Vergleiche ziehen

Christen sind dazu aufgefordert, Vergleiche zu ziehen, sagt doch 2. Korinther 13,5: «Prüft euch selbst!»

Es ist unser Privileg und soll ein gewaltiger Ansporn sein, dass wir von unserem Schöpfer zur Selbstprüfung befähigt worden sind, denn das kann keine andere Kreatur. Es fragt sich nur: Was ist mein Ideal, mit wem vergleiche ich mich?
«Manchen meiner Mitmenschen geht es besser als mir. Sie sind begabter, netter und hübscher als ich, haben mehr Erfolg, geniessen mehr Anerkennung, haben eine attraktivere Frau oder gelten in der Gemeinde oder beim Pastor mehr als ich usw. Oh, ich armer Tropf …!»
Ebenso daneben ist ein überhebliches Selbstwertgefühl wie das jenes Pharisäers, der betete: «O Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner da» (Lk 18,11).
Falsche Vergleiche sind fatal und ein Fallstrick des Teufels! Wie schnell kann der listige Verführer uns da erwischen und unser Denken und Wünschen in die verkehrte Richtung lenken. Neid und Ehrgeiz vergiften und zerstören Familien, Freundschaften oder das Arbeitsklima. Es gibt nur ein wirksames Gegenmittel: Busse und Umkehr zu Dem, der nicht Seine Ehre, sondern des Vaters Wohlgefallen suchte: Jesus. Er sagte von sich selbst: «Ich aber suche nicht meine Ehre» (Joh 8,50). Und: «Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen» (Mt 11,29).
Wir sollen uns mit Jesus vergleichen? Ja. Doch dann einfach nur festzustellen «Ich elender Mensch …» (Röm 7,24) genügt nicht. Auch das würde uns bloss in abgöttisches Selbstmitleid treiben.
Das ganze Zitat aus 2. Korinther 13,5 lautet: «Prüft euch selbst, ob ihr im Glauben seid; untersucht euch selbst; oder erkennt ihr euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist?»
Es geht um die Echtheit und Aufrichtigkeit unseres Glaubens. So wie Jesus unverwandt auf den Vater blickte – «… gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir» (Joh 17,21) –, so wollen wir beständig auf Jesus blicken und danach trachten, Ihm zu gefallen und uns in Sein Wesen umgestalten zu lassen. Wir kennen Jesu Wort in der Bergrede an Seine Jünger: «Ihr sollt vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist!» (Mt 5,48). Ist die Latte da nicht zu hoch gesetzt? Verlangt Jesus das wirklich von uns? Absolut! Ebenso sicher aber weiss Er, dass wir das aus uns selbst nicht fertigbringen, auch nicht mit grösstem Heiligungskrampf. Ist es uns jedoch ernst mit der Nachfolge Jesu, dann dürfen wir uns auf Philipper 2,13 stützen: «Denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Vollbringen, zu seinem Wohlgefallen.» Das macht Mut! Die Voraussetzung ist, dass wir uns anhand des Wortes Gottes selbst prüfen und uns von Ihm prüfen lassen, indem wir beten: «Erforsche mich, o Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich es meine; und sieh, ob ich auf bösem Weg bin, und leite mich auf dem ewigen Weg!» (Ps 139,23-24). Wie Edelmetall beim Schmelzen geläutert wird, so müssen die «Schlacken» auch in unserem Christenleben entfernt werden. In Sacharja 13,9 spricht Gott: «Ich will … läutern, wie man Silber läutert, und ihn prüfen, wie man Gold prüft.»
Gott hat die Messlatte hoch gelegt: «… dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden» (Röm 8,29). Dazu ermahnt uns auch Philipper 2,5: «Ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war.» Freiwillig verzichtete Er auf die göttliche Glorie und erwählte um unsertwillen den schmachvollen Kreuzesweg, den bitteren Tod. So kann unser Weg zum Himmelreich auch nur über den Pfad des Gehorsams gehen, indem wir uns immer wieder an Seinem Wort orientieren: «Passt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern lasst euch verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist» (Röm 12,2). Ewige Freude, himmlische Herrlichkeit wird unser Lohn sein!

Burkhard Vetsch, (1920–2008) war ein langjähriger Seelsorger und Verkündiger des Missionswerkes und der Gemeinde ­Mitternachtsruf. Sein Schwerpunkt war die Liebe und Nachfolge Christi im Alltag.
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