«Gott sprach: Mein Angesicht soll vorangehen; ich will dich zur Ruhe leiten» (2.Mo 33,14). Teil 1.
Gottes Angesicht vorangehen zu lassen, ist das Beste, was wir tun können! Denn es ist Sein leuchtendes Angesicht, das nicht nur unsern Weg erhellt, sondern bei aller Verunsicherung in Bezug auf die Zukunft, die uns oft bange machen möchte, auch Zuversicht und Geborgenheit schenkt. Sein Angesicht bedeutet auch ewiges Licht, das alle Finsternis vertreibt. Zu diesem Licht hin möge es uns ziehen!
Halten wir es doch mit dem König David, der betete: «HERR, zeige mir deine Wege und lehre mich deine Pfade!» – und der hernach bezeugt: «Er leitet die Elenden in Gerechtigkeit und lehrt die Elenden seinen Weg. Alle Pfade des HERRN sind Gnade und Wahrheit für die, welche seinen Bund und seine Zeugnisse bewahren» (Ps 25,4; 9-10). Solche Gnadenerweise göttlicher Führung dürfen wir mit Ihm erleben. Welch herrliche Ermutigung!
Das Volk Israel im Exodus
Das verheissungsvolle Wort «Mein Angesicht wird mitgehen», hat Gott Mose zugerufen. Das befreite hebräische Sklavenvolk war in der Wüste unterwegs, von Gott selbst fürsorglich geleitet. Der Anführer Mose war zwar ein sehr kluger Mann, denn heisst es von ihm: «Mose wurde in aller Weisheit der Ägypter gelehrt und war mächtig in Worten und Werken» (Apg 7,22), aber Gott wählte ihn nicht auf Grund seiner Intelligenz oder Rhetorik für diese Führeraufgabe aus.
Vielmehr war es so, dass Mose von Gott in eine Aufgabe hineingestellt wurde, von der er sich gänzlich überfordert fühlte. Das macht Gott oft so, weil Er nicht auf menschliche Qualitäten, auf Alleskönner und Selfmademen (Selbermacher) angewiesen ist. Wer sich bei Gott seiner natürlichen Anlagen und Fähigkeiten rühmen will, kommt bei Ihm an die falsche Adresse. Für besonders grosse Aufgaben erwählt Er sich in erster Linie solche Menschen, die gehorchen lernten. Gott machte mit Mose auch keinen Eignungstest, sondern nahm ihn so, wie er war, in Seine besondere geistliche Lebensschule. Weil sich Mose darin bewährte, nahm Gott ihn in Seinen Dienst (vgl. dazu 2.Mo 2,4).
Die grosse Krise
Nun gab es unterwegs eine nahezu ausweglose Krisensituation. Das Bundesvolk Gottes wurde zügellos, rebellierte gegen Gott und Mose und war ungehorsam und widerspenstig. Da beschloss Gott, Seine Hand zurückzuziehen und das halsstarrige Volk in der Wüste umkommen zu lassen. Somit hätte Israel das gelobte Land niemals erreicht. Wohl heisst es, dass Mose immer wieder Zuflucht bei Gott suchte – «Der Herr aber redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freunde redet» (2.Mo 33,11) –, aber nun war er am Ende und wusste nicht mehr wie weiter. Vor ihm Hindernisse, hinter ihm Unmöglichkeiten zur Rückkehr, unter ihm der trockene, heisse Wüstenboden – und über ihm der zornige Gott.
Er schien in einer Falle zu sein. Und dennoch legte er Fürsprache für das querköpfige Volk ein und erinnerte Gott an Sein Versprechen: «Du hast doch gesagt – Du hast doch versprochen – Du hast doch verheissen… – Dieses Pöbelvolk ist doch Dein Volk.» So stand dieser treue Gottesknecht zwischen Seinem Gott und seinem Volk, und beide konnte und wollte er nicht loslassen. Das bezeugt er später selber: «Ich stand zu derselben Zeit zwischen dem Herrn und euch …» (5.Mo 5,5).
Als Mittler bat er für sein Volk: «Vergib ihnen doch ihre Sünde; wenn nicht, dann tilge mich aus deinem Buch, das du geschrieben hast» (2.Mo 32,32). Aber Gott tilgte ihn nicht aus Seinem Buch, denn Er ist ein erbarmender Gott. Mose bekommt die rettende Antwort: «Mein Angesicht soll vorangehen; ich will dich zur Ruhe leiten.» Wenn Sein Angesicht vorangeht, sind die Wege gebahnt! So handelt der treue Gott! «Sind wir untreu, so bleibt er doch treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen» (2.Tim 2,13).
«Mein Angesicht soll vorangehen …», kann aus dem Hebräischen auch so übersetzt werden: «Ich selbst werde mitgehen, und ich werde dir Ruhe geben», oder es kann sogar auch als Frage verstanden werden: «Wenn ich in Person mitzöge, würde ich dir dadurch Beruhigung verschaffen?» So übersetzt es Hermann Menge. Und so versteht es auch Martin Buber: «Ginge mein Antlitz mit, ruhige ich dich?» Welch eine väterliche, fürsorgliche Liebe hört man doch aus diesen Worten heraus; ein herrliches Angebot göttlicher Hilfe und Zuwendung! Das gilt allen, die Ihm vertrauen!
«Es soll meine Freude sein, ihnen Gutes zu tun, und ich will sie in diesem Lande einpflanzen, ganz gewiss, von ganzem Herzen und von ganzer Seele» (Jer 32,41). Die allergrösste Wohltat erwies uns Gott in der Gabe Seines Sohnes. Und dessen grösste Liebestat war, dass Er uns Menschen durch Sein Versöhnungsopfer auf Golgatha aus unserer Sündenverstrickung befreite.
Wie bedauernswert sind Menschen, die Jesus nicht kennen oder gar ablehnen! Wie verkehrt, aus Horoskopen und dergleichen den richtigen Weg für die Zukunft herausfinden zu wollen! Und wie nichtig und töricht ist der Wunsch: «Ein guter Stern möge uns leiten.» Nein, so nicht, sondern: «Mein Angesicht wird mitgehen und dich zur Ruhe bringen.» Dies sei unsere Losung, denn dann sind wir auf dem rechten Kurs und in sicherer Führung!