noahs geschah, so wird es auch sein in den Tagen des Sohnes des Menschen» (Lk 17,26). Ob unsere Zeit, in der man sich so sehr nach Helden und Übermenschen ausstreckt, die Einführung in diese Tage Noahs ist? Jedenfalls gibt es erstaunliche Parallelen.
Der Mensch «braucht dringend Helden, egal woher sie kommen», schrieb Focus nun schon vor über 15 Jahren. Diese Sehnsucht ist nicht abgerissen, sondern nur intensiver geworden. Vielleicht ist der Moment weiter näher, als wir meinen, in dem ein falscher Jesus als Held auftritt und rücksichtslos sein Ziel und seine teuflische Mission durchsetzt. Er wird eine Vorbildfunktion übernehmen und eine Leitfigur, ein Idol, für die Welt werden. Er wird der «Übermensch» sein, nach dem die Welt verlangt, und er wird seine Überlegenheit auf allen Gebieten demonstrieren. Er wird so von sich überzeugt sein, dass er viele Menschen für seine Sache gewinnt. Er wird der Held sein, nach dem sich alle sehnten, der «Avenger», «Superman» oder «Guardian», der Zeichen und Wunder tut, zu dem alle aufblicken werden: «Und ich sah einen seiner Köpfe wie zum Tod geschlachtet. Und seine Todeswunde wurde geheilt, und die ganze Erde staunte hinter dem Tier her. Und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier die Macht gab, und sie beteten das Tier an und sagten: Wer ist dem Tier gleich? Und wer kann mit ihm kämpfen?» (Offb 13,3–4).
Nur einer wird diesen «Helden» besiegen können: der Herr Jesus Christus bei Seiner Rückkehr (2.Thess 2,8). Es ist sehr aufschlussreich, dass jedes Mal, wenn die Bibel (z.B. in Dan 2, 7, 8 und 11) über das letzte antichristliche Weltreich spricht, die Ausführungen damit enden, dass der Herr Jesus wiederkommt als «Stein vom Himmel fallend», als «Menschensohn» oder als «Fürst der Fürsten», um diesem Reich ein Ende zu setzen und selbst ein Reich aufzurichten, das niemals untergehen wird. So endet auch die Offenbarung mit dem herrlichen Triumph der Wiederkunft und Herrschaft Jesu. Er ist der Held aller Helden, der König aller Könige und der Herr aller Herren!
Heute wird unsere Erde immer unverblümter der kommenden Schreckensherrschaft in der grossen Trübsal entgegengeführt und darauf eingestimmt. Doch bald danach kommt der Herr, dem das letzte Wort und alle Reiche dieser Welt gehören: «Und ich hörte etwas wie eine Stimme einer grossen Volksmenge und wie ein Rauschen vieler Wasser und wie ein Rollen starker Donner, die sprachen: Halleluja! Denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat die Herrschaft angetreten» (Offb 19,6).