Vom überzeugten Nazi zum Zeugen Jesu Christi – Teil 2

Mario Scholl (Name von der Redaktion geändert) war vor seiner Bekehrung zu Jesus Christus Funktionär der Nationalsozialistischen Partei Deutschlands (NPD). In einem Interview fragte Norbert Lieth ihn nach seinem früheren Leben.

Hatte Ihre Familie in der Zeit Ihrer NPD-Zugehörigkeit Verbindung mit dem Missionswerk Mitternachtsruf?
Meine Eltern sind langjährige Abonnenten der Monatszeitschriften «Mitternachtsruf» und «Nachrichten aus Israel». Ausserdem waren sie Mitglieder im Kassettenring und bekamen somit monatlich die Botschaften von Wim Malgo zugeschickt. Des Weiteren besuchten sie Veranstaltungen, die das Missionswerk in der Umgebung organisierte. Ich wusste auch, dass meine Eltern monatlich Spenden an das Missionswerk überwiesen, was mich persönlich mächtig ärgerte.

Kannten Sie den Gründer und damaligen Leiter des Missionswerkes, Wim Malgo, und was hielten Sie von ihm?
Ich kannte ihn nicht persönlich, wohl seine Predigten und Broschüren, die als so genannte «Judenblätter» monatlich ins Haus kamen. Sein Dialekt und seine Art zu predigen waren mir derart zuwider, dass es darüber bei uns oft böse Konflikte und heftige Diskussionen gab.

Was hat Sie an der Botschaft des Mitternachtsruf gestört?
Vor allem die pro-israelische Haltung und die Verurteilung des Dritten-Reich-Regimes sowie die kollektive Schuldzuweisung für den Holocaust an alle Generationen der Deutschen. Ausserdem war er (Wim Malgo) ja «nur» ein Holländer, also einer von denen, die von der deutschen Wehrmacht überrollt wurden.

Haben Sie versucht, diese ablehnende Haltung anderen gegenüber zu zeigen bzw. auf Konfrontation zu gehen?
Es war meine «anständige» Pflicht, auf Konfrontation zu gehen. Alles, was irgendwie christlich war, musste darunter leiden.

Gab es diesbezüglich familiäre Konflikte? Wenn ja, wie äusserten sich diese?
Konflikte gab es jedes Mal, wenn ein Tonträger oder Literatur vom Missionswerk kam. Ich erinnere mich, dass ich besonders auf abgebildete Militärmaschinerie achtete, die den «armen Palästinensern» Tod und Verderben brachte. Das war eben das «jüdische Christentum», wie ich es nannte, das Tötungsmaschinen darstellte und verherrlichte, obwohl diese meiner Meinung nach ja sowieso nur durch Spionage und Diebstahl erworben worden waren. Die «Tugenden» der Juden waren in meinen Augen Lüge, Betrug und Diebstahl.

Was ist in Ihrem Leben nach Ihrer persönlichen Umkehr zu Jesus Christus anders geworden?
Meine Einstellung hat sich buchstäblich um 180 Grad gewendet. Ich erkannte, dass ich mich gegen Wim Malgo und das Volk Israel fast unverzeihlich versündigt hatte. In meiner aktiven Zeit verteilte ich für die Partei Tausende und Abertausende Werbeträger. Heute möchte ich Tausende und Abertausende Werbeträger für Jesus verteilen. Ich war in der parteilichen Organisation tätig, wo ich vieles gelernt habe, und das möchte ich heute der Sache Jesu zur Verfügung stellen.

In der Zwischenzeit sind Sie von einem der Söhne Wim Malgos getauft worden, was wie ein Paradox klingt. Wie denken Sie im Nachhinein darüber?
Vorweg muss ich sagen, dass es mir natürlich heute eine Herzensangelegenheit wäre, Wim Malgo persönlich um Verzeihung zu bitten, wenn ich könnte. Aber er ist 1992 verstorben und nun in der ewigen Heimat, an die er ein Leben lang geglaubt hat. Ich darf an seinem reichhaltigen Erbe, das er durch sein Lebenswerk (das Missionswerk) hinterlassen hat, teilhaben. Jedes Mal, wenn wir die Zionshalle besuchen, liegt ein wunderbarer Segen auf uns. Dass ich von seinem Sohn getauft wurde, empfinde ich als ein grosses Vorrecht.

So könnte man also in gewisser Weise sagen, dass Sie sich, durch die Gnade des Herrn, von einem «Saulus» zu einem «Paulus» gewandelt haben?
Ich würde mir niemals anmassen zu denken, ich hätte ein Format wie Paulus. Auch glaube ich nicht, dass ich jemals diese Grösse erreichen werde. Dennoch kann ich sagen, dass ich von einem ganz argen Bösewicht zu einem Christen wurde.

Wie beschreiben Sie Ihr heutiges Verhältnis zum Missionswerk Mitternachtsruf?
Ich werde jedes Mal in besonderer Weise von den Botschaften der Prediger gesegnet und nehme einen tiefen Frieden mit nach Hause. Ich werde immer unruhig, wenn ich die Gottesdienste aus privaten oder beruflichen Gründen nicht besuchen kann. Da wir eine ziemliche Wegstrecke fahren müssen, können wir nur zweimal im Monat anwesend sein. Wenn dann noch etwas dazwischen kommt, haben wir eine tiefe Sehnsucht nach dem Worte Gottes.

Was hat sich für Sie ganz persönlich geändert?
Durch mein «Christ-werden» habe ich an vielen Dingen, die mir früher äusserst wichtig waren, das Interesse fast vollständig verloren. Ich bewege mich in ganz anderen Kreisen als damals. Alte Kontakte existieren nicht mehr, dafür neue und segensreiche. Weltanschauungen haben sich völlig gewandelt und ich durfte erkennen, dass das Heil aus dem Volk Israel kommt. Christliche Lieder, die ich früher nur herunterlas, wurden mir auf einmal deutlich und deren Inhalt sonnenklar. Abschliessend möchte ich sagen: «Ich lag in Banden der schlimmsten Sünden, ich lag in Banden und konnt’ nicht los.» Aber Jesus hat mich erlöst und befreit!

Herr Scholl, vielen Dank für das Gespräch. In Ihrem Leben hat sich erfüllt, was der Herr Jesus in Johannes 8,36 gesagt hat: «Wenn euch nun der Sohn frei machen wird, so seid ihr wirklich frei.» Ihm gebührt alle Ehre!

Norbert Lieth absolvierte seine theologische Ausbildung an der Bibelschule des Mitternachtsruf in Südamerika und war dort auf verschiedenen Missionsbasen tätig. Ein zentraler Punkt seines weltweiten Verkündigungsdienstes ist das prophetische Wort Gottes.
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